Dresden KV-Chef Heckemann besorgt wegen Impfmüdigkeit in Sachsen
Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Sachsen beobachtet mit Sorge eine nachlassende Impfbereitschaft in Sachsen. "Die Ärzte verfügen alle über ausreichend Impfstoff, aber es fehlen die Impflinge", sagte Klaus Heckemann der Deutschen Presse-Agentur. Habe eine Praxis vorher rund 100 Menschen pro Woche geimpft, seien es jetzt "vielleicht zehn bis 15 Leute", schätzt Heckemann. Es gehe nicht mehr um die Ablehnung eines Impfstoffes oder um den Wunsch nach einem bestimmten Präparat. "Es kommt einfach niemand mehr." Derzeit seien die Infektionszahlen niedrig, viele Menschen entsprechend sorglos.
In Dresden hat Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) für Dienstagvormittag zum Impfgipfel geladen, um wieder Schwung in die Impfkampagne zu bringen. Bei der Quote der vollständig Geimpften liegt Sachsen im bundesweiten Vergleich zurück.
Von einer allgemeinen Impfpflicht hält Heckemann dennoch wenig - und hält sie zudem für schwer umsetzbar. "Die Zahlen werden wieder steigen", so der Mediziner. Auf eine Impfung zu verzichten, sei ein "persönliches, individuelles Risiko", das sich eigentlich vermeiden lasse. Bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen zeigte sich Heckemann hingegen skeptisch. Bei ihnen bestehe nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken.
Heckemann geht davon aus, dass in den Arztpraxen auch Impfstoff verfällt. Eine Größenordnung lasse sich aber nur schwer ausmachen, hieß es. Gerade der in Praxen verwendete Impfstoff von Biontech halte sich nur rund 30 Tage. "Im Zweifel nimmt man vielleicht lieber zwei Dosen und lässt die restlichen verfallen, anstatt die gesamte Ampulle zu entsorgen." Bis vor kurzem hätten sich die Ärzte gegenseitig angerufen, um nach Impfstoff zu fragen. "Jetzt heißt es, willst Du noch Impfstoff, bevor er verfällt", berichtete Heckemann aus dem Alltag der Arztpraxen.