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München verbietet Anti-Israel-Demos: Gesichter voller Schmerz und Trauer


Kundgebung für Israel
Gesichter voller Schmerz und Trauer


Aktualisiert am 13.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Charlotte Knobloch bei ihrer Ansprache am Donnerstagabend in München.Vergrößern des Bildes
Charlotte Knobloch bei ihrer Ansprache am Donnerstagabend in München. (Quelle: Patrik Stäbler)

Mehr als tausend Menschen zeigen Solidarität mit Israel. Münchens OB kündigt an, Demonstrationen von palästinensischen Unterstützern ab sofort zu verbieten.

2.000 Menschen stehen dicht an dicht auf dem Jakobsplatz – und doch liegt über diesem Herzstück jüdischen Lebens in München eine andächtige Stille. Ein Mann mit Kippa auf dem Kopf hat sich in eine Israel-Fahne gewickelt, seine Augen sind geschlossen, das Gesicht zeugt von Schmerz und Trauer. Neben ihm trägt eine Frau ein Schild mit der Aufschrift "Support Israel for a better World", viele andere halten Kerzen in den Händen.

Die Schweigeminute zu Ehren der mehr als 1.200 Menschen, die durch den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel in den vergangenen Tagen gestorben sind, ist ein bewegender Moment – hier vor der Münchner Synagoge bei der Kundgebung unter dem Motto "Trauer an der Seite Israels". Dazu aufgerufen hat die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG), und gekommen sind nicht nur viel Prominenz aus Politik und Kirche, sondern auch knapp 2.000 Menschen.

"Ich wusste, ich kann mich auf meine Münchner verlassen"

"Ich wusste, ich kann mich auf meine Münchner verlassen", sagt eine sichtlich bewegte IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch. Sie steht an diesem Abend neben Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU), dem katholischen Erzbischof von München und Freising, Reinhard Marx, dem evangelisch-lutherischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und Dieter Reiter.

Der SPD-Oberbürgermeister hat eine Nachricht mitgebracht, die viele hier mit Freude und Erleichterung aufnehmen. Er habe seinem Kreisverwaltungsreferat heute mitgeteilt, dass das Rathaus ab sofort alle pro-palästinensischen Demonstration in der Stadt verbieten werde. Diese Ankündigung kommt nur wenige Tage nach einer Kundgebung von palästinensischen Unterstützen mit circa 350 Teilnehmenden auf dem Marienplatz.

"Die Feiern des Angriffs auf Israel werden wir nicht dulden"

Was er dort gesehen habe, sei "unsäglich" gewesen und werde "strafrechtlich sehr genau geprüft", betont Reiter. "Das Feiern des Angriffs auf Israel werden wir in München nicht dulden." Die pro-palästinensischem Demonstrationen – nicht nur in München, sondern in mehreren deutschen Städten – nehmen in den Reden der Ehrengäste fast ebenso viel Raum ein wie die Solidaritätsbekundungen mit dem attackierten Israel.

Wer den Mord an Jüdinnen und Juden in Deutschland feiere, müsse einen harten Rechtsstaat spüren, fordert etwa Aigner. Derweil betont Söder, dass Demonstrationen für Terroristen verboten gehörten. Und er stellt klar: "Die Zeit des Abers ist vorbei."

Bei seiner Rede blickt der Ministerpräsident auf eine Menschenmenge, die nahezu den kompletten Jakobsplatz ausfüllt. Viele Israel-Fahnen werden geschwenkt, dazu bekunden Schilder die Solidarität mit dem Judenstaat. Überdies sind mehrere Vermisstenplakate mit Fotos von Menschen zu sehen, die bei den Hamas-Angriffen von der Terrororganisation entführt wurden – darunter auch Kinder.

150 Polizisten im Einsatz vor der Synagoge

Die Veranstaltung vor der Synagoge findet unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Insgesamt sind an diesem Abend 150 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz; dazu kommen Einlasskontrollen an den Zugängen zum Jakobsplatz. Dort stehen vor der Synagoge Ohel Jakob zwei israelische Flaggen, die zu Beginn der Gedenkfeier auf Halbmast gesetzt – als Zeichen der Trauer. Im Anschluss spricht als erste Rednerin Talya Lador-Fresher, die israelische Generalkonsulin für Süddeutschland.

"Die Hamas agiert genauso wie der IS und steht diesem in Brutalität in nichts nach", sagt sie. Und weiter: "Wir führen fast einen biblischen Kampf des Lichts gegen die Dunkelheit." Wer Morde mit "Allahu Akbar!"-Rufen feiere, der missbrauche den Namen Gottes, sagt Kardinal Marx. Und Landesbischof Bedford-Strohm zitiert im Gedenken an die Opfer des Hamas-Terrors den 22. Psalm der Bibel: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?"

Derweil berichtet Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler), dass er einen Brief an alle Schulleiterinnen und Schulleiter im Freistaat geschrieben habe. "Ich habe sie gebeten, im Unterricht aufzuklären und den Kindern und Jugendlichen klarzumachen, was das für ein schrecklicher Terrorakt gewesen ist".

Knobloch fordert Verbot Pro-Palästina-Aktionen

Dazu werde den Schulen umfangreiches und altersgerechtes Material zur Verfügung gestellt. Als letzte Rednerin betritt schließlich Knobloch die Bühne. Die 90-Jährige erzählt, dass sie ihre in Israel lebende Enkelin gebeten habe, aus Sicherheitsgründen nach Deutschland zu kommen. Diese habe zunächst abgelehnt, dann jedoch zugestimmt. "Sie hat gesagt, dass sie kommen muss, weil es die Kinder nicht mehr aushalten."

Mit Blick auf die jüngsten Entscheidungen in der deutschen Politik sagt Charlotte Knobloch: "Endlich sind den Worten der Solidarität auch Taten gefolgt." Bezugnehmend auf pro-palästinensische Demonstrationen wie der Kundgebung in München betont die IKG-Präsidentin: "Hass auf der Straße muss der Staat mit Verboten begegnen."

Für derlei Veranstaltungen, bei denen die Morde in Israel gefeiert würden, gebe es nur ein Wort, sagt Charlotte Knobloch: "Verkommen."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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