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Frankfurt: Anzahl der Straftaten mit Corona-Bezug in Hessen steigen


Kriminalstatistik in Hessen
Anzahl der Straftaten mit Corona-Bezug steigen

Von t-online, RF

09.02.2022Lesedauer: 4 Min.
Polizeipräsidium Frankfurt am Main (Symbolbild): Hessen habe die höchste Aufklärungsquote von Straftaten aller Zeiten.Vergrößern des BildesPolizeipräsidium Frankfurt am Main (Symbolbild): Hessen habe die höchste Aufklärungsquote von Straftaten aller Zeiten. (Quelle: Jan Huebner/imago-images-bilder)
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Die Zahl polizeilich registrierter Straftaten ist in Hessen insgesamt auf den niedrigsten Stand seit mehr als 40 Jahren. In bestimmten Bereichen ist sie jedoch auf einem alarmierend hohem Niveau.

Die Kriminalitätsrate in Hessen hat sich im fünften Jahr in Folge vermindert. Wie das hessische Ministerium für Inneres und Sport am Mittwoch in Wiesbaden vorstellte, wurden in Hessen 336.030 Straftaten und damit 6.393 Fälle weniger gezählt als noch im Vorjahr (-1,9 Prozent). Das sei der niedrigste Wert seit 1980. Die Kriminalitätsbelastung ist mit 5.340 Straftaten pro 100.000 Einwohner ebenfalls erneut gesunken (2020: 5.446). Die Gefahr, in Hessen Opfer von Kriminalität zu werden, sei damit auf einem historischen Tiefstand.

Zudem werden derzeit 2 von 3 Straftaten aufgeklärt – das sind 65,6 Prozent der polizeilich bekannt gewordenen Straftaten. Dies sei der höchste jemals gemessene Wert seit Einführung der Kriminalstatistik im Jahr 1971.

Frankfurt: Vermehrte Sprengung von Geldautomaten

Die Kriminalstatistik 2021 bezieht sich auch auf das neuartige Phänomen der Geldautomatensprengungen: 56 Fälle wurden alleine im letzten Jahr gemeldet – ein gravierender Anstieg zu den 30 gemeldeten Fällen im Jahr 2020.

Durchschnittlich käme es einmal pro Woche zu einer illegalen Sprengung. Der Schaden belaufe sich hierbei auf rund 5 Millionen Euro. Auch in Frankfurt am Main kam es vermehrt zu illegalen Sprengungen, von denen auch t-online berichtete. Bei den Tätern handele es sich überwiegend um regionale und niederländische Banden.

Hatespeech mit Corona-Bezug angestiegen

Zudem gab es in Hessen einen deutlichen Anstieg von politisch motivierter Kriminalität. 2021 wurden 2.726 Fälle gemeldet, was eine Verdopplung zu 2018 zeigt. Dieser Anstieg hänge auch mit der Corona-Pandemie zusammen und sei ein bundesweiter Trend. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 63 Straftaten im Umfeld von Impfzentren, Arztpraxen oder Testeinrichtungen in Hessen polizeilich erfasst.

Eine Sonderauswertung der Meldestelle habe ergeben, dass im Pandemiezeitraum März 2020 bis Ende November 2021 rund 500 Internetbeiträge mit Corona-Bezug gemeldet wurden, vorwiegend aus den sozialen Medien. Mehr als 300 wurden von den Experten als Hatespeech klassifiziert.

LKA: Hessische Polizei reagiert konsequent auf Antisemitismus bei Corona-Demos

Im letzten Jahr wurden in Hessen 1.465 coronakritische Veranstaltungen gemeldet. Laut Felix Paschek, Vizepräsident des Hessischen Landeskriminalamtes, würden die Demonstrationen und nicht angemeldeten Montagsspaziergänge zunehmend von Rechtsextremen und Radikalen genutzt, um staatsfeindliche Haltungen in die öffentliche Wahrnehmung zu rücken.

"Dort erscheinen vereinzelt Teilnehmer mit Reichsfahnen oder NPD-Flaggen, um ihrer radikalen Gesinnung bewusst Ausdruck zu verleihen. Besonders abstoßend sind Demonstranten, die mit einem Davidstern mit der Aufschrift "ungeimpft" an solchen Kundgebungen teilnehmen. Sie sind nicht weniger als Antisemiten, die den Holocaust und Nationalsozialismus bewusst verharmlosen", so Paschek. Die hessische Polizei gehe dagegen konsequent vor.

Auch in Frankfurt kommt es zu vermehrten Corona-Demonstrationen und Impfgegner-Protesten (Mehr dazu lesen Sie hier.).

Illegaler Waffenbesitz bei Rechtsextremen

Insgesamt wurden 2021 rund 111 antisemitische Straftaten registriert, was einem Rückgang von 18 Straftaten gegenüber dem Vorjahr entspricht. Von diesen 111 Fällen gehen 98 Fälle auf rechtsmotivierte Täter zurück:

"Wir bekämpfen den Rechtsextremismus in Hessen mit aller Entschlossenheit", so Paschek. Die Bilanzen etwa zeigten, dass die hessischen Sicherheitsbehörden wachsam und handlungsfähig seien und nichts unversucht ließen. So gehe man beispielsweise noch gezielter gegen illegalen Waffenbesitz vor und habe bei den bisherigen Durchsuchungen neben rechtsextremistischen Devotionalien auch eine Vielzahl von Schuss- und Kriegswaffen sicherstellen können.

Bei diesen Untersuchungen konnten im letzten Jahr insgesamt 42 Personen, mit rechtsextremistischen Hintergrund, Waffen entzogen werden. Zusätzlich zur nachhaltigen Stärkung der Sicherheitsbehörden begegnet die Hessische Landesregierung Extremismus, Antisemitismus und Hass auch mit einem Präventionsangebot.

2022 sollen für die Extremismus-Präventionsarbeit zusammen mit den Bundesmitteln 10,2 Millionen Euro eingeplant werden. Die Maßnahmen wurden seit dem Mord an Walter Lübcke (2019) verschärft.

88,5 Prozent mehr Missbrauchsdarstellungen von Kindern

Auch die Zahl der Sexualdelikte in Hessen ist gestiegen. Insgesamt wurden 7.333 Fälle im Jahr 2021 gemeldet, 2020 waren es noch 5.595. Besonders im Bereich der Darstellungen sexualisierter Gewalt an Kindern gibt es einen Anstieg von 88,5 Prozent.

Die Fallzahlensteigerung liegt, laut eigenen Angaben, im Wesentlichen in gesetzlichen Meldeverpflichtungen US-amerikanischer Internet-Provider begründet, die strafbares Nutzerverhalten innerhalb ihrer angebotenen Dienste über eine Non-Government-Organisation unmittelbar und automatisiert an die zuständigen nationalen Behörden zur Einleitung von Strafverfahren übermitteln.

Viele Verdächtige sind jünger als 21 Jahre

"Das Strafrecht unterscheidet nicht, wer die Inhalte versendet: Auch Jugendliche und Heranwachsende, die in der digitalen Welt ihre Sexualität entdecken, sexualisierte Fotos und Videos aus freien Stücken aufnehmen bzw. sie herunterladen und teilen, können sich strafbar machen", erklärt Paschek. Das sehe man an der Statistik.

Viele Tatverdächtige im Bereich der Kinderpornografie seien mittlerweile jünger als 21 Jahre. "Was viele nicht wissen: Nicht nur eigenes Einstellen und aktives Weiterleiten von solchen Darstellungen stehen unter Strafe, sondern auch der Erhalt von kinder- und jugendpornografischen Inhalten in Chat-Gruppen oder sozialen Medien kann bereits strafbar sein", warnt Paschek.

Lässt sich Kriminalität wirklich messen?

Trotz der detaillierten Auswertungen der Behörden, lässt sich von solchen Statistiken nicht die gesamte Wirklichkeit darstellen. Die Dunkelziffer, vor allem in Fällen wie häusliche Gewalt oder Sexualdelikten, liegt meistens deutliche höher.

Viele Betroffene bringen Straftaten aus Scham oder Angst gar nicht zur Anzeige, weshalb solche Zahlen nicht die gesamte Realität darstellen. Die Kriminalitätswirklichkeit ist subjektiv.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz Hessisches Ministerium für Inneres und Sport am 09.02.2022
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