Sylt: Neue Züge auf Marschbahn-Strecke verspäten sich um zwei Jahre

Eigentlich wollte die Deutsche Bahn die veralteten Intercity-Züge von und nach Sylt ab Herbst 2024 ersetzen. Nun ist jedoch noch mehr Geduld gefragt.

Die Deutsche Bahn muss den Einsatz der bislang unter dem Arbeitstitel bekannten "ECx"-Züge vom spanischen Hersteller Talgo auf der Marschbahn-Strecke um zwei weitere Jahre verschieben. Wie eine Bahnsprecherin t-online bestätigte, seien diese erst im Fahrplanjahr 2026 vorgesehen. Außerdem haben die Züge mittlerweile einen neuen Namen – sie heißen nun "ICE L".

Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen klassischen ICE. Das "L" steht für "Low Floor" – also Niederflur – und bezeichnet einen Vorteil, den normale ICE-Züge nicht haben: einen barrierefreien Zugang. "Der stufenlose Einstieg auf Bahnsteighöhe an allen Türen erleichtert den Fahrgästen das Reisen und versetzt Rollstuhlfahrer und -fahrerinnen in die Lage, künftig selbständig an Bord zu kommen", erklärt die Bahnsprecherin.

Erste ICE L-Züge ab Oktober 2024 im Einsatz

Daneben sollen die Züge jedoch die gewohnte Ausstattung eines ICE bieten: "Dazu gehören neben komfortablen, komplett neu entwickelten Sitzen beispielsweise ein besonders leistungsfähiges WLAN, mobilfunkdurchlässige Scheiben, viel Platz für Familien mit Kindern, ein Bordrestaurant, Fahrradstellplätze sowie Fahrgastinformation mit Echtzeitdaten."

Ursprünglich war der Einsatz des ersten neuen ICE L-Zuges bereits für Ende 2023 geplant. Die Verzögerung erklärt die Bahnsprecherin mit "weltweit gestörten Produktions- und Lieferketten" durch die Corona-Pandemie. "Davon ist auch Talgo nicht verschont geblieben, da Spanien besonders gravierend getroffen wurde." Deshalb sollen die Züge nun erst schrittweise ab Oktober 2024 in Betrieb genommen werden.

Deutsche Bahn setzt auf Hybridloks – auch nach Sylt?

Das hat aber auch einen positiven Nebeneffekt. So haben die Deutsche Bahn und Talgo den Angaben zufolge den Komfort erhöht. Neben einem überarbeiteten Außen- und Innenraumdesign bieten die Züge nun mehr Stauraum für Gepäck sowie ein größeres Fahrradabteil. Auch in technischer Hinsicht wurden sie verbessert und sollen nun mit anderen Lok-Typen kuppelbar sein, wie zum Beispiel Hybridlokomotiven. Diese können sowohl mit Diesel als auch mit Strom fahren.

Gerade auf der Marschbahn könnte das ein Vorteil werden. Auf dem nördlichen Abschnitt zwischen Itzehoe und Sylt ist die Strecke nicht elektrifiziert und wird es laut "shz.de" auch bis 2026 nicht sein. Bislang ist deshalb ein Lokwechsel von Diesel- auf E-Lok oder andersherum nötig. Mit einer Hybridlok könnte dieser Vorgang künftig entfallen und Fahrzeit eingespart werden. Eine Entscheidung darüber, ob diese Loks hier tatsächlich eingesetzt werden, sei jedoch noch offen.

Neue Züge fahren bis zu 230 km/h

Insgesamt hat die Deutsche Bahn nach Angaben der Sprecherin einen Rahmenvertrag über bis zu 100 Züge mit Talgo abgeschlossen, von denen 23 fest bestellt sind. Die Gesamtkosten sollen sich auf rund 550 Millionen Euro belaufen. Neben der Linie zwischen Berlin und Amsterdam werden die ICE L auch auf den touristischen Verbindungen nach Sylt und Oberstdorf verkehren. Der erste Wagen soll im Herbst dieses Jahres in Deutschland präsentiert werden.

Die Züge können laut "shz.de" bis zu 570 Reisende in ihren 17 Waggons befördern und erreichen eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 230 km/h. So schnell können die Züge auf der Marschbahn nach Sylt jedoch nicht fahren: Hier ist nur Tempo 140 möglich.