Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Hochkarätiger Kongress Was die Sparkasse bewegt – und warum Markus Söder am Bargeld festhält

Der Deutsche Sparkassentag in Nürnberg beginnt mit großen Worten, einem überraschenden Schlagabtausch – und dem Bekenntnis zum Bargeld.
Anzugträger, wohin man schaut, drinnen gedämpftes Licht, auf den Tribünen dichtes Gedränge. Auf der Bühne in der Messehalle wechseln sich Bildgewalt, große Worte und launige Spitzen ab. Beim Deutschen Sparkassentag 2025 am Mittwoch und Donnerstag in Nürnberg mit rund 3.000 Branchenvertretern der Finanzgruppe wird klar: Hier geht es nicht nur ums Geld. Es geht ums Ganze.
Politischer Schlagabtausch – mit Augenzwinkern
Eröffnet wird der Kongress von Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Der gebürtige Franke beschwört Nürnberg als starken Standort – historisch wie wirtschaftlich – und fordert mehr Mut: "Deutschland muss aus dem Knick kommen."
Ein besonderer Moment ergibt sich, als Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) auf der Bühne gerade über die vielfältige Geschichte der Stadt spricht – und dabei Markus Söder (CSU) den Saal betritt. "Wir sprechen über Albrecht Dürer – und Markus Söder kommt rein", scherzt König, dem das Wort abgeschnitten wird. Moderator Theo Knoll ergänzt: "Sie meinen, das passt vom Alter her?" König lacht: "Nein, von der Bedeutung!" Begeisterung im Publikum, sodass der bayerische Ministerpräsident augenzwinkernd einsteigt: "So viel Rot wie hier sehe ich sonst nur beim SPD-Parteitag."
Ministerpräsident Söder, früher auch mal Bayerns Finanzminister, erklärt in seiner Rede, dass er seit jeher eine treue Verbindung zur Sparkasse pflege. "Meine Eltern waren schon dort, meine Kinder sind es." Das sei schon in seiner Kindheit losgegangen – mit der eigenen Spardose.
"Wir müssen abbauen, was uns den Mut nimmt"
Auch ernste Töne werden angeschlagen. Söder ruft zu einem bedächtigen Umgang mit den von Bundestag und Bundesrat beschlossenen Investitions-Milliarden auf. Das Geld dürfe nicht wahllos verteilt werden. Die Politik habe lediglich einen Schutzschirm gespannt. "Er gibt die Möglichkeit, reaktionsfähig zu bleiben." Nur mit regionaler Verankerung, effizientem Staat und Investitionen in Zukunftstechnologien könne es vorangehen. "Wir müssen abbauen, was uns den Mut nimmt", sagt Söder.
OB König fordert vielmehr, das Geld direkt an die Kommunen weiterzugeben: "Wir wissen am besten, was wir damit anzufangen haben."
Sowieso ist der allumfassende Feind im Raum die Bürokratie. Die bremse nicht nur die Bankenbranche aus, sie müsse dringend abgebaut werden. Da sind sich an diesem Tag alle Redner einig.
Ein Kongress zwischen Mahnung und Aufbruch
Der frühere Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) ruft außerdem in einem flammenden Appell dazu auf, die Einheit Europas voranzutreiben. Es gebe für die Länder des alten Kontinents keine Alternative zu Europa. Ein gemeinsames europäisches Vorgehen sei die einzige Überlebenschance.
Weitere hochkarätige Redner folgen: Pulitzer-Preisträgerin Anne Applebaum warnt vor den "Achsen der Autokraten". Leopoldo López, venezolanischer Oppositioneller, meldet sich mit einem Appell für die Demokratie zu Wort. Olympiasiegerin Britta Steffen spricht über Motivation und will Deutschland mitreißen. Im Zentrum des Kongresses steht das Motto: "Zukunft.Machen".
Sparkassen vor dem Spagat
Den Sparkassen muss ein Spagat gelingen: Sie investieren weiter in ihre Filialen – allein in Bayern flossen 70 Millionen Euro – setzen aber zugleich auf Automatisierung und Künstliche Intelligenz. Viele Standorte sind inzwischen unbemannt, die Zahl der Sprengversuche an Automaten sinkt dank neuer Sicherheitskonzepte. Gleichzeitig nutzen mehr als 34 Millionen Menschen das Onlinebanking – ein Beleg für den digitalen Wandel der traditionsreichen Finanzgruppe.
Aber, mahnt Markus Söder in seiner Rede noch: Hände weg vom Bargeld! Münzen und Scheine abschaffen zu wollen und nur noch Onlinebanking könne nicht die Lösung sein. "Das wird keine Mehrheit in der Bevölkerung finden."
- Reporterin vor Ort
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa