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Bei Bauarbeiten am Tegernsee rutscht die Erde – doch niemand will zahlen


Fall jetzt vor Gericht
Bei Bauarbeiten am Tegernsee rutscht die Erde – doch niemand will zahlen


12.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Riss auf dem Nachbargrundstück einer Baustelle am Tegernsee (Archvibild): Um die Verantwortung dafür ging es nun in München vor Gericht.Vergrößern des Bildes
Riss auf dem Nachbargrundstück einer Baustelle am Tegernsee: Um die Verantwortung dafür ging es nun in München vor Gericht. (Quelle: Wiendl)

Bei Bauprojekten am Tegernsee geht es um viele Millionen. Doch immer wieder schädigen die Arbeiten Bewohner. Nun ist wieder solch ein Fall vor Gericht gelandet.

Der Kampf um Immobilien in bester Lage am Tegernsee wird immer rauer. Da Grundstücke vor allem in Rottach-Egern immens teuer und rar sind, werden sie von Bauträgern bis auf den letzten Zentimeter für Luxusimmobilien ausgequetscht. Leidtragende sind oft Nachbarn, an deren Grundstücken Schäden entstehen. Sie müssen Gerichte bemühen.

"Die Bauwerber treten sehr massiv in der Verwaltung und beim Bürgermeister auf, auch mit Anwälten. Da geht es um viel Geld. Die Lage bei uns in Rottach-Egern spitzt sich zu", beklagte CSU-Gemeinderätin Anastasia Stadler schon vor sechs Jahren. Seitdem hat sich die Situation weiter verschlimmert, wie nun ein Fall vor dem Landgericht München II zeigt.

Selbst Richter Andreas Zeug war im vorliegenden Fall der Meinung, "dass es bei diesem Objekt mit Millionen teuren Wohnungen um ziemliche Gewinnmargen geht".

Luxusimmobilien am Tegernsee und das Geschäft der Baulöwen

Verhandelt wurde eine Wohnanlage mit 17 Luxuswohnungen, teils sogenannte "Alpen-Chalets", von denen keines unter drei Millionen auf den Markt kam. Bauherr ist die CR26 GmbH aus Grünwald. Hinter ihr versammeln sich ein bekannter Rottacher Architekt, ein dortiges Immobilienbüro und ein Rechtsanwalt als Bauherr: Ein eingespieltes Team, wenn es um sündhaft teure Immobilien geht.

So eben auch in der Auenstraße, in zentraler Lage Rottach-Egerns. Das 3.200 Quadratmeter große Grundstück musste für das überdimensionale Untergeschoß mit sogenannten Spundwänden zu den Nachbargrundstücken gesichert werden. Auch beim Eigentümer Sepp Kandlinger: Er hat dort ein Mehrfamilienhaus mit Mietwohnungen. Doch als bei ihm 2020 die Spundwände nach Fertigstellung der Tiefgarage gezogen wurden, geschah das Malheur. Seine Grundstückskante rutschte ab, es entstand ein tiefer Riss über etwa 40 Meter Länge.

Schnell drückten damals die beteiligten Firmen, der Bauträger und der Architekt ihr Bedauern aus und versicherten sogar schriftlich, dass die Schäden auf ihre Kosten "selbstverständlich wieder saniert werden", doch nichts geschah. Im Gegenteil. Als Geschädigter bekam Kandlinger Post von einer Anwaltskanzlei. Sie halte es nicht für erwiesen, dass durch die Bauarbeiten sein Grundstück "den Anschluss verloren hätte oder abgerutscht wäre".

Gerichtsverhandlung in München wegen Erdriss am Tegernsee

Kandlinger, immerhin auch Ehrenbürger Rottach-Egerns, blieb nur der Gang vors Gericht, da er sich außergerichtlich bei diesem mehrfachen Millionenobjekt vergebens um die Erstattung seines Schadens von weit mehr als 30.000 Euro bemühte.

Die drei Anwälte des Bauträgers waren noch nicht zu einem Schadensvergleich des Richters in dieser Höhe bereit. Die Verhandlung wurde auf den Mai vertagt. Für den 80-jährigen einheimischen Kandlinger ist es das "Sinnbild der neuen Rottacher Baukultur".

Um ihr Recht gebracht sah sich 2017 auch Gertraud Eberwein als Grundstückseigentümerin in der Nachbargemeinde Tegernsee-Süd. Neben ihr entstand in unmittelbarer Seenähe ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage, auf instabilem Seeton. Notgedrungen mussten dafür an Eberweins Grundstücksgrenze Spundwände gesetzt wurden, um das Eindringen des Wassers zu verhindern. Trotzdem lief die Baugrube für das Luxus-Objekt mit Penthouse bis zur Oberkante schnell voll.

Grundstück am Tegernsee sackt ab – Versprechen werden gebrochen

Schon während dieser Bauphase der Tiefgarage im Wasserloch sackte Eberweins Grundstück ab. Dort entstanden ebenso Risse in der geteerten Einfahrt wie am Gebäude. Trotz "vollmundiger Versprechen und Beschwichtigungen, alle Schäden werden vom Bauträger behoben", beklagt Eberwein auf Nachfrage, musste auch sie die Justiz bemühen.

Doch Hilfe vom Gericht bekam sie nur bedingt: "Die Justiz in unserem Rechtsstaat kennt scheinbar nur den Vergleich". Als Geschädigte, "die völlig unschuldig ist, bleibe ich auf einem mittleren fünfstelligen Bereich sitzen". Doch der Bauträger, selbst vom Tegernsee, machte mit seinem Objekt "Seeufer" Millionen.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • eigene Recherchen
  • Gespräche mit Sepp Kandlinger, Gertraud Eberwein und Anastasia Stadler
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