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Hamburg: Kita-Erzieher protestieren mit einer Mahnwache vor dem Rathaus


Kinderbetreuung bedroht
"Der Akku ist leer" – So ist die Lage in Hamburger Kindergärten

  • Beatrice von Braunschweig
Von Beatrice von Braunschweig

Aktualisiert am 15.11.2023Lesedauer: 2 Min.
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Mahnwache zum Kita-Notstand (Symbolbild): Die Gewerkschaft Verdi macht in Hamburg auf die personelle Schieflage bei der Kinderbetreuung aufmerksam und stellt Forderungen an die Politik.Vergrößern des Bildes
Mahnwache zum Kita-Notstand (Symbolbild): Die Gewerkschaft Verdi macht in Hamburg auf die personelle Schieflage bei der Kinderbetreuung aufmerksam. (Quelle: Kerstin Bögeholz/imago images)

Die Gewerkschaft Verdi ruft wieder zu Kita-Mahnwachen vor dem Rathaus auf. Die Zustände in den Kitas seien mittlerweile untragbar. Was die Zahlen verraten.

Am Donnerstag sollen sich wieder Kita-Mitarbeiter vor dem Hamburger Rathaus versammeln, um auf den anhaltenden Notstand in der Kinderbetreuung aufmerksam zu machen. Die bundesweite Aktion "Donnerstags für gute Kitas" wird von der Gewerkschaft Verdi initiiert und läuft seit Mitte Oktober. Man müsse dringend auf die dramatischen Zustände in der Kinderbetreuung reagieren.

Wie eine gemeinsame Recherche von "Correctiv.Lokal", "Frag den Staat" und weiteren Lokalmedien ergeben hat, reiht sich die Schieflage in Hamburg in ein bundesweites Phänomen ein: Es fehlt an Fachpersonal in der Kinderbetreuung, worunter schon jetzt die Qualität der Kinderbetreuung leidet.

Verdi fordert einen Kita-Gipfel

Die Gewerkschaft Verdi hat sieben Forderungen an politische Entscheidungsträger formuliert, die die Situation in den deutschen Kitas langfristig verbessern sollen. Unter anderem fordert sie einen bundesweiten Kita-Gipfel.

Die "Kita-Misere" solle zur "Chefsache" werden. Um das Betreuungssystem zu stabilisieren und dem Personalmangel zu begegnen, brauche es unter anderem einen Stufenplan zum Ausbau der Erzieherausbildung.

Über die Mahnwache hinaus ruft Verdi Beschäftigte des Sozial- und Erziehungsdienstes zum Warnstreik am Donnerstag auf. (Hier lesen Sie mehr dazu.) Hiervon sind Mitarbeiter großer Kita-Träger, wie z.B. die Elbkinder, ausgeschlossen, da für sie ein anderer Tarifvertrag gilt.

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Kita-Notstand: So ist die Lage in Hamburg

Seit zehn Jahren haben Eltern in Hamburg einen Rechtsanspruch auf Kita-Betreuung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Doch nicht immer kann dieser Anspruch erfüllt werden. Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat für das Jahr 2021 herausgefunden, dass gerade einmal für 31 Prozent der Kinder ausreichend Fachpersonal zur Verfügung steht.

"Der Akku ist leer!", so die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle, "die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst haben die Überlastungsgrenze längst überschritten. Es steigt ihre Sorge, den Menschen in Notsituationen nicht mehr gerecht werden zu können."

Der Personalschlüssel kann nicht eingehalten werden

Laut Personalschlüssel sollen auf einen Betreuer nur 3,75 Kinder kommen. Tatsächlich aber sind es 6,3 Kinder, die eine Aufsichtsperson in Vollzeit betreuen muss, wie die Zahlen der Bertelsmann-Stiftung zeigen.

Eine nicht-repräsentative Umfrage von "Correctiv" unter rund 2.000 Betroffenen des Kita-Notstands kommt zum Ergebnis, dass sich der Personalmangel massiv auf die Qualität der Kinderbetreuung auswirkt. Da sich die Mitarbeiter in erster Linie auf die Grundbedürfnisse der Kinder konzentrieren müssten, bleibe keine Zeit mehr für frühkindliche Bildung und Förderung. Auch inklusive oder integrative Arbeit habe das Nachsehen.

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Kind auf dem Spielplatz (Symbolbild): Der Kita-Notstand ist ein bundesweites Phänomen. (Quelle: IMAGO/Krista Taylor/imago)

Möchten Sie, dass sich etwas ändert?

Dann werden Sie jetzt aktiv! Besuchen Sie die Themenseite kitanotstand.de, die von unserem Kooperationspartner "Correctiv" erstellt wurde. Dort finden Sie vielfältige Möglichkeiten, wie Sie selbst einen Beitrag leisten können. Erfahren Sie, wie Sie die Politik zum Handeln bewegen können und entdecken Sie Malbilder für Ihre Kinder sowie Plakate, die Sie in Ihrer Nachbarschaft aufhängen können, um auf den Kitanotstand aufmerksam zu machen.

Hamburg beschäftigt überdurchschnittlich viele männliche Erzieher

Eine Hamburger Erzieherin, die sich an der anonymen Umfrage beteiligt hat, betreut Kinder unter drei Jahren. "In meiner letzten Kita waren wir nur zu zweit mit 25 Krippenkindern", teilt sie schriftlich mit, "Nicht nur für ein oder zwei Tage. Nein, für zwei Wochen. Ich hatte jeden Tag Bauchschmerzen vor Angst, dass etwas passiert."

In einem Punkt sticht Hamburg aus dem bundesweiten Zahlen des Statistischen Bundesamts hervor: Mit über 12 Prozent männlichen Kinderbetreuern ist der Männeranteil hier im bundesweiten Vergleich mit am größten. Nur Bremen und Berlin zeigen ähnliche Zahlen auf.

Es bleibt offen, welche Wirkung die Kita-Mitarbeiter durch ihre regelmäßige Mahnwache vor dem Rathaus und dem Streik am Donnerstag erzielen. Bis zu einem möglichen Kita-Gipfel ist es sicher noch ein langer Weg.

Verwendete Quellen
  • Pressemitteilung der Gewerkschaft Verdi
  • kitanotstand.de
  • oeffentliche-private-dienste.verdi.de: "SOS-Kita - Gemeinsam stark für gute Kitas!"
  • bertelsmann-stiftung.de: "2023 fehlen in Deutschland rund 384.000 Kita-Plätze""
  • statistik.arbeitsagentur.de: "Pädagogisches Personal in der Kinderbetreuung"
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