t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalHamburg

Hamburg: Sollten man Möwen abschießen dürfen?


Räuberische Plagegeister
Ostsee-Möwen werden abgeschossen – auch in Hamburg denkbar?


Aktualisiert am 10.04.2024Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
imago images 170128386Vergrößern des Bildes
Eine Möwe sitzt vor einem Imbiss in der Rostocker Innenstadt: An der dänischen Ostsee dürfen die Tiere in Sonderburg geschossen werden. (Quelle: imago)

In der dänischen Stadt Sonderburg geht es Möwen an den Kragen: Dort dürfen die Tiere abgeschossen werden. Und in Hamburg? Das sagen Politiker zu dem Vorstoß.

Schwere Zeiten für Möwen in Sonderburg, unweit der deutschen Grenze: Die Tiere dürfen dort abgeschossen oder durch Fallen getötet werden. Denn die Vögel haben sich in der Stadt zu echten Plagegeistern entwickelt, berichten Medien.

Die Tiere dringen auf Futtersuche immer stärker in besiedeltes Gebiet vor, durchstöbern Mülltonnen und hinterlassen dabei selbst Müllberge. Sie plündern auch die Nester anderer Vögel und fressen deren Eier und Jungtiere. Aber auch vor direktem Kontakt mit Menschen scheuen sie sich nicht und schnappen nach Brötchen und anderen Snacks, die die Passanten in der Hand halten. Dazu kommt der Vogeldreck, der natürlich ebenso zunimmt.

Möwen zum Abschuss frei

Seit 1. Februar zieht die Stadt nun andere Saiten auf: Die Tiere dürfen geschossen werden. Allerdings zunächst nur bis Mitte April. Danach dürfen aber Nester weiterhin zerstört werden, um die Population nicht weiter wachsen zu lassen. Die Stadt selbst unterhält, so berichtet die dpa, einen Stadtjäger. Aber alle, die eine Genehmigung haben, dürfen jetzt Jagd auf die Tiere machen.

Die Idee scheint einigen zu gefallen. So zeigt sich ein Fischbrötchenverkäufer aus Warnemünde erfreut. "Die Tiere hier sollten dezimiert werden", fordert er in der "Ostsee Zeitung" im Hinblick auf die für ihn zu groß gewordene Population.

Möwen zum Abschuss freigeben: Auch für Hamburg eine Option?

Sicher nicht, denn in Hamburg zählen Möwen wie alle heimischen Vogelarten zu den geschützten Tierarten. Bußgelder bis zu 5.000 Euro werden fällig, wenn man die Tiere verletzt oder tötet.

Daher verwundert es nicht, dass der tierschutzpolitische Sprecher der CDU-Fraktion in Hamburg, Sandro Kappe, herzlich wenig von der Abschuss-Idee hält. "Präventive Maßnahmen wie die Aufklärung über den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmittelresten und die Schaffung sicherer Lebensräume für Möwen sind der Schlüssel", sagt Kappe t-online. Die Sicherheit der Menschen, aber auch der Schutz der Tiere müssen gleichermaßen gewährleistet werden.

Möwen haben es schwerer als früher

Auch die Grünen halten nichts vom Abschuss der Tiere. "Die Möwe gehört zu Hamburg", sagt Lisa Maria Otte, tierschutzpolitische Sprecherin der Grünen Fraktion Hamburg, zu t-online. "Möwen zu jagen, kommt absolut nicht infrage und ist nicht geplant." Sie plädiert dafür, dass es mehr Rückzugsräume wie Naturschutzgebiete geben müsse, wo die Tiere ausreichend Platz und Nahrung haben, damit es erst gar nicht zu Konflikten zwischen Mensch und Möwe kommen könne. Eine Anfrage bei der SPD blieb unbeantwortet.

Der "Arbeitskreis Vogelschutzwarte Hamburg" berichtet, dass es die Tiere in den vergangenen Jahrzehnten schwerer hätten. Das liege am Wegfall offener Mülldeponien und "auch die Abgabe ungeklärter Haushalts-Abwässer in die Elbe ist seit den 1980er-Jahren fast total eingestellt worden", berichten die Ornithologen.

Möwen lernen schnell

Dass auch in Hamburg seit einigen Jahren die Tiere vermehrt im Stadtgebiet und nicht nur am Hafen zu sehen sind, hat verschiedene Gründe. So gibt es an den üblichen Brutplätzen, auf Kies, Sand, Trockenrasenflächen und Brachen im Hafen, inzwischen wieder mehr Füchse und andere räuberische Säugetiere, die den Möwen das Leben schwer machen. Also brüten die Vögel zunehmend auf Flachdächern auch mitten in der City.

Außerdem lernen die Tiere sehr schnell: Nahrung beim Menschen wegzuschnappen, Lebensmittel im Stadtgebiet aufzuspüren oder sich direkt füttern zu lassen. "Dieses Verhalten ist dann nicht mehr umkehrbar und verursacht an Stränden und Promenaden ernste Probleme. Ohne Fütterung wäre es jedoch gar nicht erst entstanden", sagte schon vor einigen Jahren ein Sprecher der Umweltbehörde zum Abendblatt.

Auch Lisa Marie Otte von den Grünen warnt vorm Füttern der Tiere, "weil sie sich daran gewöhnen und später das Futter frech einfordern könnten".

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website