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Frankfurt: Burschenschaften planen Festakt in Paulskirche


Proteste geplant
Burschenschaften planen Festakt in der Paulskirche

Von Roxana Frey

03.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Mitglied einer Farben tragenden Studentenverbindung mit Burschenschaftsmütze: Der Festakt soll im Rahmen einer zweitägigen Veranstaltung stattfinden. (Quelle: IMAGO/Alexander Gonschior)

Die Veranstaltung stößt auf massive Kritik bei linken Gruppierungen und der Stadtpolitik. Die Burschenschaften wollen mit ihr an ihre eigene Geschichte erinnern.

Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft hat gemeinsam mit dem Convent Deutscher Akademikerverbände zu einem Festakt am 18. Juni in der Paulskirche eingeladen. Dort wolle man "dem ersten deutschen Parlament, welches maßgeblich von Burschenschaftern geprägt war, gedenken", heißt es auf der Website des Dachverbandes.

"Die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche ist für Burschenschaften ein positiver und wichtiger Bezugspunkt in der Geschichte", sagt Michael Schmidt, Sprecher der Allgemeinen Deutsche Burschenschaft, zu t-online. Etwa ein Viertel der damaligen Parlamentarier seien Burschenschafter oder andere Kooperationsstudenten gewesen. Deren zentrale Werte wie Freiheit und Demokratie seien in die Nationalversammlung geflossen. Aus diesem Anlass wolle man das 175. Jubiläum an genau diesem Ort feiern.

Der Festakt am Sonntag soll im Rahmen einer zweitägigen Veranstaltung stattfinden. Der Dachverband rechnet mit etwa 200 bis 300 Teilnehmern, die aus ganz Deutschland anreisen werden. Nicht alle internen Veranstaltungen wurden bislang über den Verband kommuniziert – aus Sicherheitsgründen.

Linke Gruppen kündigen Proteste an

Denn: Linke Gruppierungen kritisieren die geplante Veranstaltung und rufen unter dem Motto "Den Burschis den Tag versauen" zum Protest auf. Die Antifa Frankfurt hat auf ihrer Internetseite bereits Gegenveranstaltungen angekündigt. Ihrer Einschätzung zufolge handelt es sich bei den eingeladenen Burschenschaften "um stramm rechte Organisationen".

"Wir haben in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass bei Gegendemos nicht zwingend davon auszugehen ist, dass es alleine um eine verbale Auseinandersetzung geht, sondern dass sie womöglich auch mit Gewalttaten oder gewalttätigen Übergriffen einhergehen können", sagt Schmidt. Um für die Sicherheit der Teilnehmer zu sorgen, stehe man in Kontakt mit der Polizei. Bereits in der Vergangenheit sei es bei großen Veranstaltungen des Verbandes zu Schlägereien und Übergriffen auf die Mitglieder gekommen.

"Wir können unseren Mitgliedern leider nicht in den Kopf gucken"

Zu den Vorwürfen meint der Sprecher: "Wir stehen für eine Meinungsfreiheit, die im Zweifel ein größeres Spektrum umfasst, als das bei denen, die die Vorwürfe gegen uns erheben, der Fall ist." Jeder habe das Recht, sich zu treffen, sofern er sich "auf dem Boden des Grundgesetzes und der freiheitlich demokratischen Grundordnung bewege".

Auch die Gießener Burschenschaft Germania ist als Teil des Dachverbandes zum Festwochenende eingeladen. Die Polizei ermittelt zurzeit gegen ein ehemaliges Mitglied dieser Burschenschaft, da es unter Verdacht steht, einen Brandanschlag auf ein linkes Projekt verübt zu haben. "Die Allgemeine Deutsche Burschenschaft hat für Extremisten in ihren Reihen keinen Platz. Unsere Mitglieder müssen auf dem Boden unserer Verfassung stehen", erklärt Schmidt. Die Germania habe sich von dem Mitglied getrennt und versuche, den Vorfall aufzuklären. "Wir können unseren Mitgliedern leider nicht in den Kopf gucken", sagt der Sprecher.

Antrag soll Veranstaltung verhindern

Doch auch seitens der Stadtpolitik ist scharfe Kritik an der Veranstaltung zu vernehmen: "Die Burschenschaften nehmen für sich in Anspruch, in der Traditionslinie der Frankfurter Paulskirche zu stehen, dabei sind ihre Grundsätze mehr als fragwürdig und revisionistisch", sagt Michael Müller, Vorsitzender der Fraktion Die Linke im Römer. Es wirke besonders befremdlich, dass kurz nach dem Paulskirchenfest "nun ausgerechnet an einen solchen Männerbund die erklärte Wiege der Demokratie vermietet wird."

Die Fraktion wolle mit einem "dringlichen Antrag versuchen, die Deutsche Burschenschaft wieder auszuladen". Der Mietvertrag wurde allerdings mit der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft geschlossen, welche im Jahr 2016 in Jena gegründet wurde und sich damit, so Schmidt, auch inhaltlich von der Deutschen Burschenschaft getrennt habe.

Bürgermeisterin soll Grußrede halten

Der SPD-Stadtverordnete Simon Witsch sagte der "Frankfurter Rundschau" (FR), dass die geplante Veranstaltung "höchst problematisch" sei und "die Paulskirche als Symbol für Demokratie und Freiheit beschädigen" könne. Er beziehe sich dabei auf die Deutsche Gildenschaft, die als Teil des Convents der Akademikerverbände zu den Veranstaltern zählt. Zu der Gildenschaft soll zeitweise die "Führungsriege der Neuen Rechten" gezählt haben.

Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Die Grünen) erklärte der "FR", die Stadt habe den Festakt in der Paulskirche genehmigt, nachdem zuvor geprüft worden sei, dass daran keine Gruppierungen teilnähmen, die vom Verfassungsschutz beobachtet würden. Sie selbst soll eine Grußrede bei dem Festakt halten. "Für uns ist es völlig in Ordnung und völlig legitim, Meinungen frei zu äußern und auch andere Meinungen zu haben, als sie vielleicht bei uns mehrheitlich vertreten werden", sagt Schmidt.

Insofern freue man sich, dass die Stadt Frankfurt eine Vertreterin schickt, "die uns in ihrem Grußwort wahrscheinlich eher kritische Worte mitteilen wird, als dass sie die Allgemeine Deutsche Burschenschaft oder den Convent Deutsche Akademikerverbände lobt", so Schmidt.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Michael Schmidt, Sprecher der Allgemeinen Deutschen Burschenschaft
  • Mitteilung der Fraktion Die Linke im Römer am 1. Juni 2023
  • antifa-frankfurt.org
  • fr.de: "Burschis den Tag versauen": Proteste gegen Festakt in Frankfurter Paulskirche angekündigt
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