t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalLeipzig

Teicha: Rentner will mit DDR-Rennwagen in Monte Carlo starten


Legendärer Wartburg SEG II
Rentner will mit DDR-Rennwagen in Monte Carlo starten

dpa, Bernd Lähne

21.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Ralf Schaum aus Teicha in seinem Wartburg SEG II: Der Pensionär will den DDR-Kult-Rennwagen wieder aufbauen.Vergrößern des BildesRalf Schaum aus Teicha in seinem Wartburg SEG II: Der Pensionär will den DDR-Kult-Rennwagen wieder aufbauen. (Quelle: Heiko Rebsch/dpa-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Noch steht in der Werkstatt von Ralf Schaum ein abgewrackter Rennwagen. Im DDR-Rennsport war die "silberne Zigarre" einst eine große Nummer. Schaum will den Wagen wieder aufbauen – und in Monte Carlo starten.

"Mittlerweile kann auch ein Laie erkennen, dass in meiner Werkstatt ein Rennwagen entsteht", sagt Ralf Schaum, den fast alle seine Freunde nur Rascha nennen. Seit gut zwei Jahren baut der Kfz-Experte aus Teicha im Saalekreis, nördlich von Leipzig an dem Oldtimer.

Den Wunsch, einmal am Steuer jenes Willy-Lehmann-Wartburg SEG II zu sitzen, verfolgt er seit seiner Jugendzeit. "Ich war Augenzeuge, als Willy Lehmann 1966 mit diesem Wagen das Formel III-Rennen auf der Halle-Saale-Schleife gewonnen hat", nennt Schaum den Ausgangspunkt seiner Begeisterung und zeigt Fotos, die er damals als Lehrling geschossen hat.

Rennwagen ist "Traum meiner Jugend"

Die Eindrücke des Rennens behielt der bis heute aktive Motorsportler aus Teicha bei Halle über die Jahre hinweg abrufbereit in seinem Kopf. Als er erfuhr, dass in Sachsen wichtige Teile des legendären Lehmann-Wartburgs von einem Sammler aufbewahrt werden, weckte dies alte Erinnerungen.

Kurzentschlossen kaufte Rascha 2019 die Überreste. "Seither stehen sie in meiner Werkstatt", berichtet der Bastler und deutet auf ein 3,50 Meter langes und 1,15 Meter breites Metallgestell – den Rahmen des abgewrackten Rennwagens.

Jedes neue Teil soll dem Original gleichen

Den "Traum meiner Jugend" will er gleichsam in den Erstzustand zurückversetzen. "Jedes nachgebaute Teil muss deshalb dem Original gleichen", sagt der 73-Jährige zu seinem Ziel. Sein Idol, Willy Lehmann aus Bitterfeld, gehörte einst zu den Großen des DDR-Rennsports, der Formel III.

Nicht nur in auf den Rennstrecken der DDR – wie dem Sachsenring, der Autobahnspinne in Dresden und dem Schleizer Dreieck – lieferte sich der für den Motorsportclub Halle startende Kfz-Meister aus Bitterfeld packenden Duelle mit seinen Rivalen.

Verflossene Erfolge mit der "silbernen Zigarre"

Auch in der damaligen Bundesrepublik, in Österreich, in der Tschechoslowakei und Polen war Lehmann mit seiner "silbernen Zigarre" erfolgreich. 1967 endete dessen Motorsportkarriere, zu der zehn DDR-Meister-Titel in der Formel III und der Formel Junior gehören.

Der legendäre Rennwagen fand neue Besitzer – und nahm mit neuem Motor noch bis 1974 erfolgreich an Wettkämpfen teil. Die lange Auszeit des Fahrzeugs stört Schaum nicht, er besitzt genügend Fantasie, um sich sein Traum-Auto im fahrbereiten Zustand vorzustellen.

Helfer kennt jede Schweißnaht am Gestell

In seinem großen Freundeskreis hat sich Oldtimer-Liebhaber Schaum sachkundige Verbündete für sein Vorhaben gesucht, "motorsportbegeisterte Fachleute, die zumeist auch Fahrzeugteile fertigen können".

Dass unter den fleißigen Helfern mit Wolfgang Wiele sogar noch ein Mann aus Willy Lehmanns ehemaligem Team ist, nennt Rascha "einen besonderen Glücksfall".

Der pensionierte Mechaniker aus Bitterfeld, der 1963 den Rahmen des erfolgreichsten DDR-Rennwagens in Lehmanns Wartburg-Vertragswerkstatt geschweißt hat, kennt noch jede Naht an dem Gestell und kann viel über die "Formel 1 des Ostens" erzählen.

Herz des Sportwagens: ein 100-PS-Motor

Einige neue Teile, wie Räder und Felgen, befinden bereits in der Werkstatt in Teicha, ebenso das Gehäuse für das Zwischengetriebe und der 100-PS-Motor. Für den Bau der Verkleidung fertigte der gelernte Karosseriewerker, dessen Frau Hannchen die unter Motorsportlern sehr beliebte Oldtimer-Gaststätte "Zur Linde" leitet, eine spezielle Form.

"Sorgfalt geht Ralf über alles. Da hierfür Unterlagen fehlen, musste er sich an Fotos orientieren", erzählt die Linden-Wirtin, die die Arbeit ihres Mannes mit großem Interesse begleitet.

Im nächsten Jahr geht es nach Monte Carlo

Die ersten Testrunden sollen bald in Oppin im Saalekreis gedreht werden. Auf dem Rollfeld des Flugplatzes will sich Rascha zunächst mit der Fahrweise des Wartburg F 3 SEG II vertraut machen. Im nächsten Jahr soll dann in Monte Carlo das erste Rennen gefahren werden.

"Besonders freue ich mich auf die imposante Tunnelpassage", sagt Schaum, dessen Freund Dietrich als filmender Chronist dabei sein will, wenn Oldtimer-Rennwagen aus halb Europa auf der legendären Strecke an den Start gehen werden.

Rascha ist trotz seines Alters immer noch mit "Leib und Seele" Rennfahrer. Erst Ende des Sommers 2021 zeigte der sportliche Senior mit seiner Simson-Maschine im italienischen Imola – beim Revival-Rennen – in der 50-Kubikzentimeter-Klasse sein Können.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website