t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomeRegionalMünchen

München: Große Israel-Demo am Odeonsplatz – Teilnehmer den Tränen nahe


Israel-Solidaritätsdemo in München
"Wer uns den Krieg erklärt, wird Krieg bekommen"

Von t-online, cgo

10.10.2023Lesedauer: 4 Min.
München für Israel: Rund eintausend Menschen versammeln sich am Montagabend, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen.Vergrößern des BildesMünchen für Israel: Rund eintausend Menschen versammeln sich am Montagabend, um gemeinsam ein Zeichen zu setzen. (Quelle: Carla Gospodarek)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Auf dem Odeonsplatz findet eine Solidaritätsbekundung anlässlich der Angriffe auf Israel statt – mit zahlreichen prominenten Rednern und vielen Emotionen.

Noch keine 24 Stunden ist die Landtagswahl her, da setzt die Münchner Bevölkerung schon wieder das nächste politische Ausrufezeichen: Mehr als tausend Menschen sind am Montagabend auf dem Odeonsplatz zusammengekommen, um gemeinsam der von der Terrorgruppe Hamas getöteten Israelis zu gedenken.

Zu Beginn der Kundgebung betritt die Organisatorin selbst die Bühne: Sophie Griesbacher. Mit leiser, aber bestimmter Stimme erklärt die junge "Volt"-Politikerin, dass sie die Veranstaltung einfach deshalb ins Leben gerufen hätte, weil es "ja sonst keiner gemacht hat". Dafür erntet sie großen Applaus. Dann wird es plötzlich ganz still. Mit gesenkten Köpfen hält die Menge eine Schweigeminute für die Opfer der Angriffe.

Wenige Augenblicke später betritt, von Securitys begleitet, die erste Rednerin des Abends die Bühne: Talya Lador-Fresher. "Ich stehe hier vor euch, mit gebrochenem Herzen", wendet sich die israelische Diplomatin mit belegter Stimme an das Publikum. "Zahllose Männer, Frauen und Kinder wurden auf den Straßen Israels brutal erschossen. Die Hamas ist genauso schlimm wie der IS", klagt die 61-Jährige an.

Aufgeben werde ihr Volk trotzdem nicht: "Auch wenn wir in Trauer sind, lassen wir uns nicht unterkriegen. Wer uns den Krieg erklärt, wird Krieg bekommen," sagt die Israelin. Die Menge applaudiert, wenn auch zunächst verhalten.

Münchner: "Wollte morgen eigentlich nach Israel fliegen"

Unter den zahllosen Menschen, die sich an diesem Abend auf dem Odeonsplatz versammelt haben, finden sich Personen vieler Alters- und Berufsschichten: Sie alle wollen ihre Solidarität mit den Israelis bekunden. "Wir haben viele Freunde in Israel, reisen selbst sehr oft dorthin. Eigentlich wollte ich auch morgen wieder nach Israel fliegen,", erzählt ein Mann mittleren Alters einer t-online-Reporterin vor Ort.

Während er auf dem Odeonsplatz steht, leuchten auf seinem Handy fast im Minutentakt Meldungen auf. Der Münchner hat eine israelische Warn-App installiert: Tkuma, Yoshivia, Shibolim – hier wird in diesem Moment gerade vor Raketeneinschlägen gewarnt.

"Es ist einfach nur schrecklich, was in Israel passiert. Es ist ein Massaker angerichtet worden – unter Zivilisten, Unschuldigen. Diese Menschen können nichts dafür." meint seine Partnerin den Tränen nahe.

Charlotte Knobloch: "Ihr seid alle da, und das macht mich so froh"

Besonders laut wird es auf dem Odeonsplatz, als Charlotte Knobloch ans Rednerpult tritt. Neunzig Jahre ist die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern inzwischen alt. 2005 wurde sie zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt. "Ihr seid alle da – und das macht mich so froh", spricht sie lächelnd in ihr heimisches Publikum.

Im Laufe ihrer Ansprache mischt sich auch eine tiefe Schwere in Knoblochs Stimme: "Ich denke in diesen Tagen oft an das Jahr 1973. Beinahe exakt fünfzig Jahre ist es nun her, seit der Jom-Kippur-Krieg seinen Anfang genommen hat. Damals wurden viele Soldaten getötet – heute sind es Zivilisten", sagt sie, zunächst mit leiser Stimme. Die Menge schweigt betreten.

Im nächsten Atemzug hingegen spricht die Wut aus der Münchnerin, erbost ruft sie: "Wer selbst heute, nach den schrecklichen Angriffen, noch nicht eindeutig auf Seiten Israels steht, der soll heute und in Zukunft den Mund halten!"

Am Ende ihrer Ansprache gibt sie sich entschlossen: "Israel muss diesen Kampf gewinnen – und Israel wird diesen Kampf gewinnen!" Das Publikum reagiert mit tosendem Applaus. Immer wieder ertönen Zwischenrufe, "Am Israel Chai" (zu Deutsch: Es lebe Israel), schallt es.

An diesem Abend werden noch viele weitere Redner die Bühne betreten – sie stammen aus Israel, den USA und aus Deutschland. Alle bekunden ihre uneingeschränkte Solidarität mit dem Staat Israel. Auch diverse Politiker sind vertreten.

So auch Katharina Schulze, die mit ihren Grünen erst am Sonntagabend ein starkes Ergebnis in der Isarmetropole geholt hatte. "München steht auf der Seite Israels", ruft sie in die Menge.

Schulze hoffe, dass es in ganz Deutschland Szenen wie die in München gebe, denn "Wir wollen ein Zeichen setzen", betont die Politikerin. Sie wisse aber auch, dass in der Politik noch viel Arbeit vor ihnen liege: "Leider hat sich der Antisemitismus auch einen Weg in unsere Gesellschaft gebahnt. Der bayerische Landtag muss noch viel mehr gegen Judenhass in unserem Land tun", mahnt die 38-Jährige.

Gegen-Demo am Marienplatz: Stadt München setzt Zeichen

Während die Kundgebung am Odeonsplatz für die Solidarisierung mit der israelischen Bevölkerung stattfindet, veranstalten Palästinenser-Anhänger nur wenige hundert Meter weiter eine Gegen-Demonstration am Marienplatz. Rund 100 bis 200 Teilnehmer sollen sich dort zusammengefunden haben. Die Stadt München projiziert eine riesige Israel-Flagge ans Rathaus.

Für die Gegendemonstration findet auch die liberale jüdische Gemeinde klare Worte: "Ganz unmittelbar entsetzt es uns in München, dass parallel zu einer israelsolidarischen Kundgebung in unmittelbarer Nähe eine pro-palästinensische Solidaritätsdemonstration geplant wurde. Man mag zu Israel stehen, wie man möchte, aber es ist schlicht kein wohlwollendes Zeichen," äußert Ruth Zeifert von der Beth Shalom-Gemeine auf Anfrage von t-online.

Gleichzeitig möchte die Gemeinde aber auch einen großen Dank für die großflächige Unterstützung Israels durch die Münchner Bevölkerung aussprechen: "Vornehmlich aber sind wir froh über die große Solidarität, die wir von allen Seiten erfahren. Wir vertrauen darauf, diese Zeit des Terrors gemeinsam zu durchstehen."

Verwendete Quellen
  • Report vor Ort
  • Recherche der Redaktion
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website