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Sicherheitskonferenz in München: Einzelhandel verärgert über Umsatzeinbußen


"Ein Drama"
Sicherheitskonferenz: Händler beklagen Umsatzeinbußen


17.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Polizisten riegeln vor Beginn der Sicherheitskonferenz die Zufahrt zum Hotel "Bayerischer Hof" ab. (Quelle: Sven Hoppe)

Rund um den "Bayerischen Hof" wurde wegen der Sicherheitskonferenz eine Sperrzone eingerichtet. Sehr zum Ärger der betroffenen Einzelhändler in der Innenstadt. Jetzt wollen sie sich Gehör verschaffen.

Draußen kreist ein Hubschrauber über dem "Bayerischen Hof". Gerade nähert sich wieder eine Kolonne mit einem Staatsgast. Es folgt Auto auf Auto mit Blaulicht und schwer bewaffneten Sicherheitskräften. Insgesamt fast dreißig Fahrzeuge. Am Hotel angekommen, steigt aus einem der gepanzerten Wagen US-Vizepräsidentin Kamala Harris aus. Der Tross saust auch an der Ecke zur Prannerstraße vorbei. Dort steht Barabara Ruetz in ihrem Geschäft und kann ihren Ärger kaum zurückhalten.

Vor ihrem Schaufenster patrouillieren Polizisten. Ihr Kunstrahmengeschäft mit angeschlossener Werkstatt und Vitrinen voller handgefertigtem Schmuck liegt mitten in der Sperrzone für die Münchner Sicherheitskonferenz, die an diesem Wochenende stattfindet. Betreten darf den Bereich nur, wer eine Akkreditierung oder einen berechtigen Grund vorweisen kann. Die Prannerstraße zwischen den beiden großen Tagungshotels "Bayerischer Hof" und "Rosewood" ist sonst eine beliebte Einkaufsmeile. Kunden gibt es an diesem Wochenende hier keine. Nur Uniformierte oder Staatsgäste. "Die wollen aber natürlich nichts kaufen", sagt Ruetz.

Einge Tausend Euro an Umsatzeinbußen

Einige Tausend Euro an Umsatzeinbußen würde das ausbleibende Geschäft während der Sicherheitskonferenz verursachen. Eine Schande sei das, sagt Ruetz und schließt ihr Geschäft lieber für drei Tage. Immerhin richte sie für einige Teilnehmer der Sicherheitskonferenz am Abend eine kleine Kunstausstellung aus.

Sie will auch nicht missverstanden werden: Die Sicherheitskonferenz hält sie für absolut notwendig und der Tagungsort mitten in der Stadt sei ein guter Standort, um die weltpolitische Lage von den zahlreichen Staatsgästen diskutieren zu lassen, betont sie immer wieder. Andernfalls würde vielleicht noch die gesamte Stadt von der Veranstaltung in Beschlag genommen werden.

Doch die Aufbauten für die Sicherheitskonferenz, die Absperrungen und das Polizeiaufkommen beginne ja nicht erst mit Beginn der Tagung, sondern schon etliche Tage vorher, moniert Ruetz. Auch in dieser Zeit sei bereits zu bemerken, dass Kunden und Touristen das Gebiet um den "Bayerischen Hof" lieber meiden würden. Die Miete für die Läden müsse natürlich weiterhin bezahlt werden, auch an den "Bayerischen Hof", der einige der Ladengeschäfte entlang der Prannerstraße besitzt. Nicht zu vergessen die Gewerbesteuer.

Viele wohl nicht über Aufbauten in der Prannerstraße informiert

Ähnlich beklagen sich auch andere Geschäftsinhaber, die wie Galeristin Ruetz seit vielen Jahren einen Laden rund um den "Bayerischen Hof" haben. Die Sicherheitskonferenz sei "ehrenvoll" für die Stadt, sagt beispielsweise eine Händlerin, die ihren Namen nicht veröffentlicht haben will. Ein "Drama" sei hingegen das verlorene Umsatzwochenende.

Aus Gesprächen von t-online mit Einzelhändlern in der Gegend geht außerdem hervor, dass viele im Vorfeld wohl nicht von den Veranstaltern der Sicherheitskonferenz über die in diesem Jahr erstmals in der Prannerstraße aufgebauten Zelte und Einhausungen informiert worden seien. Man sei überrumpelt worden, heißt es. Mitten in der Woche seien plötzlich ein riesiger Kran sowie Laster aufgetaucht, um die Gerüste und Planen abzuladen. Dazu gehört auch eine künstlich installierte Brücke vom "Rosewood"-Hotel quer über die Prannerstraße zum "Bayerischen Hof". Das habe viele verärgert.

Wegen Sicherheitskonferenz: "Wir wollen eine Ausgleichszahlung"

Selbst der Bayerische Städtetag, der Büros in der Prannerstraße besitzt, habe von alledem nichts gewusst. Zumal die Geschäftsinhaber gerade erst einige Jahre an Bauarbeiten mit Lärm und Schmutz über sich ergehen lassen mussten. Das Luxushotel "Rosewood" wurde nämlich erst im Oktober neu eröffnet.

Was einige nicht verstehen: Ein Ansprechpartner für die Geschäftsleute stünde vonseiten der Sicherheitskonferenz nicht zur Verfügung. Erstmals wollen sich Händler deshalb in diesem Jahr zusammenschließen, um ihre Belange bei den Verantwortlichen der internationalen Großveranstaltung vorzutragen.

Susanne Benter von der gleichnamigen Boutique für Damenmode an der Ecke Prannerstraße/Kardinal-Faulhaber-Straße geht sogar noch einen Schritt weiter: "Wir brauchen eine Ausgleichszahlung", fordert sie. Benter hat ihr Geschäft in diesem Jahr zwar zum ersten Mal während der Sicherheitskonferenz geöffnet. Kunden, die ihren Laden aufsuchen wollten, seien aber von der Polizei nicht durchgelassen worden, habe man ihr berichtet.

Die Geschäftsinhaberin plädiert sogar für einen anderen Ort für die Sicherheitskonferenz. In Deutschland gebe es eigens dafür eingerichtete Tagungsmöglichkeiten. Schloss Elmau beispielsweise. Oder Heiligendamm.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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