Deutsche Hockey-Weltmeister unter Jubel empfangen
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Der deutsche Sieg bei der Hockeyweltmeisterschaft sorgt fΓΌr Euphorie. Bei ihrer Ankunft in Frankfurt wurden die Spieler von ihren Fans frenetisch empfangen.
Der Nachwuchs aus den Vereinen der Region drΓ€ngte sich am Ausgang der GepΓ€ckausgabe, lange bevor die deutschen Hockeystars am Montagabend mit VerspΓ€tung auf dem Frankfurter Flughafen gelandet waren. Mit Fahnen und schwarz-rot-goldenen Devotionalien ausgestattet, skandierten die Fans der frisch gekΓΌrten Weltmeister Lobeshymnen wie "So sehβn Sieger aus".
Erst mehr als eine Stunde spΓ€ter traten die Spieler wegen weiterer VerzΓΆgerungen vor die etwa 200 jubelnden Fans β mΓΌde, aber glΓΌcklich. Der 1,96 Meter groΓe HΓΌne Jean-Paul Danneberg war einer der Ersten, der hinter einem voll beladenen Wagen mit der Goldmedaille vor der Brust zu sehen war. Seine Freundin Kelly Zimmermann flitzte herbei, fiel dem DarmstΓ€dter um den Hals und wollte ihren Helden gar nicht mehr loslassen. Doch der Matchwinner des Finals, dessen erster Trainer Lars Holland ebenfalls gekommen war, war an dem Abend bei vielen ein gefragter Mann.
"Unglaublich, dieser Empfang", sagte der TorhΓΌter, der mit seinen Paraden im Shootout das Finale gegen Belgien fΓΌr das eigene Team entschied, indem er beim 5:4-Triumph drei Penalty-SchΓΌsse der Gegner abwehrte. "Damit habe ich nicht gerechnet", obwohl nach dem Erfolg in Indien schon sein Smartphone wegen der vielen Nachrichten "ΓΌbergelaufen" war. "Es ist toll, dass sich so viele Menschen fΓΌr unseren Sport interessieren."
"Viele von uns sind ohne Schlaf in den Bus zum Flughafen gestiegen"
Am Abend des Endspiels hatten die deutschen Sieger noch lange gefeiert. "Die Inder, die dabei waren, sind ausgerastet, und viele von uns sind ohne Schlaf in den Bus zum Flughafen gestiegen", erzΓ€hlte Danneberg. Anders als 2012, als die als Feiermonster bekannten deutschen Hockeyspieler nach ihrem Olympiagold in London das Schiff fast zerlegt hatten, war es auf der Reise diesmal relativ ruhig geblieben. "Ich habe mir ein paar Bilder und Videos von unserem WM-Sieg angesehen", erzΓ€hlte der Keeper. "Da sind mir ab und an die TrΓ€nen gekommen."
Neben der "unglaublichen AtmosphΓ€re", die im Stadion geherrscht habe, erinnerte sich der Hesse an das GefΓΌhl, vor dem Kasten zu stehen und zu wissen: "Jetzt geht es darum, ob du Weltmeister wirst." Das Talent, in diesen nervenaufreibenden Momenten zu bestehen, liege wohl in seinen Genen. "Aber meistens reicht der Wille, alles zu geben, damit der Ball nicht ins Tor reingeht."
"Sie haben Geschichte geschrieben"
Es war der dritte WM-Erfolg der deutschen Hockey-Herren nach den Titeln 2002 und 2006. "Sie haben Geschichte geschrieben und etwas erlebt, das fΓΌr sie unvergessen bleibt", sagte Henning Fastrich, der PrΓ€sident des Deutschen Hockey-Bundes, der selbst bei den Olympischen Spielen 1988 Silber geholt hatte.
Zum ersten Mal war Danneberg bei so einem groΓen Turnier dabei gewesen und hatte bereits davor erfahren, dass Bundestrainer AndrΓ© Henning ihn nur fΓΌr die entscheidenden Penaltys einwechseln wollte. Er habe dem DebΓΌtanten eine verantwortungsvolle Aufgabe geben wollen, auch wenn ihm klar war, dass er dem erst 21-JΓ€hrigen damit eine schwere BΓΌrde aufladen wΓΌrde, erklΓ€rte der Coach. "Er besitzt aber die nΓΆtige QualitΓ€t und Intuition."
Notiz von Kuchenrezept oder Eigenheiten der Gegner?
Penibel hatte sich der in der Bundesliga bei Rot Weiss KΓΆln engagierte Danneberg auf die Herausforderung vorbereitet. "Man hΓ€tte ihn um vier Uhr morgens wecken und den Namen eines SchΓΌtzen sagen kΓΆnnen; er hΓ€tte gewusst, wie der sich vor seinem Schuss dreht", sagte Henning. Dennoch hat der Keeper bei seinen EinsΓ€tzen eine Wasserflasche neben sich stehen, auf der entweder die Eigenheiten der Gegner notiert sind oder ein Apfelkuchenrezept, um diese zu irritieren.
Schon im Viertelfinale gegen England hatte es sich bezahlt gemacht, dass Danneberg fΓΌr das PenaltyschieΓen fΓΌr StammtorhΓΌter Alexander Stadler eingewechselt wurde. Der besondere Reiz im Endspiel bestand fΓΌr ihn auch darin, dass auf der anderen Seite sein Vereinskollege Vincent Vanasch stand, der im Klub in der Hierarchie vor ihm rangiert.
In KΓΆln sollte am spΓ€ten Montagabend im Vereinsheim von Rot Weiss weitergefeiert werden. Mit dem Bus ging es fΓΌr die Mannschaft und ihren Anhang vom Flughafen aus direkt weiter. Danneberg wird am Wochenende zum Endturnier der deutschen Hallenmeisterschaft nach Frankfurt zurΓΌckkommen und dann auch seine Familie besuchen. "Ich freue mich", sagte er, "dass ich dann Zuschauer sein darf".