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Gerhard Berger: "Das Paket Ferrari und Vettel ist stimmig"


Gerhard Berger im Exklusiv-Interview
"Das Paket Ferrari und Vettel ist stimmig"

t-online, Tobias Ruf

Aktualisiert am 30.08.2017Lesedauer: 3 Min.
Der ehemalige Formel-1-Pilot und heutige DTM-Vorsitzende Gerhard BergerVergrößern des BildesDer ehemalige Formel-1-Pilot und heutige DTM-Vorsitzende Gerhard Berger (Quelle: HochZwei/imago-images-bilder)
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13 Jahre war Gerhard Berger in der Formel 1 aktiv. Der 57-Jährige bestritt 210 Rennen für Benetton, Ferrari und McLaren. Dabei fuhr er zehn Grand-Prix-Siege ein. Heute ist Berger neben seiner Tätigkeit als Unternehmer auch Vorsitzender der DTM.

Im ersten Teil des Interviews mit t-online.de spricht der Österreicher über den spannenden Titelkampf in der Formel 1, den Stellenwert der Formel 1 in Deutschland und mögliche Entwicklungen in der Zukunft.

t-online.de: Herr Berger, wer holt sich den Fahrertitel in der Formel 1?

Gerhard Berger (57): Das ist extrem schwer einzuschätzen. Es wird ein ganz enges Rennen. Ferrari ist unheimlich stark in dieser Saison, Mercedes steht dem aber in nichts nach. In jedem Rennen kann sich die Fahrerwertung an der Spitze drehen, das spricht für sich.

Welches Auto schätzen Sie stärker ein. Ist Ferrari tatsächlich schon auf Augenhöhe?

Ich halte den Mercedes für das technisch stärkere Auto. Das ist das Maß der Dinge. Aber Ferrari hat bewiesen, dass das Auto beständig und schnell ist. Außerdem ist da noch der Faktor Sebastian Vettel. Der ist sehr hoch einzuschätzen.

Was meinen Sie damit genau?

Wenn Sebastian eine Titelchance sieht, performt er. Das Paket "Ferrari und Vettel" ist einfach stimmig.

Er wirkt allerdings oft übermotiviert und insgesamt nicht mehr so cool wie zu seinen Zeiten bei Red Bull. Teilen Sie diese Ansicht?

Das sehe ich anders. Schon zu Red-Bull-Zeiten war Sebastian leicht frustriert, wenn es mal nicht gelaufen ist. Wenn hingegen alles am Schnürchen lief, weil das Auto konkurrenzfähig war, dann war auch er extrem stark. Das ist heute nicht anders.

Wie beurteilen Sie die Aktion in Baku, als Vettel seinem Kontrahenten Hamilton mit Absicht ins Auto gefahren ist?

Das ist für mich kein dramatischer Vorfall, sondern Teil des Rennsports. Motorsport bedeutet Emotion. Er hat in diesem Moment sicher überreagiert, aber auch das kann im Sport passieren. Sebastian hat seine Strafe bekommen, damit ist das Thema abgehakt.

Lewis Hamilton hingegen wirkt gelassener als in den Vorjahren…

Ja, er wirkt relaxter. Ein wichtiger Faktor ist dabei sicherlich, dass er seit dem Rücktritt von Nico Rosberg nicht mehr so unter Druck steht wie in den vergangenen Jahren. Lewis musste sich nicht nur mit der Konkurrenz auseinandersetzen, sondern war auch im eigenen Rennstall einer hohen Belastung ausgesetzt. Wenn diese dann wegfällt, macht sich das natürlich bemerkbar.

Mit Bottas hat Hamilton auch einen starken Partner an seiner Seite. Kann der Finne, wie er selbst jüngst ankündigte, schon um den WM-Titel fahren?

Ich halte sehr viel von Bottas und er fährt eine starke Saison. Am Ende wird es aber ein Zweikampf zwischen Vettel und Hamilton werden.

Wird dann Mercedes künftig alles auf die Karte Hamilton setzen?

Sie werden es müssen. Ferrari wird alles auf Vettel setzen, da kann es sich Mercedes nicht erlauben, keine Team-Hierarchie auszurufen. Dass Hamilton seinen Teamkollegen in Ungarn auf der Zielgeraden hat passieren lassen, war ein tolles Zeichen für den Sport. In der zweiten Saisonhälfte wird sich Mercedes ein solches Manöver aber nicht mehr leisten können. Dafür ist das Rennen zwischen Sebastian und Lewis zu eng.

Wird Vettel seinen Vertrag bei Ferrari verlängern?

Ich bin mir nicht sicher. Wir haben Ende 2018 die interessante Konstellation, dass viele Verträge auslaufen. Da könnte viel Schwung ins Fahrerfeld kommen. Das könnte auch die großen Namen wie Hamilton, Vettel oder Max Verstappen betreffen.

Wäre eine Konstellation Mercedes und Vettel denkbar?

Warum nicht? Ich glaube, dass Mercedes für Sebastian attraktiv ist. Das könnte passen. Wenn es Ferrari allerdings hinkriegt, Sebastian ein Gesamtpaket wie in dieser Saison zu bieten, wird er Ferrari nicht verlassen. Dafür ist dieser Rennstall einfach zu traditionsreich.

Wie wirkt sich die Konstellation Ferrari-Vettel auf den Stellenwert der Formel 1 in Deutschland aus?

Die Konkurrenzfähigkeit von Ferrari hat der Formel 1 neuen Rückenwind gegeben. Das reizt die Fans in Deutschland, vor allem wenn ein Sebastian Vettel im Ferrari um den Titel kämpft.

Derzeit werden die neuen TV-Verträge ausgehandelt. Eine Option dabei ist, dass die Formel 1 nur im Pay-TV zu sehen ist.

Ich gehe davon aus, dass Liberty Media und Discovery die TV-Rechte für weite Teile des internationalen Motorsports komplett unter ihre Kontrolle bringen möchten. Das ist für den Fan natürlich nicht ideal, aber wir werden mit diesen Geschäftsmodellen leben müssen.

Was hätte das für Konsequenzen?

Am Ende des Tages entscheiden die Fans, nicht die Medien-Unternehmen. Wenn die Zuschauerzahlen einbrechen, wird es negative Auswirkungen auf den Motorsport haben. Dann würden auch die Medien-Unternehmen leiden.

Hinweis: In der kommenden Woche geht es im zweiten Teil des Interviews mit Gerhard Berger über die aktuelle Entwicklung in der DTM.

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