Flüchtlingsunterkunft Düsseldorf-Golzheim für 640 Geflüchtete: Anwohner besorgt

Die Bezirksregierung Düsseldorf plant eine zentrale Unterbringungseinrichtung für Geflüchtete in Golzheim. Am Donnerstagabend hatten Bürger die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

In einer Flüchtlingsunterkunft im Düsseldorfer Stadtteil Golzheim sollen bis zu 640 Geflüchtete in einem Bürogebäude unterkommen, in einer sogenannten zentralen Unterbringungseinrichtung. Ende 2024, so der Plan, soll das Gebäude bezugsfertig sein. Der Mietvertrag dort wurde für achteinhalb Jahre geschlossen.

Die Entscheidung der Bezirksregierung war in die Öffentlichkeit gedrungen, bevor die Nachbarschaft offiziell informiert wurde. Und sie führte zu Widerstand. Die AfD mobilisierte gegen die Pläne, sprach von einem "neuen Brennpunkt", der in der Gegend rund um den Frankenplatz zu entstehen drohe.

"Wir stehen unter sehr großem Handlungsdruck"

Am Donnerstagabend spricht im gut gefüllten Saal der katholischen Kirchengemeinde Heilige Dreifaltigkeit zuerst Chris Patrick Kruse. Er ist der zuständige Abteilungsleiter für den Bereich Flüchtlinge bei der Bezirksregierung. Kruse erinnert an die weltpolitische Lage, an den Krieg in der Ukraine, die Naturkatastrophen in der Türkei und Libyen, die Situation in Afghanistan und Gaza. "Die geflüchteten Menschen sind hier", sagt Kruse. Nun müssten wir uns um sie kümmern. Und die Zahlen steigen. "Sie sehen also: Wir stehen unter sehr großem Handlungsdruck und auch unter sehr großem Zeitdruck."

Dort, wo bald Menschen einziehen sollen, saß früher die Salzgitter AG. Jetzt steht das Bürogebäude leer. Wenn die Bezirksregierung Gebäude sucht, geht es darum, dass sie schnell bezugsfähig sind, die Anmietung finanziell vertretbar und eine menschenwürdige Unterbringung möglich ist. All das, so betont auch Kruse, sei in Golzheim gewährleistet. Aber damit ist die Suche in Düsseldorf nicht vorbei.

Für insgesamt neun Objekte würde die Stadt derzeit entsprechende Verhandlungen führen, teilt Integrationsdezernentin Miriam Koch am Donnerstagabend auf die Frage eines Anwohners hin mit. Der Bedarf wird groß bleiben.

Pensionierter Polizist kontert besorgte Anwohnerin

Eine der ersten Wortmeldungen kommt von einer älteren Frau. Sie sei seit 40 Jahren Anwohnerin, wohne nur 400 Meter von der in der Schwannstraße geplanten Unterkunft entfernt. Eigentlich wollte sie noch weiter hier wohnen bleiben. Aber sie mache sich Sorgen, ob sie mit den Flüchtlingen in der Nachbarschaft noch vor die Tür gehen könne. Ihre abendliche Joggingrunde halte sie dann für kaum noch möglich. Einige Menschen im Publikum applaudieren.

Immer wieder werden Fragen dazu gestellt, welche Menschen denn bald in Golzheim einziehen sollen. Wie viele Männer darunter sein werden (vermutlich rund 70 Prozent), aus welchen Ländern sie wahrscheinlich kommen (vermutlich viele aus Syrien, der Türkei und Afghanistan) und welche Gefahren von diesen für das Viertel ausgehen würden.

Gegen Ende der Veranstaltung meldet sich ein pensionierter Polizeibeamter. Er richtet sich direkt an die ältere Frau mit ihren Sorgen um die abendliche Joggingrunde. "Wir müssen uns von der Vorstellung freimachen, dass Menschen kriminell sind, nur weil sie anders aussehen", sagt er. So laut wie nach diesem Satz wird an diesem Abend kein zweites Mal geklatscht.