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Sylter Bürgermeister verärgert: 9-Euro-Ticket "schnellstmöglich beenden"


Unmut auf der Nordseeinsel
Sylter Bürgermeister: "9-Euro-Ticket ist Schwachsinn"


Aktualisiert am 15.06.2022Lesedauer: 3 Min.
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Eine Touristengruppe feiert auf dem Bahnhof von Westerland auf Sylt die Ankunft: Auf der Nordseeinsel wächst der Unmut über den 9-Euro-Tourismus.Vergrößern des Bildes
Eine Touristengruppe feiert auf dem Bahnhof von Westerland auf Sylt die Ankunft: Auf der Nordseeinsel wächst der Unmut über den 9-Euro-Tourismus. (Quelle: Axel Heimken/dpa)

Seit dem Start des 9-Euro-Tickets kommen viele untypische Gäste nach Sylt und sorgen dort teilweise für Unmut. Der Bürgermeister der Gemeinde Sylt kritisiert das Verkehrsexperiment scharf.

Weil Punks und Partytouristen seit dem 1. Juni günstig nach Sylt fahren können, steht die Welt auf der Ferieninsel in der Nordsee Kopf. "Der Geduldsfaden ist bei vielen angespannt", sagt der Bürgermeister der Gemeinde Sylt, Nikolas Häckel, zu t-online. "Wir erhalten sehr viele Beschwerden von Gewerbetreibenden und anderen Gästen", berichtet er aus dem Rathaus in Westerland.

Das vom Bund beschlossene 9-Euro-Ticket für den Nahverkehr ist für Häckel "Schwachsinn", wie er sagt. "Die Regionalzüge sind auch so schon zu voll und unpünktlich, außerdem ist Corona auch noch da. Dass genau jetzt noch mehr Leute in überfüllte Züge gelockt werden sollen, ist der völlig falsche Weg, um Werbung für den ÖPNV zu machen", kritisiert der parteilose Bürgermeister. "Dieses Experiment sollte schnellstmöglich beendet werden."

Bürgermeister von Sylt: "Fühle mich von den Punks nicht provoziert"

Im Hinblick auf die Situation auf seiner Heimatinsel wünscht sich Häckel allerdings weniger Aufregung: "Es ist doch deutlich entspannter als befürchtet." Viele der Punks, die sonst nicht auf Sylt zu sehen seien, würden gerne ein bisschen provozieren wollen: "Jeder muss überlegen: Warum lasse ich mich provozieren?" Er selbst lasse das nicht an sich heran, sagt er im Gespräch mit t-online.

Er nehme die Beschwerden über die für viele unliebsamen Gäste ernst: "Wir haben hier so ein bisschen eine heile Welt, da ist das natürlich ein überraschendes Bild." Bisher hätten die Punks auf Ansprachen allerdings meist offen reagiert – ohne dass die Polizei hinzugezogen werden musste. "Einige haben sogar beim Aufräumen mitgeholfen."

Gemeinde Sylt berät, wie es weitergehen soll

Seiner Meinung nach sei nicht nur Sylt mit zusätzlichen Touristen, die mit dem 9-Euro-Ticket kommen, überfordert: "Viele Regionen können das nicht verkraften, weil sie gar nicht die örtlichen Strukturen für so einen Auflauf haben", sagt Häckel, der seit 2015 Bürgermeister der Gemeinde Sylt ist.

Wie es in seiner Heimatstadt weitergehen soll, wird am Dienstagabend im Hauptausschuss der Gemeinde beraten. Ein Alkoholverbot, wie von manchen verärgerten Gastronomen gefordert, wird aber wohl nicht kommen: "Solche Regelungen wurden bundesweit von Gerichten schon oft gekippt. Dafür fehlt uns also schlichtweg die Rechtsgrundlage."

Polizei: "Aufmerksamkeit für Sylt ist überproportional hoch"

Reagiert werden müsse aber trotzdem, sagt Häckel: "Wir werden schauen, was machbar ist. Klar ist aber auch, dass mobile WC-Anlagen oder ein Brunnen ohne Wasser unserer Gemeinde nicht gut zu Gesicht stehen würden." Solange die Punks kommen, müsse man mit ihnen umgehen können: "Andere Städte schaffen das ja auch."

Auch die für Sylt zuständige Polizei in Flensburg wünscht sich weniger Aufregung: "Aus polizeilicher Sicht ist die Lage ruhig, die Aufmerksamkeit für Sylt ist überproportional hoch", sagt die Sprecherin Sandra Otte. Die Lage werde an vielen Stellen aufgebauscht. "Wir setzen vor Ort auf Kommunikation: mit den Gästen, aber auch mit den Gastronomen."

Bislang handele es sich bis auf wenige Ausnahmen nur um Ordnungswidrigkeiten. Viele der Ausfälligkeiten seien übermäßigem Alkoholkonsum geschuldet. "Als Polizei müssen wir mit allen Touristen klarkommen, egal welcher Art. Die Lage ist absolut im Griff", sagt sie. Das Wichtigste, so Otte: "Solange alle respektvoll miteinander umgehen, gibt es keine größeren Probleme."

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Nikolas Häckel
  • Anfrage bei der Polizeidirektion Flensburg
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