t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalHamburg

Nichts gelernt! Die Corona-Politik in Hamburg ist unglaubwürdig


Nichts gelernt
Diese Corona-Politik ist unglaubwürdig

  • Gregory Dauber
MeinungVon Gregory Dauber

Aktualisiert am 27.04.2022Lesedauer: 3 Min.
Meinung
Was ist eine Meinung?

Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.

Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher im Rathaus: Der Senat hat das Ende der Corona-Maßnahmen zum 1. Mai beschlossen.Vergrößern des Bildes
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher im Rathaus: Der Senat hat das Ende der Corona-Maßnahmen zum 1. Mai beschlossen. (Quelle: Chris Emil Janßen/imago-images-bilder)

In Hamburg fallen die Corona-Regeln, einen Monat später als im Großteil der Republik. Die Hansestadt bekommt zum 1. Mai ihren "Freedom Day". Warum die Entscheidung jetzt anders ausfällt als vor vier Wochen, ist nicht nachvollziehbar.

Am 30. März beschloss die Hamburgische Bürgerschaft auf Antrag von Rot-Grün die Verlängerung der Corona-Maßnahmen. Neben Mecklenburg-Vorpommern erklärte sich nur die Hansestadt zum Corona-Hotspot: Die Maskenpflicht in Innenräumen blieb bestehen, genauso wie das 2G-plus-Modell für Clubs und Diskotheken. All das ist ab dem 1. Mai passé.

Die Kritik am Quasi-Alleingang der Hamburger war groß, es gab Klagen und Häme. Die bloße Statistik erklärte nicht, wieso Hamburg Hotspot sein sollte, 14 andere Bundesländer aber nicht. Genauso unerklärlich ist jetzt, dass ebendiese Maßnahmen nun fallen sollen. Die Zahlen zum Infektionsgeschehen können die Kehrtwende jedenfalls nicht erklären – auch wenn der Erste Bürgermeister, Peter Tschentscher, es so verkaufen möchte.

Die Fakten: Am 31. März, also am Tag nach dem umstrittenen Beschluss der Bürgerschaft, lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Hamburg laut Senatsverwaltung bei 1.483,4. Nur Berlin, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen standen damals schlechter da. In Hamburger Krankenhäusern lagen zu diesem Zeitpunkt 459 mit Corona infizierte Menschen, 38 davon auf Intensivstationen. Was hat sich nun also geändert?

Die Antwort klingt irritierend: nichts Entscheidendes. Heute meldet Hamburg eine Inzidenz von 1.213,1 – das entspricht ziemlich genau dem Stand von Mitte März und liegt klar über dem aktuellen Bundesdurchschnitt. In Krankenhäusern gab es am Montag 398 Covid-Patienten. Das sind weniger als vor vier Wochen, aber rechtfertigt dieser doch überschaubare Rückgang eine vollkommen konträre Entscheidung?

Hamburg: Corona-Maßnahmen enden trotz mehr Intensivpatienten

Beim Blick auf die Intensivstationen wird letztlich klar: Nichts hat sich verbessert. Dort wurden einen Tag vor der heute beschlossenen Aufhebung 40 Patienten registriert. Zur Erinnerung: Die Begründung, die Maßnahmen auf Landesebene fortzuführen, war eine drohende Überlastung des Gesundheitssystems. Im Zeitraum zwischen den beiden widersprüchlichen Entscheidungen starben 37 Corona-Infizierte.

Diese Kritik am hamburgischen Hin und Her soll keine Kritik an den Maßnahmen an sich sein. Die Abwägungsdebatte um Gesundheitsschutz und Lockerungen ist längst hoch emotionalisiert und findet kaum noch auf sachlicher Ebene statt. Doch egal, wie man dazu steht: Rot-Grün muss sich die Frage gefallen lassen, wie diese Entscheidungen zu rechtfertigen sind.

Andere Bundesländer kamen nicht schlechter durch als Hamburg

Peter Tschentscher sagt, man habe Ende März kein Risiko eingehen wollen. Ohne die Maßnahmen hätte es mehr Infektionen gegeben. Kann sein. Kann aber auch nicht sein. Andere Bundesländer kamen ohne Maßnahmen nicht schlechter durch als Hamburg.

Wer noch nicht resigniert hat, kann nur mit dem Kopf schütteln. Allen voran Gastronomen, die 2G-plus durchsetzen mussten, während im Rest des Landes ohne Rücksicht auf Verluste gefeiert werden konnte.

Angesichts der Zahlen und ihres jüngsten Anstieges wäre eine Fortführung der Maßnahmen zwar unbeliebt, aber doch wenigstens konsequent. Viel wurde in den vergangenen zwei Jahren über Vertrauen in die Politik und die von ihr getroffenen Entscheidungen gesprochen. Daraus gelernt hat man anscheinend nichts.

Ab Sonntag ist dann also auch in Hamburg Corona vorbei, behördlich verordnet. Tschentscher sagt, nun könnten die Erleichterungen genossen werden. Dem Virus wird es egal sein, Hauptsache die Menschen können endlich ihre ach so gefährdete Freiheit beim Einkaufen ohne Maske zelebrieren. Abgesehen natürlich von besonders gefährdeten Personen, Menschen mit invasiver Beatmung in Krankenhäusern und jenen, die sich aus gutem Grund vor Long-Covid fürchten.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Beobachtungen
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website