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Aus für Binding-Standort in Frankfurt: Nürnberger Brauerei übernimmt


Aus für Binding-Standort Frankfurt
Warum es im Stadion der Eintracht künftig Bier aus Nürnberg gibt

Von t-online, dpa
29.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Bierkästen der Marke Binding (Archivbild): Künftig sollen die Kisten nicht mehr aus der Mainmetropole kommen.Vergrößern des BildesBierkästen der Marke Binding (Archivbild): Künftig sollen die Kisten nicht mehr aus der Mainmetropole kommen. (Quelle: imago stock&people)
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Binding-Bier soll nicht mehr in Frankfurt gebraut werden. Der Radeberger-Konzern hat nun einen anderen Braustandort festgelegt, weit außerhalb Hessens.

Der letzte Bier-Sud in Frankfurt ist angesetzt. Noch ein paar Fässer aus dem Lager, dann wird das eigentlich eng mit der Main-Metropole verbundene Binding-Bier in Nürnberg bei Tucher gebraut, wie der Mutterkonzern Radeberger am Donnerstag in Frankfurt bestätigte. Die traditionsreiche Braustätte am Sachsenhäuser Berg wird geschlossen, rund 150 Mitarbeiter müssen trotz starken Widerstands gehen oder neue Jobs an anderen Standorten des zur Oetker-Gruppe gehörenden Konzerns antreten.

Dass ausgerechnet in dieser Situation Binding als Getränkesponsor und Nachfolger der Krombacher-.Brauerei bei Eintracht Frankfurt einsteigt, stößt nicht nur bei den Fans auf. Scharfe Worte Kritik äußert etwa der Frankfurter DGB-Chef Harald Fiedler: "Hoffentlich nehmen sich Spieler wie Kevin Trapp an Binding kein Beispiel und verlassen Frankfurt nach Dortmund oder Nürnberg." Fiedler kämpfte gemeinsam mit der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und anderen am Ende vergeblich für den Erhalt der Brauerei in Frankfurt.

Kritik am Sponsoring für Eintracht Frankfurt

Auch die Fraktion Die Linke in Frankfurt kommentierte die neu geschlossene Partnerschaft. Es sei völlig absurd, dass Binding nun als traditionell angestammter Eintracht-Sponsor auftrete und das Bier künftig im Stadion ausgeschenkt werden soll, heißt es in einer Mitteilung dazu. "Für diesen teuren Vertrag hat Radeberger offensichtlich das nötige Geld, der Erhalt der Arbeitsplätze in Frankfurt aber war ihnen keinen Cent wert", sagt Michael Müller, Vorsitzender der Fraktion im Römer. Die Eintracht habe sich mit dieser fragwürdigen Partnerschaft keinen Gefallen getan.

Zum 1. August 1870 hatte Conrad Binding die Brauerei Ehrenfried Glock am Garküchenplatz in der Frankfurter Altstadt übernommen. Nur ganze elf Jahre blieb der aufstrebende Unternehmer in den engen Gassen rund um das Rathaus Römer, um dann auf der anderen Seite des Mains in Sachsenhausen eine moderne Bierfabrik mit ausgedehnten Kältekellern aufzubauen. Die Firmengeschichte war geprägt von zahlreichen Übernahmen kleinerer Brauhäuser, bis 1953 der Oetker-Konzern das Ruder übernahm und bis heute nicht mehr aus der Hand gab.

DGB-Chef: "Das kümmert die nicht"

In der Apfelwein-Hochburg verblasste der Ruhm der Wirtschaftswunder-Marke Binding zusehends. Längst vorbei sind die Zeiten, als schwere Kaltblut-Pferde hölzerne Bierwagen voller "Römer-Pils" durch die Stadt zogen. Innovativ zeigte sich das Unternehmen aber beim Aufspüren neuer nationaler Biertrends wie alkoholfreiem Bier (Clausthaler) oder Weizen (Schöfferhofer). Der langfristige Niedergang war angesichts des dauerhaft sinkenden Absatzes aber nicht aufzuhalten.

Ende September 2022 verkündete die Radeberger-Gruppe das Aus für die letzte große Braustätte Frankfurts, in der längst auch die einstige Konkurrenzmarke Henninger hergestellt wurde. Der hohe Kostendruck in der Coronakrise bei gleichzeitig noch schwächeren bundesweiten Verkäufen habe letztlich den Abbau von Überkapazitäten im Konzern notwendig gemacht. Die übrigen 13 Bierstandorte sowie den Mineralbrunnen Löhnberg will Radeberger weiterhin aus der Hauptverwaltung in Frankfurt führen.

20.000 Unterschriften für "Binding bleibt" haben Fiedler und seine Mitstreiter noch abgegeben, die unternehmerische Entscheidung des Oetker-Konzerns konnten sie aber nicht ändern. "Das kümmert die nicht", sagt Fiedler. Immerhin habe man einen Sozialplan erreicht und verhindert, dass die Brauerei stillschweigend geschlossen wird. Für ihn ist klar: "Auf jeden Fall ist Bier, das in Nürnberg und Dortmund gebraut wird, kein Frankfurter Bier mehr und mit Tradition aus Frankfurt hat es schon gar nichts mehr zu tun."

Binding ist Bierpartner der Eintracht Frankfurt

Mehr als die Hälfte der betroffenen Beschäftigten habe einen Ersatzarbeitsplatz oder eine andere sozial verträgliche Lösung wie den Vorruhestand angenommen, erklärte eine Sprecherin des Unternehmens am Donnerstag. So habe man die Zahl der notwendigen Kündigungen "ganz deutlich" reduzieren können.

Die Frage nach der regionalen Identität beurteilt das Unternehmen anders als viele Kritiker in Frankfurt: Eine Biermarke verliere ihre Geschichte und Herkunft nicht, wenn sie an einem anderen Standort gebraut oder abgefüllt werde. "Binding wird immer eng mit der Geschichte, Kultur und dem gesellschaftlichen Leben dieser Stadt verbunden bleiben." Im Frankfurter Deutsche Bank Park wird jedenfalls in den kommenden vier Jahren ein in Nürnberg gebrautes Bier ausgeschenkt. Bisher kam es aus Krombach im Sauerland.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Mitteilung der Fraktion Die Linke in Frankfurt am 29. Juni 2023
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