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Hamburg: Kinder und Jugendliche bringen immer öfter Nacktbilder in Umlauf


"Bedenklicher Trend" in Hamburg
Kinderpornografie: Immer mehr Täter sind selbst Kinder

  • Nina Hoffmann
Von Nina Hoffmann

Aktualisiert am 09.02.2024Lesedauer: 2 Min.
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Frau durchforstet Material nach Missbrauchsdarstellungen (Archivfoto): Die Zahlen steigen seit Jahren an – auch in Hamburg. (Quelle: Christoph Hardt/imago images)

Immer häufiger landen Nacktbilder und obszöne Videos von Minderjährigen in Klassenchats und WhatsApp-Gruppen – versendet von Kindern und Jugendlichen selbst.

Der Besitz und die Verbreitung von Kinderpornografie sind in Hamburg auf dem statistischen Höchststand. Besonders bedenklich: Immer häufiger sind es Kinder und Jugendliche selbst, die das Material in Umlauf bringen. Das hat die Polizei Hamburg im Rahmen ihrer Kriminalstatistik mitgeteilt.

Im Jahr 2023 registrierten die Beamtinnen und Beamten 1.049 Straftaten im Zusammenhang mit Kinderpornografie, im Jahr zuvor waren es 1.014. In rund 14 Prozent der Fälle seien die Tatverdächtigen selbst Kinder, also Minderjährige unter 13 Jahren, gewesen. In knapp 40 Prozent seien die Verdächtigen unter 21 Jahre alt gewesen.

Verbotene Inhalte im Klassenchat

Immer häufiger komme es vor, dass sich Kinder und Jugendliche in anzüglichen Situationen filmen und das Material verschicken, erläutert Jan Hieber, Chef des Landeskriminalamtes (LKA). Die Motivation dahinter sei unter anderem, Vertrauen unter vermeintlichen Freunden zu beweisen. Diese würden das Material dann etwa zur Belustigung verbreiten. Videos oder Fotos landen dann im Klassenchat, WhatsApp-Gruppen oder den sozialen Medien. "Das ist ein sehr bedenklicher Trend", resümiert Hieber.

Kinderpornografie als problematischer Begriff

Der Begriff Kinderpornografie ist umstritten. Der Vorwurf: Er gelte als verharmlosend und ungenau. Als sensibler gilt die Bezeichnung Missbrauchsdarstellung. Sie umfasst laut der "Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs" etwa "Abbildungen, Filme oder Texte, die sexuellen Missbrauch an Mädchen oder Jungen unter 14 Jahren darstellen". Da es im vorliegenden Artikel jedoch auch um Material geht, dass Kinder und Jugendliche einvernehmlich aufnehmen und untereinander versenden, wurde sich teilweise für den gebräuchlicheren Begriff der Kinderpornografie entschieden.

Sexuelle Darstellungen von Kindern sind ausnahmslos verboten. Auch dann, wenn Kinder sich diese einvernehmlich untereinander zuschicken. Ebenso gelten einvernehmlich versendete Nacktaufnahmen von Jugendlichen strafrechtlich als Jugendpornografie.

"In partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Jugendlichen kann dies allerdings auch als nicht strafbar gewertet werden", heißt es auf der Seite der polizeilichen Kriminalprävention von Bund und Ländern. Das Verbreiten sei jedoch strafbar, erfolge es ohne Zustimmung des oder der Gezeigten.

Ermittlungsarbeit im Wandel

Dass seit Jahren ein deutlicher Anstieg der Straftaten in Verbindung mit Missbrauchsdarstellungen erfolgt, ist auch auf einen Wandel in der Ermittlungsarbeit zurückzuführen. So wurde etwa die Strafverfolgung bei Missbrauchsdarstellungen deutlich verstärkt. Auch die internationale Zusammenarbeit im Rahmen der Ermittlungen wurde intensiviert.

Verbotene Inhalte melden

Wer im Netz auf Darstellungen von Kindesmissbrauch stößt, kann dies unter anderem mittels der Internet-Beschwerdestelle melden. Möglich ist das auf internet-beschwerdestelle.de. Der genaue Ablauf ist auf der Webseite erläutert. Auch die zuständige Polizeidienststelle und das Landeskriminalamt nehmen Hinweise entgegen. Wichtig ist, das Material nicht zu versenden – auch wer mit guten Absichten handelt, macht sich in diesem Fall strafbar. Wie man richtig vorgeht, ohne sich strafbar zu machen, wird auf polizei-beratung.de erläutert.

Die Polizei Hamburg registrierte 2023 weiterhin einen Anstieg von allgemeinen Straftaten um insgesamt 10,9 Prozent. Es seien 234 241 Delikte erfasst worden, sagte Innensenator Andy Grote (SPD) am Donnerstag bei der Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik für 2023.

Das vergangene Jahr sei das erste ohne Corona-Einschränkungen gewesen. Bis April 2022 hätten die Pandemie-Maßnahmen sich noch dämpfend auf die Kriminalität ausgewirkt, sagte Grote. Besonders in den Stadtteilen St. Georg und St. Pauli hatten die erfassten Delikte deutlich zugenommen.

Dennoch heißt es in einer schriftlichen Mitteilung der Polizei: "Im Langzeitvergleich wird die Stadt trotz des hohen Bevölkerungswachstums kontinuierlich immer sicherer". Die Aufklärungsquote erreichte mit 48,2 Prozent den höchsten Stand seit 1997.

Verwendete Quellen
  • Jahrespressekonferenz zum Thema "Vorstellung der Kriminalstatistik" vom 8. Februar 2024
  • Schriftliche Mitteilung vom Landeskriminalamt Hamburg vom 7. Februar 2024
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