t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalMünchen

Alfons Schuhbecks droht Gefängnis: Die unfreiwillige Liveshow des Starkochs


Fernsehkoch vor Gericht
Schuhbecks unfreiwillige Liveshow

Von Christof Paulus

Aktualisiert am 27.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Nachrichten
Wir sind t-online

Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Alfons Schuhbeck im Gerichtssaal (Archivbild): Der Fernsehkoch ist wegen Steuerhinterziehung angeklagt.Vergrößern des Bildes
Alfons Schuhbeck im Gerichtssaal (Archivbild): Der Fernsehkoch ist wegen Steuerhinterziehung angeklagt. (Quelle: Sven Hoppe/dpa)

Alfons Schuhbeck kämpft vor Gericht um seine Freiheit. So nah wie hier kommt man dem Fernsehstar wohl sonst kaum. Im Saal ist trotzdem noch viel Platz.

Um die Chance zu haben, Alfons Schuhbeck zu sehen, zahlen seine Fans zuweilen auch mal 50 Euro. So viel kostet etwa seine Dinnershow im Münchner "Teatro". Aber wenn man kostenlos zu ihm kann, und es für den Starkoch sogar um alles geht, ist der Andrang überschaubar. Das ist jedenfalls der Eindruck nach drei Prozesstagen am Münchner Landgericht, an denen sich der 73-Jährige wegen Steuerhinterziehung verantworten muss. Das wollen nur wenige vor Ort erleben – dabei bieten Schuhbeck und die anderen in Saal 134 ein kleines Spektakel.

Schon am ersten Tag war klar, dass es auf den Zuschauerplätzen ruhig bleiben wird. Um 8 Uhr öffnete das Gericht seine Pforte, ein gutes Dutzend Reporter und Zuschauer wartete bereits auf Einlass. "Bei Hoeneß standen sie damals an bis auf den Stachus", sagte einer in der Schlange. Der mit Schuhbeck befreundete Ehrenpräsident des FC Bayern hatte hier auch vor Gericht gestanden, 2014, im selben Saal sogar.

Prozesse gegen Alfons Schuhbeck und Uli Hoeneß in München

Gerichtssprecher Florian Gliwitzky schätzt das Interesse am Schuhbeck-Prozess aber als erwartet hoch ein. Mit Hoeneß sei das nicht zu vergleichen. Denn nicht nur, dass Hoeneß ohnehin noch bekannter sei, mit seinem Engagement über den Fußball hinaus und vielen enorm zugespitzten Aussagen – auch in Richtung von Steuersündern – habe er sich eine weit größere Fallhöhe als Schuhbeck geschaffen. Ob die Zuschauerplätze nun voll sind oder nicht, das spiele für das Gericht ohnehin keine Rolle.

Egal, was sich außerhalb der Verhandlung abspielt, sauber, professionell und gerecht zu arbeiten, das sind Erwartungen an ein Gericht. Doch so korrekt und spröde das klingt: Es heißt nicht, dass in der Verhandlung Bürokraten nur steif Paragrafen und Akten abarbeiten würden – im Gegenteil, es menschelt im Gerichtssaal. Wie viele Prozesse erinnert auch dieser an ein Theaterstück, nur dass es hier um das echte Leben echter Menschen geht.

An Tag 1 konnte man im Gerichtssaal etwa beobachten, wie nervös und still Schuhbeck das Geschehen verfolgte, während sein Mitangeklagter seinen mutmaßlichen Steuerbetrug bis ins Detail offenlegte. An Tag 2 kam die Wende: Der 73-Jährige gestand, gab Einblicke in sein Leben und der Richterin Kochtipps. An Tag 3 dann folgte das nächste Geständnis, die Stimmung und Schuhbeck lockerten sich.

Scherze im Gerichtssaal bei Schuhbeck-Prozess

Und zwischendrin war immer wieder Platz für Situationskomik. Ein "Wumms, um es mit Olaf Scholz zu sagen", sei etwa die Aussage des Mitangeklagten zu Beginn gewesen, sagte Richterin Andrea Wagner. Als es um Kassensysteme ging, die im mutmaßlichen Steuerbetrug eine wichtige Rolle gespielt haben sollen, wollte sie genau wissen, wie das mit Korrekturen, Stornierungen oder Umbestellungen läuft.

"Wie gibt man das an, wenn ein Gast etwa sagt, er will keinen Ingwer im Gericht?", fragte sie die Verteidigung. Auch Schuhbeck lachte: Er ist bekannt für seine Vorliebe für Ingwer, das Gericht hatte das Gewächs sogar zu einer Art Überschrift für den Prozess gemacht.

Geschätzt 60 Stühle stehen im für Presse und Zuschauer zugänglichen Bereich, zum Prozessauftakt waren diese etwa zu zwei Dritteln, an den folgenden Verhandlungstagen nicht ganz zur Hälfte besetzt. Wer spontan in den Gerichtssaal will, kann einfach dazukommen, so wie bei vielen Verhandlungen, die von Öffentlichkeit und Medien fast nicht beachtet werden. Was man vom Schuhbeck-Prozess nicht gerade behaupten kann.

Wer sich für den Prozess gegen Alfons Schuhbeck interessiert

Nicht nur, dass von "Bild" über "Zeit" bis Sat.1 viele überregionale Medien aller Gattungen zum Prozess kamen; die Resonanz, die die Beiträge zum Prozess erhalten, zeigt, wie viele Menschen sich für Schuhbecks Schicksal interessieren. Aber offenbar eben in Fernsehen, Zeitung oder online, nicht vor Ort. Was vielleicht auch daran liegt, dass viele womöglich gar nicht wissen, dass Gerichtsprozesse wie dieser grundsätzlich immer für die Öffentlichkeit zugänglich sind.

Dass sogar nicht akkreditierte Reporter ohne Probleme in den Gerichtssaal kommen, ist für einen Prozess von diesem Kaliber nicht selbstverständlich. Bei anderen Terminen etwa – besonders in den Hochphasen der Corona-Pandemie, als es im Gerichtssaal oft nur ganz wenige Plätze gab – zahlten Medien teils Studenten dafür, sich für die Reporter in die Schlange zu stellen und den Platz zu besetzen, bevor das Gericht öffnete.

Davon war im Schuhbeck-Prozess bislang nichts zu sehen. Die Justizbeamten im Gericht waren auf einen großen Andrang vorbereitet, sperrten vor jedem Verhandlungstag einen Wartebereich für Zuschauer und Presse ab. Dort blieb aber alles ganz entspannt. Am 27. Oktober soll der Prozess schon in seine letzte Runde gehen. Es könnte für lange Zeit Schuhbecks letzter großer Auftritt in der Öffentlichkeit sein. Im Bayerischen Rundfunk läuft er nach seinem Geständnis jedenfalls nicht mehr.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
  • Gespräch mit Florian Gliwitzky
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website