Stürmer Anthony Modeste | "Wer hat gesagt, dass ich den 1. FC Köln verlasse? Niemand."

Der 1. FC Köln freut sich über die Rückkehr nach Europa. Anthony Modeste tut sich zwar schwer die Glückwünsche entgegen zu nehmen. Doch der Franzose hat einen großen Anteil dazu beigetragen. Und es sieht so aus, als könnte Modeste nun doch in Köln bleiben.

Am Samstag um kurz vor halb sechs war es wieder soweit. Mehrere Fans des 1. FC Köln hoben Anthony Modeste in die Höhe und trugen den Stürmer über ihren Köpfen über den Rasen von Müngersdorf. Diese Bilder vom 7. Mai 2022 erinnerten sehr an die Bilder vom 20. Mai 2017, als Modeste Gleiches widerfuhr.

Damals wie heute war er einer der Helden der Europa-Rückkehr. Damals weinte Modeste anschließend Tränen, weil er ahnte, dass er den Klub in Richtung China verlassen würde. Fünf Jahre später gab es keine Tränen, was allerdings viele Gründe hatte. Erstens hatte der FC das Spiel gegen Wolfsburg verloren, zweitens war es erst der 33. Spieltag und der FC kann sich in der Tabelle bis Saisonende noch verbessern. Jubelstimmung wollte sich daher nicht einstellen.

"Glückwünsche, obwohl wir verloren haben"

"Es ist komisch Glückwünsche entgegen zu nehmen, weil wir verloren haben", sagte Modeste. "Aber wir haben es geschafft. Letzte Saison sind wir fast abgestiegen und jetzt sind wir in Europa. Fußball ist schön und wir müssen das genießen." Der 34-Jährige hat mit seinen 19 Saisontoren maßgeblich dazu beigetragen. Und weil sich der Franzose 20 Tore zum Ziel gesetzt hat, wird er alles daran setzen, dieses in einer Woche in Stuttgart zum Saisonende zu erreichen.

Ob dieses Spiel beim VfB das letzte Spiel des Anthony Modeste für den 1. FC Köln werden wird? Vor einigen Wochen hörte sich noch alles danach an. "In diesem Alter will ich nicht mit einem auslaufenden Vertrag in die nächste Saison gehen", hatte Modeste Anfang April im GEISSBLOG-Interview erklärt und dem FC damit praktisch die Pistole auf die Brust gesetzt: den 2023 auslaufenden Vertrag verlängern oder den Stürmer im Sommer 2022 verkaufen.

Doch Modeste gehört zu den Menschen, die sich aus ihrem einmal Gesagten nur wenig machen. Und so fragte er am Samstag provokativ: "Wer hat gesagt, dass ich den Verein verlasse? Niemand. Ich habe einen Vertrag bis 2023 und genieße die Zeit mit meinen Kollegen." Also plötzlich alles ganz einfach, Modeste bleibt bei den Geißböcken und erfüllt auch ohne Verlängerung seinen Vertrag?

So einfach wird es wohl nicht werden. Beim 1. FC Köln hält man still. Sportchef Christian Keller wird sich mit dem Mittelstürmer nach der Saison zusammensetzen. Das ist besprochen. Dann werden Keller und Modeste klären müssen, wie der Stürmer seine Zukunft plant - und wie sich der FC den 34-Jährigen überhaupt noch leisten kann.

Denn sicher ist: Der 1. FC Köln kann auf seinen 19-Tore-Stürmer eigentlich nicht verzichten und weiß aus der brutalen Erfahrung der Saison 2017/18, wie schwer der Abschied des Topstürmers wiegen kann. Andererseits könnte der 1. FC Köln ein Millionen-Angebot für Modeste durch einen anderen Klub, wie im Januar aus Saudi-Arabien, kaum noch einmal ablehnen, wenn man neben der Ablöse zudem das 3,5-Mio.-Euro-Jahresgehalt einsparen würde. Zu leer sind die Kassen, zu sehr die Hände finanziell gebunden.

Und so müssen Modeste und der FC nach dem Saisonende eine Entscheidung treffen: Geht man noch einmal gemeinsam in eine Saison oder geht man aus beiderseitig finanziellen Gründen erneut getrennte Wege? Modeste hatte im GEISSBLOG-Interview auch erklärt: "Ich erinnere mich daran, dass ich nach meiner Rückkehr aus China gesagt habe: Ich möchte mit dem FC einmal in Europa spielen." Nächste Saison hätte er die Chance dazu. So viel ist inzwischen sicher.