Kölner Drogenkrieg Brutale Villa-Geiselnahme landet vor Gericht

Am Kölner Landgericht startet der vierte Prozess um eine hiesige Drogenbande. Im Fokus: Eine Geiselnahme in einer Villa in Rodenkirchen.
Im Kölner Drogenkrieg stehen die ersten Angeklagten nach der Geiselnahme in einer Rodenkirchener Villa vor Gericht. Der Prozess gegen die drei Männer im Alter von 20 und 21 Jahren soll am kommenden Dienstag (29. Juli) beginnen. Ihnen wird gemeinschaftlich begangene Geiselnahme, gefährliche Körperverletzung und der Verstoß gegen das Waffengesetz vorgeworfen.
Die drei Männer sollen am Abend des 4. Juli 2025 in ein Industriegebiet in Bochum gefahren sein, um dort ein Paar zu entführen. Weitere mutmaßliche Mitglieder der Kölner Drogenbande hatten den Mann und die Frau zuvor in einen Mercedes gelockt, weil sie von ihnen vermeintlich Marihuana kaufen wollten. Als der Wagen im Industriegebiet ankam, überwältigten die drei Männer das Paar mit Waffen und Schlägen und zwangen sie in einen Transporter.
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Auslöser war der Raub von 350 Kilogramm Marihuana aus einer Hürther Lagerhalle. Die Kölner Drogenbande vermutete, dass der Bruder des Entführten hinter der Aktion steckte. Mit der Geiselnahme wollten sie die Drogen oder einen hohen Geldbetrag erpressen. Das geht auch aus einer Nachricht hervor, die Sermet A., der mutmaßliche Kopf der Kölner Drogenbande, laut Ermittlern an den Bruder geschrieben haben soll: "Ich rede nicht viel mit dir. 1,5 Millionen Euro oder mein ganzer Stoff. Sechs Stunden, oder dein Bruder ist tot."
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Bereits im Vorfeld sollen sich zwei Angeklagte, ein Deutscher und ein Syrer, dazu entschlossen haben, bei der Geiselnahme zu helfen. Der Deutsche soll dabei in einem Baumarkt mit weiteren Personen Kabelbinder und Klebeband besorgt haben. Ein dritter Angeklagter aus den Niederlanden wurde gegen die Zahlung einer unbekannten Summe ebenfalls angeheuert.
Die drei Angeklagten sollen die Geiseln am Abend des 4. Juli nach Köln gefahren haben. Gegen 22 Uhr kam die Gruppe in einer Villa in Rodenkirchen an. Dort sollen der Syrer und der Niederländer mit scharfen Waffen und einer Eisenstange auf die beiden Geiseln eingeschlagen haben. Dem deutschen Angeklagten wird gefährliche Körperverletzung mit der Eisenstange vorgeworfen.
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Alle drei sollen im Vorfeld in den Plan eingeweiht und entsprechend vorbereitet gewesen sein. Die Waffen hatten sie dabei kurz vor der Tat erhalten. Erste Details zu der Entführung waren bereits in einem seit April laufenden Prozess gegen einen weiteren Beteiligten bekannt geworden. Er war zu einer Haftstrafe von vier Jahren ohne Bewährung verurteilt worden.
Die Geiseln sollen dabei teils nackt, teils bis auf die Unterwäsche entkleidet gewesen sein. Im ersten Prozess gaben beide an, bis heute unter den Geschehnissen zu leiden. Die Beziehung des Paars ist in der Folge in die Brüche gegangen. Laut den Ermittlern war Lebensgefahr nicht auszuschließen: "Insbesondere die stumpfen Gewalteinwirkungen gegen deren beiden Köpfe hätten zu lebensgefährlichen Verletzungen innerhalb der Schädelhöhle führen können."
Geiselnahme in Köln: Zeuge mit Hubschrauber eingeflogen
Ein mutmaßliches Mitglied der Bande soll am Folgetag kalte Füße bekommen und die Geiselnahme gemeinsam mit einem der Angeklagten bei der Polizei gemeldet haben. Ein Sondereinsatzkommando beendete daraufhin gegen 17 Uhr die Geiselnahme und konnte das Paar befreien.
Neben den drei Angeklagten steht in wenigen Wochen auch der Prozess gegen sieben weitere Männer an, die ebenfalls an der Geiselnahme in Rodenkirchen beteiligt gewesen sein sollen. Einer von ihnen gilt als "wesentlicher Belastungszeuge" gegen den mutmaßlichen Bandenkopf Sermet A. Für ihn gelten enorme Sicherheitsvorkehrungen. Er wurde schon bei vorangegangenen Prozessen mit einem Hubschrauber eingeflogen und betrat den Gerichtssaal mit kugelsicherer Weste.
Für den am Dienstag startenden Prozess sind 16 Verhandlungstage bis Ende November angesetzt. Bis zum Urteil gilt für alle Angeklagten die Unschuldsvermutung.
- Informationen des Kölner Landgerichts
- Eigene Recherchen