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Nordsee: Forscher lüften Geheimnis um rätselhafte Gruben im Meer


In der Nordsee
Forscher lüften Geheimnis um mysteriöse Gruben am Meeresboden

Von t-online, stk

Aktualisiert am 11.01.2024Lesedauer: 3 Min.
imago images 0309902617Vergrößern des BildesEin Taucher im Meer (Symbolfoto): Die Nordsee kann unter der Wasseroberfläche idyllisch sein, doch mancherorts ist der Grund von unzähligen Gruben übersät. (Quelle: IMAGO/Luis Pina/imago-images-bilder)
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Jahrelang war man auf der falschen Spur, jetzt lösen Forscher das Rätsel um mysteriöse Gruben am Meeresboden der Nordsee. Die Ergebnisse sind erstaunlich.

Die Weltmeere der Erde sind für Forscher noch immer rätselhaft. Unzählige unbekannte Tiere leben in der Tiefsee, viele Phänomene gilt es noch zu entschlüsseln. In einem Fall sind Wissenschaftler nun einen entscheidenden Schritt weitergekommen: Sie lüfteten das Geheimnis um mysteriöse Gruben am Meeresboden der Nordsee.

Viele Jahre glaubten Forscher, die kraterartigen Vertiefungen im Sediment entstünden durch Treibhausgase wie Methan oder durch Grundwasser, das aus tieferen Schichten aufsteige und dann die Löcher im Boden verursache. Doch damit lagen sie falsch, wie ein Team aus Wissenschaftlern aus Kiel, Bremerhaven, Hannover und Warnemünde nun festgestellt hat.

Forscher folgten lange Zeit falscher Spur

In einer Studie, die federführend von Geowissenschaftler Dr. Jens Schneider von Deimling von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) erstellt wurde, habe man eine ganz andere Ursache für die Gruben gefunden. Statt durch aufsteigende Fluide seien Wale für die sogenannten Pits verantwortlich. Genauer genommen seien es Schweinswale, die auf Nahrungssuche sind und dabei den Meeresboden aufwühlen. Zudem komme dem Sandaal eine bedeutende Rolle zu, wie Schneider erklärt.

"Unsere Ergebnisse zeigen zum ersten Mal, dass diese Vertiefungen in direkter Verbindung mit dem Lebensraum und dem Verhalten von Schweinswalen und Sandaalen auftreten und nicht durch aufsteigende Fluide gebildet werden", so Schneider weiter.

Die Studienergebnisse lieferten demnach "eine neue Interpretation für die Entstehung von Zehntausenden von Gruben am Meeresboden in der Nordsee". Doch Schneider geht noch einen Schritt weiter und meint: "Und wir sagen voraus, dass die zugrundeliegenden Mechanismen weltweit gelten, aber bisher übersehen wurden."

Riesiges Untersuchungsgebiet

Allein in der Nordsee rund um das Hauptforschungsgebiet bei Helgoland identifizierten die Wissenschaftler im Rahmen ihrer Analyse 42.458 der Gruben mit einer durchschnittlichen Tiefe von nur elf Zentimetern.

Mithilfe weiterer Untersuchungen gelang es dann den entscheidenden Zusammenhang herzustellen: Zunächst stoße der Schweinswal mit seiner Schnauze in den Meeresboden und hole die Sandaale heraus, später würden die kleinen Krater durch Strömungen ausgespült. Experten sprechen von Auskolkung.

"Eine Schlüsselrolle", so Schneider, "kommt hierbei dem Sandaal zu, ein kleiner, aalartiger Fisch, der die überwiegende Zeit des Jahres flach vergraben im Sediment lebt". Der Sandaal sei nicht nur in der Fischerei beliebt, sondern werde auch von Schweinswalen in großen Mengen konsumiert.

"Aus Analysen des Mageninhalts gestrandeter Schweinswale wissen wir, dass unter anderem Sandaale eine wichtige Futterquelle für die Population in der Nordsee darstellen", ergänzte Dr. Anita Gilles vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo).

"Weitreichende Bedeutung" für den Meeresschutz

Im Kern sei es den Forschenden gelungen, aufzuzeigen, dass die Meeressäuger auf ihrer Jagd nach vergrabenen Sandaalen Gruben im Meeresboden hinterlassen. Diese sogenannten Pits ähneln zwar den bekannten Pockmarks, seien dabei aber deutlich flacher.

Durch die Studie sei nicht nur ein jahrelanges Rätsel der Meeresforschung gelöst worden, die Ergebnisse hätten auch "weitreichende Auswirkungen" auf das Thema Meeresschutz. Allein im Untersuchungsgebiet in der Deutschen Bucht seien neun Prozent des Meeresbodens von Pits bedeckt.

Erste Schätzungen ergaben demnach, dass dort mehr als 773.000 Tonnen Sediment auf einer Fläche von knapp 1.600 Quadratkilometern umgelagert wurden. Das entspreche in etwa dem Gewicht von 500.000 Autos.

"Unsere Ergebnisse haben aus geologischer und biologischer Sicht weitreichende Bedeutung. Sie können dazu beitragen, ökologische Risiken im Hinblick auf den Ausbau erneuerbarer Energien im Offshore-Bereich zu bemessen und damit auch den Meeresumweltschutz zu verbessern", erklärte von Deimling abschließend.

Verwendete Quellen
  • nationalgeogarphic.de: "Helgoland: Rätsel um mysteriöse Gruben am Meeresgrund gelöst"
  • Eigene Recherche
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