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Hamburg erweitert 2G-Regel: "Wollen keine Menschen vor der Tür stehen lassen"


2G im Handel
"Die Menschen werden schon genug eingeschränkt"

Von Mali Paede

24.10.2021Lesedauer: 3 Min.
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Friseur Benjamin Rial Farina in seinem Geschäft: Hier gilt weiterhin 3G – auch wenn bei 2G die Maskenpflicht entfallen würde.Vergrößern des Bildes
Friseur Benjamin Rial Farina in seinem Geschäft: Hier gilt weiterhin 3G – auch wenn bei 2G die Maskenpflicht entfallen würde. (Quelle: Mali Paede)

Ohne Maske einkaufen oder zum Friseur – in Hamburg ist dies seit Samstag für Genesene und Geimpfte möglich. Zumindest theoretisch. Was halten Einzelhändler und Kunden von der neuen Option?

Hamburg hat seine Corona-Verordnung überarbeitet: Seit Samstag dürfen der Einzelhandel sowie körpernahe Dienstleister wie Friseure, Tattoo- und Massagestudios selbst entscheiden, ob sie in ihrem Betrieb die 2G-Regel anwenden und damit nur noch Genesenen und Geimpften Einlass gewähren. In diesem Fall entfallen Maskenpflicht, Abstandsgebot und Kapazitätsbeschränkungen.

"Es muss hier lediglich die Kontaktdatenerhebung vollzogen werden", so Julia Offen, Hamburgs Vize-Senatssprecherin. Ausgeschlossen von der 2G-Option sind Geschäfte des täglichen Bedarfs: In allen Supermärkten,
Apotheken, Drogerien und Co. können Ungeimpfte nach wie vor ungehindert einkaufen – unter Einhaltung der bekannten Corona-Eindämmungsmaßnahmen.

2G-Regel in Hamburg: "Angst sollte nicht bestraft werden"

Doch ungeimpfte Personen vom Shoppen und Friseurbesuch ausschließen? Für viele Betreiber in der Hamburger Innenstadt ist dies keine Option. Sie wollen niemanden ausgrenzen: "Die Menschen werden schon genug eingeschränkt", findet Benjamin Rial Farina. Er ist Friseur und leitender Angestellter im Salon "Kamm In" in der Wexstraße.

Rial Farina selbst ist doppelt geimpft. Bei seinen Kunden und Kollegen ist das nicht immer der Fall: "Manche warten noch auf ihre Impfung. Andere haben schlichtweg Angst. Und Angst sollte nicht bestraft werden."

Ein paar Straßen weiter in der Steinwegpassage betreibt Bülent Özcan sein Friseurgeschäft "Wunderkopf". Auch er bleibt beim 3G-Modell, Zutritt zu seinem Laden haben also nach wie vor Geimpfte, Genesene und Getestete: "Es gibt zu viele Menschen in unserer Kundschaft, die sich nicht impfen lassen wollen oder können. Etwa weil sie chronisch krank oder schwanger sind."

Diesen Personen den Haarschnitt zu verwehren, kommt für Özcan nicht infrage. Nicht nur, weil er so das anstehende Weihnachtsgeschäft gefährden würde. Friseurbesuche zählen für ihn zur Körperhygiene: "Davon sollte man niemanden ausgrenzen dürfen" – auch wenn das bedeutet, dass er und seine Mitarbeiter weiterhin jeden Tag bei der Arbeit eine Maske tragen müssen.

Einkaufen ohne Maske: Angst vor Impfdurchbrüchen

Ohnehin sind sowohl Rial Farina als auch Özcan überzeugt, dass es momentan unverantwortlich wäre, den Mundschutz im Salon abzulegen: "Die Sicherheit sollte über allem stehen. Wir befinden uns nicht nur in einer Pandemie, sondern auch in der Grippehochzeit", sagt Rial Farina. Und Özcan meint: "Auch als geimpfte Person kann man sich anstecken oder andere infizieren. Wenn ich hier im Laden einen Fall habe, dann muss ich ihn für zwei Wochen dichtmachen."

Lena Grewe ist Stammkundin bei Özcan. Sie ist geimpft – hätte also Zutritt zu Friseurgeschäften mit 2G-Regel. Trotzdem bleibt sie dem Salon treu. Auch weil sie sich mit Maske sicherer fühlt: "Meine Idealvorstellung wäre, dass sich auch Geimpfte vorm Haareschneiden testen lassen. Dann würde ich hier auch ohne Maske sitzen." Ohne Tests aber hätte sie Angst, dass im Stuhl neben ihr eine unbemerkt infizierte Person sitzen könnte: "Und zack fliegen die Aerosole zu mir."

"Wir wollen keine Menschen vor der Tür stehen lassen"

Auch der Hamburger Einzelhandel setzt vielerorts weiterhin auf Mundschutz und Abstand – aus den gleichen Gründen wie Friseure: "Wir fühlen uns mit Masken und Abstand einfach wohler und sicherer", erklärt Silke Griebel, Inhaberin der Second-Hand-Boutique "Secondella". Und: Ebenso wie Rial Farina und Özcan möchte sie niemanden aus ihrem Geschäft ausschließen: "Wir wollen keine Menschen vor der Tür stehen lassen. Das sehen wir einfach nicht als richtig an."

Davon abgesehen habe sie keine personellen Ressourcen, um bei jedem ihrer Kunden den Impfstatus prüfen zu lassen: "Unser Store besteht aus drei Läden. Ich müsste an drei Türen eine Art Portier stehen haben, der prüft, ob die Damen und Herren geimpft sind. Das können wir nicht leisten."

Auch Sabela L., Verkäuferin in einem Interieur-Laden am Großneumarkt hält die 2G-Option im Einzelhandel für impraktikabel: "Noch zusätzlich zur Verkaufsberatung Impfdokumente checken zu müssen, ist im Tagesgeschäft nicht umsetzbar." Für viele Hamburger Kunden von Einzelhandel und Friseursalons heißt es also: Alles bleibt wie gehabt. Jedenfalls zunächst. Mitte November verhandelt die Stadt die Corona-Verordnung neu.

Hamburg war erstes Bundesland mit 2G-Option

Hamburg hatte Ende August als erstes Bundesland die 2G-Option eingeführt. Klubs, Gastronomiebetrieben sowie Sport- und Kultureinrichtungen steht es frei, das 2G-Modell anzuwenden und sich so von vielen Corona-Maßnahmen zu befreien. Auch Weihnachtsmarktbetreibenden wird es überlassen sein, ihre Märkte wahlweise nach 2G- oder 3G-Regel zu betreiben.

Beim Winterdom steht schon jetzt fest: Er wird unter 2G-Bedingungen stattfinden. "Unser Ziel ist es, so vielen Menschen wie möglich ein Dom-Erlebnis zu ermöglichen, welches der Zeit angemessen ist und einen entscheidenden Schritt in die Normalität von Veranstaltungen geht", sagt Sören Lemke, Leiter des Dom-Referats.

Für unter 18-Jährige gilt bezüglich der 2G-Regel eine Ausnahme. Sie sind von der Nachweispflicht befreit und dürfen bis auf Weiteres auch ungeimpft an 2G-Angeboten teilnehmen.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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