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War es Mord oder ein Unfall bei Sexspielen? Ehemann in München vor Gericht


Prozessauftakt am Landgericht
Mysteriöser Tod: War es Mord oder ein Unfall bei Sex-Spielchen?


Aktualisiert am 20.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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Der Angeklagte Srecko S. im Gerichtssaal bei Prozessbeginn am Dienstagmorgen. Zum zweiten Mal muss er auf einer Anklagebank Platz nehmen.Vergrößern des Bildes
Der Angeklagte Srecko S. im Gerichtssaal bei Prozessbeginn am Dienstagmorgen. Zum zweiten Mal muss er auf einer Anklagebank Platz nehmen. (Quelle: Patrik Stäbler )

Hat Srecko S. seine Frau mit einem Kopfschuss getötet? Ein Freispruch wurde aufgehoben. Seit Dienstag wird der Fall am Landgericht München erneut verhandelt.

Dass der Gerichtssaal für Srecko S. kein ungewohntes Umfeld und andersherum der 64-Jährige auch kein Unbekannter für die Justiz ist, zeigt sich schon früh an diesem ersten Verhandlungstag. "Jetzt mit Bart?", fragt Elisabeth Ehrl, Richterin am Landgericht München, als sie zu Prozessbeginn die Personalien aufnimmt. "Ja, der ist neu", antwortet Srecko S. Den Bart habe er im Gefängnis wachsen lassen, weil er einen juckenden Ausschlag im Gesicht hatte.

"Ich habe fünf verschiedene Cremes genommen, aber nichts hat geholfen", sagt er. "Dann habe ich den Bart gelassen, und jetzt ist es besser." So viel Vertrautheit erklärt sich daraus, dass der Fall Srecko S. die Polizei und Justiz bereits seit acht Jahren beschäftigt.

Srecko S.: Hat er seine Frau mit einem Schuss in den Kopf getötet?

Dabei dreht sich alles um die Frage, ob er im August 2015 seine Ehefrau durch einen aufgesetzten Kopfschuss ermordet hat, wovon die Staatsanwaltschaft München überzeugt ist. Oder ob der Angeklagte, wie er es selbst schildert, seine Frau vom Suizid abhalten wollte, worauf sich im Gerangel ein Schuss aus seiner Pistole löste und die 36-Jährige tötete.

Zum Auftakt der neuerlichen Verhandlung vor dem Landgericht München I erscheint Srecko S. in Jeans und grauem Pullover. Mit seinem gebeugten Rücken, den Furchen im Gesicht und den dunklen Augenringen macht er einen mitgenommenen Eindruck. Nach der Tat 2015 blieb der wegen diverser Leiden frühverrentete Mann zunächst auf freiem Fuß; erst vier Jahre später wurde er festgenommen. Im Februar 2022 verurteile ihn das Landgericht München dann zwar wegen unerlaubten Waffenbesitzes, sprach ihn aber vom Mordvorwurf frei – obschon die Schwurgerichtskammer laut eigener Aussage "zu 85 Prozent" von seiner Schuld überzeugt war.

Bundesgerichtshof hob das Urteil gegen Srecko S. auf

In der Folge ging die Staatsanwaltschaft in Revision, und tatsächlich hob der Bundesgerichtshof das Urteil auf. Unter anderem kritisierte der BGH, dass die Getötete zu wenig Schmauchspuren für eine Schussabgabe an der Hand hatte. Zudem fanden sich bei den Beteiligten keine Spuren eines Gerangels. Der BGH verwies den Fall ans Landgericht München zurück, wo er nun also vor einer anderen Kammer verhandelt wird. "Wir fangen wieder bei Null an", betont Elisabeth Ehrl zu Prozessbeginn.

Das Gericht werde alle Zeugen und Sachverständigen erneut hören, um sich ein eigenes Bild von der Sache zu machen. Unterdessen gibt sich die Staatsanwaltschaft weiterhin überzeugt, dass Srecko S. seine Ehefrau "von Eifersucht getrieben" umgebracht habe. Die beiden waren seit 2002 verheiratet und hatten fünf Kinder. Ihnen zuliebe soll die 36-Jährige nach mehreren Trennungen stets zu ihrem Mann zurückgekehrt sein, obwohl dieser "kontrollbesessen" gewesen sei, so die Staatsanwältin.

Was in der Tatnacht geschehen sein soll

Im Juni 2015 habe die Frau beschlossen, einen Schlussstrich zu ziehen und sei nach Augsburg gezogen, wo sie Beziehungen zu anderen Männern einging. Damit habe sich Srecko S. nicht abfinden wollen, sagt die Staatsanwältin. Daher habe er beschlossen, seine Frau zu töten. Diesen Plan soll er dann in jener Augustnacht umgesetzt haben, in der er die 36-Jährige erst aus Augsburg abholte, ehe die beiden einvernehmlichen Sex in ihrem früheren Schlafzimmer in München hatten.

Danach habe Srecko S. der Frau seine Pistole an die Schläfe gehalten, diese "Machtposition" genossen und sie erschossen. Um seine Tat zu verschleiern und einen Suizid vorzutäuschen, habe er der Frau Patronen in die Hand gedrückt und die Waffe neben sie gelegt.

Srecko S.: "Wir haben geschrien und gezogen"

Eine ganz andere Geschichte erzählt Srecko S. am ersten Verhandlungstag im Gericht – mit zittriger Stimme und immer wieder mit den Tränen kämpfend. Seine Frau habe ihn in jener Nacht zu Sexspielen mit der Pistole aufgefordert – etwas, was sie schon früher gemacht hätten. Hinterher sei er auf die Toilette gegangen, und als er zurückkehrte, habe sich die 36-Jährige erschießen wollen, was er zu verhindern versucht habe.

"Wir haben geschrien und gezogen. Irgendwann sind wir auf den Boden gefallen. Dann hat sich ein Schuss gelöst, und sie ist umgefallen", sagt Srecko S. unter Schluchzen. "Ich habe meine Frau nicht erschossen." Für den Prozess sind 13 Verhandlungstage angesetzt. Ein Urteil könnte im Dezember fallen.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort im Landgericht München I
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