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Oderbruch wird europäisches Kulturerbe


Letschin
Oderbruch wird europäisches Kulturerbe

Von dpa
28.04.2022Lesedauer: 3 Min.
OderbruchVergrößern des BildesWolken ziehen über die Landschaft vom Odervorland. (Quelle: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild/dpa-bilder)
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Sie liegt gut anderthalb Stunden von Berlin entfernt, ist Europas größte besiedelte Polderlandschaft und für Ausflügler längst kein Geheimtipp mehr. Nun dürfte das Oderbruch auch international bekannter werden. Die Kulturlandschaft erhält das Europäische Kulturerbe-Siegel. Das teilte die Europäische Kommission am Donnerstag auf ihrer Internetseite mit. Die Oderbruch-Landschaft veranschauliche eine von Menschen gestaltete und von Zuwanderung geprägte Landschaft und mache europäische Geschichte deutlich, hieß es. Der Titel wird nach Angaben des Brandenburger Kulturministeriums am 13. Juni 2022 offiziell in Brüssel verliehen.

Ausgezeichnet wurde die Kulturlandschaft, weil die Ideale und Geschichte der EU hier in besonderer Weise symbolisiert werden, hieß es von der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Kulturerbe Oderbruch. "Ich bin froh und auch stolz auf die Menschen im Oderbruch", freute sich Mitinitiator Frank Schütz, Bürgermeister von Golzow (Märkisch-Oderland). Das Vorhaben sei nur durch das Zusammenwirken der Gemeinden und verschiedenster Institutionen möglich gewesen. "Das zeigt: Kleine Dörfer können es." Damit bekomme erstmals in der Geschichte des Siegels eine gesamte Landschaft diese Anerkennung.

Akteure vor Ort hatten sich lange um die Auszeichnung bemüht. Die wichtigste Kraft, um das Vorhaben durchzusetzen, sei ein Netzwerk aus 40 Kulturerbe-Orten gewesen, berichtete der Leiter des Oderbruchmuseums, Kenneth Anders. Das Museum fungierte als Fach- und Koordinationsstelle. Baudenkmale, Kirchen, Kolonistendörfer und Heimatstuben hätten sich engagiert. Die Bewerbung für Brüssel sei über zwei Jahre vorbereitet worden, so Anders. Leute hätten beim Bäcker, in Kirchen und Gemeindevertretungen die Idee weitergetragen.

Nur zwei Projekte - neben dem Oderbruch das Kloster Fulda nebst Petersberg in Hessen - hatte die deutsche Kultusministerkonferenz 2020 zur Bewerbung an die EU-Kommission weitergeleitet. Die Corona-Pandemie hatte das weitere Prozedere erschwert. Unter anderem hatten die Bewerber für eine Präsentation zur Europäischen Kommission nicht nach Brüssel fahren können. Eine Entscheidung war ursprünglich für den Herbst vergangenen Jahres angekündigt worden.

Die Region ist nach der Trockenlegung vor knapp 270 Jahren entstanden, wurde durch Preußenkönig Friedrich II. mit Kolonisten aus ganz Europa besiedelt. Nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft schufen diese in einer groß angelegten preußischen Melioration im 18. Jahrhunderts ein Wassersystem, das heute mit über 1200 Gewässerkilometern, beinahe vierzig Schöpfwerken und 300 Wehr- und Stauanlagen funktioniert. Entstanden ist vielfältiger ländlicher Raum, in dem heute mehr als 50 000 Menschen leben. Zudem gilt die Region wegen des fruchtbaren Bodens als "Gemüsegarten Berlins".

"Das Oderbruch ist eine aus europäischen Zuwanderern besiedelte Landschaft, die immer damit gelebt hat, dass sie die Einflüsse von Auswärtigen mit aufgenommen hat", beschreibt der Golzower Bürgermeister Schütz die Region. Das Oderbruch gebe es nicht ohne einen niederländischen Wasserbauingenieur und hätte seine Namensvielfalt nicht ohne Zuwanderer, führte er an.

"Wir sind stolz auf uns und die Arbeit der mehr als zehn Generationen, die über Systembrüche und Kriege hinweg stetig das System optimiert und umweltverträglicher gestaltet haben", sagte Bürgermeister Michael Böttcher aus dem Oderbruchdorf Letschin - einer der Hauptinitiatoren der Bewerbung für das EU-Siegel.

Museumsleiter Anders betont, dass es für die Anerkennung keine finanzielle Zuwendung aus Brüssel gebe. Es gehe nun an die Projektentwicklung, die alle Kommunen gemeinsam für die Region gestalten könnten. Fördermittel dafür könnten über die Arbeitsgemeinschaft beantragt werden - etwa für Bildung, Ausstellungs-und Kulturentwicklung und Tourismus. Unterstützung für angeschobene Prozesse sowie die Netzwerkarbeit erhält das Museum vom Kulturministerium mit einer dreijährigen Förderung bis Ende 2024 mit mehr als 400 000 Euro, wie das Ressort am Donnerstag mitteilte.

Mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel zeichnen das EU- Parlament und der Rat der EU seit 2011 Kulturdenkmale, Kulturlandschaften und Gedenkstätten aus, die die europäische Einigung, die gemeinsamen Werte sowie die Geschichte und Kultur der EU symbolisieren. Ziel ist es, das Verständnis und die Wertschätzung des gemeinsamen und vielfältigen Erbes der Europäischen Union für die Menschen und insbesondere junge Menschen zu verbessern.

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) zeigte sich erfreut über die Auszeichnung für die Region, in der sich eindrücklich europäische Kultur-, Geistes- und Wirtschaftsgeschichte widerspiegele. Das hohe Engagement der Akteure vor Ort zeige: "Brandenburgische Geschichte schafft nicht nur Identität vor Ort – sie weist auch in die Zukunft und steht für ein modernes Europa."

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