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Wie Familien das Flughafen-Chaos erleben: "Ein Desaster"


5.000 Menschen am Check-in
"Ein Desaster": Wie Familien das Flughafen-Chaos erleben


24.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Warteschlange am Düsseldorfer Flughafen (Archivbild): Personalmangel macht dem Airport noch immer zu schaffen.Vergrößern des Bildes
Warteschlange am Düsseldorfer Flughafen (Archivbild): Personalmangel macht dem Airport noch immer zu schaffen. (Quelle: Sven Simon/imago)

Wer diesen Sommer in den Urlaub fliegt, begibt sich auf eine Roulette-Reise. Während manche Familien Glück haben, gerät der Ferienstart für andere zur Tortur.

Endlich ist er da, der Tag, auf den Familie Schloßer schon monatelang hingefiebert hat: der Abflugtag für den Mallorca-Urlaub. "Nach drei Jahren Holland wollten wir mal in die Sonne und eine Wettergarantie", erzählt Vater Oliver Schloßer. Eine Ferienwohnung in Cala Milor ist das Ziel der Wahl für die vierköpfige Familie.

Als die Bochumer den Urlaub gebucht haben, war das Service-Chaos, mit dem die Airlines und Flughäfen nun in den Schlagzeilen stehen, noch gar kein Thema. Im Vordergrund stand vielmehr die Sorge, der Urlaub müsse aufgrund der Corona-Krise wieder abgesagt werden. Damals hatte die Politik gerade strengere Maßnahmen ergriffen, um die steigenden Infektionszahlen zu bremsen, 2G-plus-Regelungen wurden hitzig diskutiert.

Flughafen Düsseldorf: Vier Stunden vor Abflug vor Ort

Nun beschäftigt die Schloßers eine ganz andere Frage: Um wie viel Uhr müssen wir am Flughafen sein, um den Flieger zu kriegen? "Der Flug geht hoffentlich um 10 Uhr. Eigentlich wollten wir gegen 8 Uhr am Flughafen sein, werden jetzt aber schon um 6 Uhr dort sein", sagt Oliver Schloßer zwei Tage vor Abflug. "Unter normalen Bedingungen" wäre die Familie mit der S-Bahn gefahren. Diesmal hat sie anders entschieden.

"Wir fahren mit dem Auto und lassen den Wagen am Flughafen stehen", sagen sie. Sonst müssten sie schon um 4.30 Uhr aufbrechen, außerdem sei das Risiko eines Zugausfalls zu groß. "Wir rechnen schon mit einem größeren Andrang am Flughafen. Hoffen aber, dass sich die Situation seit Ferienbeginn verbessert hat und die Wartezeiten moderat sind", sagt die Familie vorab.

Schlangen durch den halben Flughafen

Um Zeit zu sparen, haben die Schloßers von zu Hause aus online eingecheckt. Eine Gepäckaufgabe am Tag zuvor, wie es manche Airlines empfehlen, erschien ihnen jedoch zu aufwendig.

"Wir reisen nach dem Motto: Augen zu und durch", sagen sie. Am Tag des Abflugs ist der Schock dann aber geringer als erwartet: Pünktlich um 6 Uhr sind Andrea und Oliver Schloßer mit ihren Kindern Lina (14) und Finn (9) am Düsseldorfer Flughafen.

Bei der Aufgabe der Koffer sind nur wenige Schalter von Eurowings geöffnet, Sicherheitspersonal regelt den Zugang dazu. Etwa 15 bis 20 Minuten dauert das. Aus der Ruhe bringt die Schloßers das nicht, schließlich haben sie mit Wartezeit gerechnet.

Flughafen Düsseldorf: Früher Abflug zahlt sich aus

Die Schlange empfinden sie dennoch als "überschaubar". Insgesamt dauert der Vorgang knapp eine Stunde. "Das Personal ist sehr nett und bemüht", sagen sie. Gleichzeitig sieht die Familie aber auch: "An anderen Gates dauert es deutlich länger, die Schlangen gehen fast durch den halben Flughafen."

Die Bochumer schätzen, dass der frühe Abflug sie vor dem Schlimmsten bewahrt hat. "Die Security meinte, dass es noch sehr leer ist und später voller wird", berichten die vier. Bis zum Boarding läuft dann auch weiterhin alles reibungslos. "Mit der normalen Zeit von etwa zwei Stunden früher wäre es definitiv zu knapp geworden", ist sich die Familie dennoch sicher.

In den Mallorca-Urlaub starten die Schloßers daher entspannt, "wir sind aber froh, dass wir eher hier waren", betonen sie. Aus dem Urlaub kommt von Oliver Schloßer dann noch eine Nachricht: "Flug hatte 30 Minuten Verspätung, war aber trotzdem pünktlich um halb eins auf Malle. Wetter ist sensationell – keine Wolke. Gleich geht's in den Pool." Das klingt nach Urlaubsstimmung pur.

Trotz früher Anreise: Menschen stauen sich am Check-in

Doch nicht für alle Urlauber war der Urlaubsstart besser als erwartet. Ehepaar Schroer weiß von einem deutlich unentspannteren Erlebnis zu berichten. "Wir sind extra einen Tag vor Abflug zum Flughafen Düsseldorf angereist und haben eine Übernachtung im Hotel Sheraton gebucht", berichtet Markus Schroer.

Als die Osnabrücker am Samstagabend am Flughafen eintreffen, sind sie von den Menschenmassen überrascht. Eigentlich wollen die Urlauber einen Vorabend-Check-in vornehmen, stellen dann aber fest: Extraschalter gibt es dafür nicht – alle Flüge von Eurowings werden an wenigen Schaltern abgewickelt, egal ob Abflug am Abend oder Vorabend-Check-in.

Passagiere stauen sich zu Tausenden

Die Schlange zieht sich bereits über mehrere Terminals, die Schroers entscheiden sich trotzdem fürs Warten. Etwa 5.000 Leute stehen an. "Auf meine Frage, was denn nach offiziellem Schalterschluss passieren werde, wurde mir mitgeteilt, so lange die Mitarbeiter mitspielen, würde eingecheckt", sagt Schroer.

Video | Chaos an deutschen Flughäfen: "Das ist ja eine Wahnsinnsschlange"
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Quelle: reuters

Er stellt sich auf eine Übernachtung am Flughafenboden ein. "Gegen 20 Uhr wurden dann aber doch noch alle Schalter für den Vorabend-Check-in geöffnet, und so schafften wir es, bis 21.30 Uhr unsere Koffer abzugeben und gingen ins Hotel", erzählt er. Eine kurze Nacht: Schon um 3.20 Uhr stehen die Schroers wieder am Flughafen.

Organisation der Fluglinien "ein Desaster"

"Obwohl der erste Eurowings-Flug um 6.10 Uhr ging und obwohl geraten wurde, mindestens drei Stunden vorher an der Sicherheitskontrolle zu sein, öffneten die Schalter erst um vier Uhr", ärgert sich Schroer. Die Schlange hinter dem Ehepaar wächst Meter für Meter an, teilweise stehen die Gäste bis in die Check-in-Halle in Zweierreihen.

Erst nach Öffnung der Schalter zieht das Tempo etwas an, um 4.45 Uhr erreichen die Schroers den Duty-Free-Bereich. "Die Mitarbeiter haben trotz allem einen top Job gemacht. Sie waren freundlich, höflich und zuvorkommend und verdienen meinen höchsten Respekt", betont Schroer. Die Organisation sei jedoch ein Desaster gewesen. "Und das in der dritten Chaoswoche!", bringt er in Erinnerung.

Nach Vorbild China: Farbliche Karten je nach Abflugzeit

Schroer sieht an vielen Stellen Verbesserungsbedarf: "Warum verteilt man nicht im Vorfeld farbliche Karten je nach Abflugzeit und richtet farbliche Schalter ein, so könnte ein großes Problem gelöst werden", schlägt er vor.

Das funktioniere in China bei den Bootsfahrten, bei denen bis zu 5.000 Gäste gleichzeitig eingeschifft würden, hervorragend. Erst als das Ehepaar letzten Endes im Flieger sitzt, fällt der Stress ab. "Wir haben nur eine Woche Urlaub, und den werden wir genießen", sagen sie.

Verwendete Quellen
  • Gespräche mit Familie Schloßer und Markus Schroer
  • Reporterin vor Ort
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