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Hagenbeck in Hamburg: Die Krise im Zoo ist hausgemacht


Hagenbeck in der Krise
Damit schaufelt sich der Hamburger Zoo sein eigenes Grab

  • Patrick Schiller ist t-online Regio Redakteur in Hannover.
MeinungVon Patrick Schiller

Aktualisiert am 02.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ein kleiner Elefant buddelt im Sand (Archivbild): Die Unternehmensführung vom Tierpark Hagenbeck scheint im Tarifstreik ebenfalls seinen Kopf in den Sand zu stecken. (Quelle: Olaf Wagner/imago images)

Der Hamburger Tierpark Hagenbeck befindet sich in einer seiner schwersten Krisen: Wochenlang streikten Mitarbeiter. Der Konflikt könnte zu einem dauerhaften Imageschaden führen. Und noch mehr.

Der Hamburger Tierpark Hagenbeck war einst stolzes Aushängeschild der Hansestadt. Unter Zoofreunden erfreute er weit über die Grenzen Hamburgs hinaus großer Beliebtheit. Zudem rühmt sich der private Großzoo, keine staatlichen Zuschüsse für den laufenden Betrieb zu erhalten. Doch seit Monaten zerstören die Inhaber das Ansehen des Tierparks.

Die rücksichtslose Unternehmensführung und die Eskalationstaktiken im Tierpark Hagenbeck haben sich zu einem Skandal ausgeweitet. Und der könnte nicht nur das Vertrauen der Besucher und der Politik in den Park ramponieren, sondern auch dem Ansehen des Tierparks erheblich schaden. Am Ende schaufelt sich der Zoo mit seinem Kurs sein eigenes Grab.

Alles begann bereits vor zwei Jahren, als die Gewerkschaft IG Bau mit dem Wunsch einer Mehrheit der Beschäftigten nach einem Rahmentarifvertrag auf den Geschäftsführer des Hamburger Zoos, Dirk Albrecht, zuging. "Dies haben Sie jedoch vehement abgelehnt", in einem veröffentlichten Schreiben der IG Bau an Albrecht. Es folgten ein Streit und Diktatur-Vorwürfe (mehr dazu lesen Sie hier), die sogar zum Teil vor Gericht ausgetragen wurden.

Hagenbeck: Streik der Tierpfleger im Tierpark Hagenbeck

Im August traten Tierpfleger und andere Mitarbeiter des Zoos schließlich in den Streik. Ihre Forderungen beantwortete die Geschäftsführung mit voller Härte: Anstatt auf die Anliegen ihrer Mitarbeiter einzugehen, reagierte sie mit Drohungen und Angriffen: Tierpfleger wurden beschuldigt, Tierliebe vermissen zu lassen, wie die "Mopo" berichtete. Ein absurder Vorwurf, der durch die tägliche Arbeit und Hingabe der Tierpfleger widerlegt wird: Die Mitarbeiter streiken schließlich auch nicht durchgehend, sondern lediglich an einzelnen Tagen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Am Dienstag haben die Mitarbeiter sogar ihren Streik zeitlich begrenzt vorerst ausgesetzt.

Albrecht soll sich seit Streitbeginn nicht nur einem Dialog mit den Mitarbeitern verweigern, sondern verwehrte sogar Besuchern des Zoos den Zutritt, wenn sie Verständnis für die Mitarbeitern zeigten. Mehr dazu lesen Sie hier. Eine Hobbyfotografin, die dem Zoo bislang kostenlose Fotos für sein Magazin zur Verfügung gestellt hatte, wurde mit einem Hausverbot belegt, nur weil sie sich mit den streikenden Mitarbeitern solidarisiert hatte.

Die Geschäftsführung des Tierparks Hagenbeck hat offensichtlich jegliches Maß verloren. Und man kann sich die Frage stellen, wie viel den Verantwortlichen die Tiere wert sind, wenn sie bereits so rücksichtslos mit ihren Mitarbeitern umgehen. Auch der zahlenden Kundschaft wird das durch den Kopf gehen.

Grüne fordern Tarifverhandlungen beim Hagenbeck-Tierpark

Mittlerweile hat sich die Politik eingeschaltet. Die Grüne Bürgerschaftsfraktion etwa hat die Geschäftsführung des Tierparks sowie die Eigentümerfamilie Hagenbeck in einem Brief aufgefordert, Tarifverhandlungen aufzunehmen, wie die "Mopo" am Dienstag berichtete. Schließlich hat der Tierpark wiederholt öffentliche Mittel zugunsten von Investitionen erhalten. Die sollen laut der Zeitung an Bedingungen geknüpft gewesen sein. Eine davon sei auch der faire Umgang mit den Mitarbeitern "auf Augenhöhe" gewesen. Der Brief blieb bis heute offenbar unbeantwortet.

Dabei wäre Kommunikation für alle Beteiligten dringend notwendig: In einer aktuellen Umfrage zu den beliebtesten Zoos in Deutschland befindet sich Hagenbeck abgeschlagen auf einem der hinteren Plätze. Wenig überraschend angesichts der aktuellen Ereignisse. Aber auch nach der Kritik, die der Zoo seit Monaten, wie etwa wegen einer verhaltensauffälligen Elefantenkuh, über sich ergehen lassen muss. Mehr dazu lesen Sie hier.

Mehr als bloße Floskeln?

Es ist also höchste Zeit, dass die Geschäftsführung zur Vernunft kommt und die Streikpause nutzt, um auf seine Mitarbeiter zuzugehen. Wenn ein Zoo wirklich ein Ort des Lernens und der Tierliebe sein will, darf er nicht an seinen Tierpflegern sparen. Auch hier sollte er als Unternehmen vorbildlich auftreten. Sonst hält am Ende jeder auch die ständigen Bekenntnisse zu Artenschutz und artgerechter Haltung doch nur für Floskeln. Und das sind sie ja nicht. Oder?

Am Ende entscheidet nämlich der Besucher an der Tageskasse, ob er sich im Streitpark Hagenbeck wohlfühlt oder ob die einstige Erfolgsgeschichte vorbei ist.

Transparenzhinweis
  • Dieser Text wurde mit maschineller Unterstützung erstellt und redaktionell geprüft. Wir freuen uns über Hinweise an t-online@stroeer.de.
Verwendete Quellen
  • mopo.de: "Tierpark-Zoff: Hagenbeck-Familie lässt Hamburger Politiker abblitzen" (kostenpflichtig)
  • welt.de: "Tierpark Hagenbeck: Zoff um Zoo - Hamburg"
  • Eigene Artikel bei t-online
  • hamburg.de: "Streik bei Tierpark Hagenbeck ausgesetzt"
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