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Zeitzeuge über Aiwanger und den Schulalltag: "Nicht die Wahrheit"


Grünen-Politiker packt aus
"Nicht die Wahrheit": So war der Alltag an Aiwangers Schule wirklich

Von t-online, cgo

Aktualisiert am 01.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Das Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf: Hier soll Hubert Aiwanger als Jugendlicher ein antisemitischen Pamphlet verfasst haben.Vergrößern des BildesDas Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf: Hier soll Hubert Aiwanger als Jugendlicher ein antisemitischen Pamphlet verfasst haben. (Quelle: Carla Gospodarek)
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Hubert Aiwanger soll auf dem Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf ein antisemitisches Flugblatt verfasst haben. Auch Grünen-Politiker Erhard Grundl ging dort zur Schule.

Die Aufregung um Bayerns Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nimmt kein Ende. Dem Niederbayern wird vorgeworfen, als Jugendlicher ein menschenverachtendes Pamphlet verfasst zu haben. Erst am Donnerstagnachmittag bekräftige Aiwanger erneut, entgegen den Recherchen der "SZ" nicht der Verfasser des besagten Flugblattes zu sein. Sein Bruder habe den Text verfasst. Sein ehemaliger Lehrer behauptet das Gegenteil.

Auf dem Burkhard-Gymnasium in Mallersdorf, wo sich der Vorfall in den Jahren 1987/1988 ereignet haben soll, kreuzten sich nicht nur die Wege des besagten Lehrers und der Gebrüder Aiwanger. Auch Grünen-Bundestagsmitglied Erhard Grundl besuchte das Gymnasium.

Seine Schilderungen bezüglich des Schulalltags decken sich allerdings so gar nicht mit denen der Aiwangers. So hatte Helmut Aiwanger zuletzt angedeutet, von den "linksgerichteten Lehrern" ungerecht behandelt worden zu sein und das Flugblatt "aus Wut über die Lehrerschaft" verfasst zu haben.

Auch wenn die Aiwangers und Erhard Grundl das Burkard-Gymnasium nicht zeitgleich besucht haben, kann Grundl Aiwangers Aussage über die Schule nicht nachvollziehen: "Wenn Helmut Aiwanger – wie von der Presse zitiert – behauptet, dass es für ihn ein Kulturschock war, von Rottenburg nach Mallersdorf zu kommen, weil das eine linksradikale Schule war, dann müsste sich die Schule in fünf Jahren gänzlich verändert haben." Dies berichtet Erhard Grundl, der einige Jahre älter ist als die Aiwangers, im Gespräch mit t-online.

Zu behaupten, dass linksradikale Lehrer damals in Mallersdorf das Sagen gehabt hätten, sei laut dem Grünen-Politiker "hanebüchen". "Das stimmt einfach nicht mit der Wahrheit überein", betont der Vorsitzende der Grünen in Niederbayern.

Lehrerschaft sei "durchmischt" gewesen

In seinen Augen sei die Lehrerschaft in den 1980er-Jahren auf dem Burkhart-Gymnasium durchmischt gewesen. "Es gab ein paar Lehrer, die 'übriggeblieben waren' und bei denen keine Aufarbeitung des Nationalsozialismus stattgefunden hat. Und es gab Lehrer, die vom sozialliberalen Geist geprägt waren." Der Großteil der Lehrer allerdings sei der damaligen Zeit entsprechend aber "stramm konservativ" gewesen.

Der Lehrer, der das Flugblatt verbreitet hat, habe auch Grundl unterrichtet. In Grundls persönlichem Hassfach, Latein. "Ich habe ihn als gnadenlos gerecht erlebt. Menschlich war er einwandfrei", erklärte er am Donnerstag im Gespräch mit t-online.

Geschichte des Flugblattes sei bekannt gewesen

Persönliche Begegnungen zwischen den beiden Politikern habe es zwar zu Schulzeiten nicht gegeben, dafür aber später im beruflichen Kontext. "Persönlich habe ich Aiwanger genauso wahrgenommen wie andere politische Mitbewerber auch. Er war nicht besonders so oder so."

Von dem Flugblatt, um das sich die ganze Aufregung dreht, hat Erhard Grundl schon seit Jahren gewusst: "Das Gerücht, dass Hubert Aiwanger der Urheber sein soll, kennt man hier schon seit 20 Jahren. Auch ich." Trotzdem sei die Geschichte über all die Jahre nur ein Gerücht gewesen, nichts weiter – deshalb habe sich Grundl nicht weiter damit auseinandergesetzt.

"Ich bin von Hubert Aiwanger einfach enttäuscht"

Ob und wie sich der Vorfall damals ereignet hat, ist für den Grünen-Politiker nach wie vor weniger relevant. Vielmehr findet er: "Mir geht es nicht darum, was jemand als Jugendlicher gemacht hat, sondern wie er heute damit umgeht. Und da bin ich von Aiwanger einfach enttäuscht."

Laut Grundl müsse Aiwanger jetzt für Klarheit sorgen, und zwar vollumfänglich: "Aiwanger soll jetzt nicht noch versuchen, andere mit runterzureißen. Wie zum Beispiel den Lehrer. Er müsste seinen Leuten einfach mal die Wahrheit sagen. Einfach sagen, was Sache ist. Dann kann man vielleicht nicht mehr stellvertretender Ministerpräsident sein. Als Politiker hat man einfach eine Verantwortung und die sollte er endlich übernehmen.“

Verwendete Quellen
  • Interview vor Ort
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