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Karlsruhe: Stadt will mit Drogenkonsumraum Vorreiter sein


Hilfe für Abhängige
Karlsruhe will mit Drogenkonsumraum Vorreiter sein

Von Ariane Lindemann

Aktualisiert am 05.02.2020Lesedauer: 2 Min.
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Eine Schale, in der sich Utensilien für den intravenösen Drogenkonsum befinden: In Karlsruhe befindet sich der erste Drogenkonsumraum in Baden-Württemberg.Vergrößern des Bildes
Eine Schale, in der sich Utensilien für den intravenösen Drogenkonsum befinden: In Karlsruhe befindet sich der erste Drogenkonsumraum in Baden-Württemberg. (Quelle: Uli Deck/dpa-bilder)

In Karlsruhe hat der erste Drogenkonsumraum in Baden-Württemberg aufgemacht. Hier sollen Schwerstabhängige sicher spritzen können. Was macht das mit der Drogenszene in der Stadt?

Seit vergangenem Dezember verfügt Karlsruhe über einen Drogenkonsumraum. Die neue Einrichtung befindet sich in der Kriegstraße, direkt neben der Suchtberatungsstelle "Get In". Für die meist stigmatisierten Betroffenen stellen Drogenkonsumräume eine wichtige Überlebenshilfe dar. Um Drogenunfälle zu vermeiden und die Drogenszene im öffentlichen Raum zu entlasten, können Schwerstabhängige im neuen Karlsruher Drogenkonsumraum unter hygienischen Bedingungen mitgebrachte Drogen konsumieren. 20 Suchthilfe-Einrichtungen dieser Art gibt es bundesweit, unter anderem in Berlin, Hamburg und Hessen.

Drogen konsumieren unter Aufsicht

Das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) erlaubt den Ländern, einen Drogenkonsumraum einzurichten. Voraussetzung ist eine entsprechende Rechtsverordnung. Nachdem der Karlsruher Gemeinderat im März 2018 grünes Licht für das Konzept gab, rang die grün-schwarze Regierung in Stuttgart noch um eine Entscheidung. "Die CDU stand dieser Art der Suchthilfe lange skeptisch gegenüber. Im März letzten Jahres kam das Kabinett dann zu einem Kompromiss", sagt Cordula Sailer, Drogenbeauftragte der Stadt Karlsruhe.

Wer den Drogenkonsumraum nutzen will, muss nach einem Erstgespräch eine entsprechende Vereinbarung unterschreiben, in der er sich zur Einhaltung von Nutzungsregeln verpflichtet. An insgesamt vier Plätzen können Drogenabhängige ihre mitgebrachten Drogen konsumieren. Den Drogenkonsumenten stehen hier sauberes und steriles Spritzenbesteck, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel zur Verfügung. "Für die Betroffenen ist dies hygienischer und sicherer als auf der Straße zu spritzen. Zudem haben wir geschultes Fachpersonal vor Ort", erklärt Cordula Sailer.

Rund 1.000 Schwerstabhängige in Karlsruhe

Zutritt haben ausschließlich Schwerstabhängige mit einer langen Drogenkarriere. "Für Erstkonsumenten ist der Drogenkonsumraum nicht vorgesehen", betont die Drogenbeauftragte. Zugelassene Rauschmittel sind Opiate, Kokaine, Amphetamine sowie Benzodiazepine.

"Rund 1.000 Schwerstabhängige gibt es aktuell in Karlsruhe", berichtet Cordula Sailer. "Wichtig ist uns, dass hier kein rechtsfreier Raum entsteht", sagt sie. "Immerhin handelt es sich um illegale Substanzen." Manche Drogensüchtige sind skeptisch, weil sie befürchten, hier von der Polizei abgefangen zu werden.

Cordula Sailer verweist auf Kooperationsvereinbarungen der Drogenberatungsstelle mit der Karlsruher Polizei, den Ordnungsbehörden und der Staatsanwaltschaft. "Hier gibt es klare Absprachen, dass das nicht passiert", sagt sie. "Wir haben allerdings immer im Auge, dass sich hier im Umkreis des Drogenkonsumraums keine neue Drogenszene etabliert", sagt sie. "Sollte jemand den Bereich als Drogenumschlagplatz nutzen oder anderweitig gegen die Regeln verstoßen, hat das natürlich Konsequenzen."

Ob der Drogenkonsumraum die Drogenszene tatsächlich dauerhaft entlastet, wird sich zeigen. "Im Moment ist es noch zu früh, um zu beurteilen, wie sich die Situation verändert. Die Einrichtung besteht ja erst seit Dezember letzten Jahres", sagt Sailer, "ein solches Projekt braucht seine Zeit. Bisher wird unsere Anlaufstelle jedoch gut angenommen."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Cordula Sailer
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