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Wettfahrtleiter auf Kieler Woche: "Ehrenamtler erfahren nun mehr Wertschätzung"


Wettfahrtleiter auf Kieler Woche
"Ehrenamtler erfahren nun mehr Wertschätzung"

Von t-online
20.09.2021Lesedauer: 3 Min.
Kai Schütt: Seit acht Jahren ist er Wettfahrleiter auf der Kieler Woche.Vergrößern des BildesKai Schütt: Seit acht Jahren ist er Wettfahrleiter auf der Kieler Woche. (Quelle: T-Online-bilder)
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Auch nach acht Jahren ist Kai Schütt freiwilliger Wettfahrtleiter auf der Kieler Woche. Neben Familie und Arbeit nimmt sich der Ehrenamtler Zeit für den unbezahlten Job und Aufwand. Doch sagt dafür jemand danke?

Babysitter und Kummerkasten wären alternativ passende Bezeichnungen für Kai Schütts Ehrenamt auf der Kieler Woche (KiWo). Als Wettfahrtleiter ist er für die Durchführung der Bootswettkämpfe verantwortlich.

Eine Menge unbezahlte Arbeit und Verantwortung, die durch Corona und die kurzfristigen Änderungen der KiWo nicht kleiner geworden sind. Im Gespräch mit t-online erzählt er, warum ihm die Arbeit nach acht Jahren trotzdem immer noch Spaß macht.

t-online: Die diesjährige Kieler Woche wurde erst verschoben, dann zusammengestaucht. Was bedeutet das für Ihre Arbeit?

Kai Schütt: Wir hatten alles schon für Juni geplant. Durch die Verschiebung wurde es ein bisschen schwierig, die Wettfahrtleitung mit meinen sonstigen Terminen zu vereinbaren. Ich habe ja auch noch meinen richtigen Beruf als Schiffbauingenieur, einen neun Monate alten Sohn und außerdem noch andere Ehrenämter. Dadurch, dass die KiWo jetzt deutlich kleiner ist, gibt es weniger Bahnen für die Wettkämpfe und weniger Teams, die kleiner sind. Da musste viel umorganisiert werden. Dazu kommt zusätzlicher Aufwand im Hintergrund durch die Corona-Auflagen.

Kam es auch früher vor, dass Sie Pläne spontan umschmeißen mussten?

Bei einer Langstrecken-Regatta vor vielen Jahren wollten wir eigentlich vom Kieler Leuchtturm aus die Schiffe ins Ziel nehmen. Weil der Wind aber immer weiter abnahm, hatte man sich dann entschieden, die Wettkämpfer schon bei der Bahnmarke Stollergrund Nord reinzuholen. Da sind wir dann mit dem Schlauchboot hingegurkt und gerade noch rechtzeitig angekommen, als das erste Schiff über die Linie ging. Wir haben den Anker geschmissen, Flagge raus – und dann dort stundenlang gelegen.

Um die Zeiten der Wettkämpfer zu erfassen.

Genau. Zuerst war ziemliche Flaute, dann frischte der Wind immer weiter auf, dann zog irgendwann ein Gewitter über uns auf. Mit der Rückruftafel haben wir die Schreiber geschützt, damit das Papier mit den Zeiten nicht nass wurde. Das war schon ein Erlebnis. Mitten in der Nacht sind wir dann wieder Richtung Zivilisation gefahren. Eine sternenklare Nacht – es war herrlich. Eine prägende Erinnerung.

Wie sind Sie zu Ihrem Ehrenamt gekommen?

Meine Frau ist schon deutlich länger als ich dabei, sie hat mich reingebracht. 2012 habe ich sie einmal bei ihrer Ehrenarbeit besucht und fand das sehr spannend. Ich bin dann im nächsten Jahr eingestiegen. Die anderen waren offenbar recht zufrieden mit mir, und weil gerade ein Wettfahrtleiter gesucht wurde, habe ich das dann übernommen, erst mal als Stellvertreter.

Was hat sich seit Ihren ersten Jahren im Ehrenamt geändert?

Tatsächlich wird in den letzten Jahren vermehrt darauf geachtet, dass die Ehrenamtler mehr Wertschätzung erfahren – da gab es durchaus mal mehr Unzufriedenheit. Schließlich nehmen sich die Menschen dafür extra Urlaub. Aber es hat sich inzwischen deutlich gebessert. Es wird jetzt etwa mehr darauf geachtet, dass wir gut verpflegt werden, hier und da auch mal ein Bier extra. Und wir bekommen Arbeitskleidung im Wert von mehreren Hundert Euro. Auch die Segler sind sehr zufrieden mit unserer Arbeit und sagen uns das auch.

Was sind für Sie die größten Herausforderungen beim Wettkampf?

Die größte Herausforderung ist tatsächlich, die Segler auf die Bahn zu kriegen. Die Laser-Klassen zum Beispiel sind gerne mal zu früh auf der Bahn. Dann muss man manchmal alle Boote zurückrufen, und wenn dann die Windrichtung gerade ungünstig ist, wird das echt anspruchsvoll.

Und was macht Ihnen am meisten Spaß?

Der Teamzusammenhalt! Wir sehen uns nicht nur bei den Veranstaltungen, sondern auch sonst mal zum Grillen. Wir sind wie eine Familie. Wir haben Spaß zusammen, selbst, wenn es mal stressig wird auf der Bahn. Überhaupt ist die ganze Veranstaltung sehr familiär, obwohl sie so groß ist. Wir wohnen die Woche über auf dem Campingplatz mitten unter den Seglern. Da ist man eine Woche raus aus dem Alltag und macht mal etwas ganz anderes.

Was würden Sie jemandem raten, der überlegt, ehrenamtlich tätig zu werden?

Wichtig ist, dass man auch selber Spaß dabei hat. Dann macht man es gern – und meistens auch gut. Und man muss gucken, ob man ins jeweilige Team passt. Wir erleben das bei uns: Manche bleiben dabei, manche sieht man nie wieder. Wenn das Ehrenamt belastet, sollte man es nicht machen. Es ist ja letztendlich auch Freizeit, und Freizeit soll Erholung sein.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Kai Schütt
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