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Schnee in München – doch dieser Winter ist anders als die vergangenen


"Unser Klima wird extremer"
Es schneit in München – doch es ist nicht wie immer


23.03.2020Lesedauer: 3 Min.
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Verschneiter Flughafen in München: Zuletzt gab es nur wenige Tage, an denen so viel Schnee lag.Vergrößern des Bildes
Verschneiter Flughafen in München: Zuletzt gab es nur wenige Tage, an denen so viel Schnee lag. (Quelle: Flughafen München)

Es ist fast April und doch hat sich der Winter noch einmal nach München gewagt. Mit Schnee im Gepäck färbte er die bayerische Hauptstadt weiß. Zumindest für kurze Zeit. Denn dieser Winter ist nicht mit den vergangenen zu vergleichen.

Plötzlich war er dann doch da. Am Sonntag. Kurz nach dem kalendarischen Frühlingsanfang: der Schnee. Er lag auf den Balkonen, den Hausdächern und den Autos. Und für eine kurze Zeit, bis die Märzsonne alles zurück auf Los stellte, erinnerte sich München an die schneereichen Winter, die es früher gab.

"Dieses Jahr hat es nahezu gar nicht geschneit", sagt Georg Eglsoer (50). "Natürlich spüren wir das hier." Seit 28 Jahren arbeitet Eglsoer beim Winterdienst des Münchner Flughafens: Vorfelder, Start- und Landebahnen, "überall dort, wo Flugzeuge fahren, sind wir im Einsatz." In langen Reihen kämpfen sich dann orangefarbene Einsatzfahrzeuge, formiert wie ein überdimensionales PS-starkes Rugbyteam, durch den Schnee. Räumen, Enteisen, Abtransportieren – alles im Stakkatotakt der blinkenden Warnleuchten. Eglsoers Team ist 181 Mann stark, 25 Minuten brauchen sie, um eine Startbahn zu räumen. Zumindest wenn es schneit.

Dann, wenn die Action auf dem Flughafen losgeht, verwandelt sich München in ein Winterwunderland, die angezuckerte Innenstadt vor dem Alpenpanorama. Postkartenidylle. Langlaufloipen führen entlang der Isar und durch den Nymphenburger Schlosspark. Kinder rodeln im Englischen Garten oder an der Bavaria. Im Olympiapark kämpften jahrelang Ski-Profis im Parallelslalom gegen Sekunden und Kontrahenten. Und auch eine Bewerbung für die Olympischen Winterspiele ist immer wieder im Gespräch.

Doch im Winter 2019/2020 war vieles anders. Der Deutsche Wetterdienst zählt die Tage, an denen es geschneit hat. 2010 waren es 83, im Jahr 2000 immer noch 18. Die Schneetage im vergangenen Winter kann man an einer Hand abzählen. Schwankungen sind zwar normal, doch der letzte Winter wird schwer zu unterbieten sein.

Laut dem europäischen Klimawandeldienst Copernicus war der vergangene Winter in Europa der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. In München hat es deshalb geregnet und nicht geschneit. Keine Langlaufspuren wurden gezogen, statt Kindergeschrei auf Schlittenhügeln nur braune Wiesen.

Thomas Birner ist Professor am Meteorologischen Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er führt die Entwicklungen auf den atlantischen Jetstream zurück. "In diesem Winter war der Jet anomal stark und geradlinig." Dies begünstige zwar Sturmserien wie beispielsweise Sabine, die nach Europa gelenkt werden. "Diese Tiefs bringen aber eher mildes Wetter mit sich."

Jahre mit wenig Schneefall gab es bereits zuvor. Ob der vergangene Winter eine Ausnahme darstellt, bleibt abzuwarten. Doch hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) bei seiner Klima-Pressekonferenz darauf hingewiesen, dass es im Jahr 2020 in allen deutschen Regionen um bis zu 1,5 Grad wärmer werden könne als im Mittel der Referenzperiode 1981–2010. Tendenz steigend. Das muss nicht das Aus für die Münchner Schlittenhügel und Langlaufloipen bedeuten. Doch Professor Gerhard Adrian, der Präsident der Weltorganisation für Meteorologie und des DWD, stellte klar: "Die Menschheit hat die Sturmglocken bisher noch nicht hören wollen. Unser Wetter und Klima wird extremer – weltweit, in Europa und hierzulande."

Dass die Winter extremer werden, merkt auch Georg Eglsoer vom Münchner Flughafen. Der Winter 2019 sei eher durchschnittlich gewesen, erinnert er sich. "Aber der gesamte Schnee ist in Januar und Februar gefallen – in nur anderthalb Monaten." Es ist eine Herausforderung für den Winterdienst. Planungssicherheit gibt es kaum noch. Georg Eglsoer bleibt deshalb pragmatisch: "Wir lassen den nächsten Winter einfach auf uns zukommen."

Verwendete Quellen
  • Interview mit Georg Eglsoer vom Flughafen
  • Gespräch mit dem Pressesprecher
  • Mailkontakt mit Prof. Birner von der LMU
  • Offizielle Abschrift der virtuellen Pressekonferenz des DWD
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