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HSV-Mitgliederversammlung: Hamburg steht vor einer Zeitenwende


Beispielloser Schlingerkurs
Entscheidung über die Zukunft des HSV

t-online, jv

08.01.2014Lesedauer: 3 Min.
Die Mitglieder des Hamburger SV entscheiden im Januar über die Zukunft des Vereins.Vergrößern des BildesDie Mitglieder des Hamburger SV entscheiden im Januar über die Zukunft des Vereins. (Quelle: imago/Philipp Szyza)
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Als "Global Player" hat Uli Hoeneß den Hamburger SV vor Jahren einmal bezeichnet. Ja, sogar als einzigen Klub, der es von der Stadt und vom Umfeld her schaffen könnte, dem FC Bayern ebenbürtig zu sein. Gelungen ist dies des Hanseaten nur in den goldenen Siebzigern und Achtzigern – seitdem fährt der HSV einen sportlich wie finanziell beispiellosen Schlingerkurs. Damit soll nun Schluss sein: Auf der Mitgliederversammlung am 19. Januar will man den Grundstein für den HSV der Zukunft legen, um endlich in Europas Spitze zurückzukehren.

Man gehe in diesem Jahr von einer "überdurchschnittlichen Teilnehmerzahl" aus, heißt es im Sonderteil des HSV-Magazins zur Mitgliederversammlung etwas verhalten. Tatsächlich dürfte die Halle H des Congress Centers Hamburg mit 11.000 Besuchern bis zum Bersten gefüllt sein.

Alles wartet auf Tagesordnungspunkt 6

Nach dem üblichen Vereins-Brimborium wie der Genehmigung des Protokolls folgt an sechster Stelle der Tagesordnungspunkt, wegen dem sich ein Großteil der Mitglieder wohl überhaupt auf den Weg ins CCH gemacht hat: "Anträge zur Strukturreform (zum Teil Anträge auf Änderung der Satzung)." Teile der Mitgliedschaft wollen den Klub zumeist grundlegend verändern. Und die Anwesenden sollen sich für ein Modell entscheiden.

"Letzte Dampflok unter Hochgeschwindigkeitszügen"

Die Probleme sind vielschichtig. Ob Bayern München, Eintracht Braunschweig oder Werder Bremen: Anders als die meisten anderen Bundesliga-Vereine verfügt der HSV zum Beispiel nicht über eine als Kapitalgesellschaft ausgegliederte Lizenzspielerabteilung. Die Profimannschaft ist immer noch unter dem Dach des e.V. beheimatet, dessen Aufsichtsrat seit Jahren großen Einfluss auf die Belange der Profis hat. "Der HSV ist die letzte Dampflok unter Hunderten von modernen Hochgeschwindigkeitszügen", schimpfen die Befürworter von "HSVplus", der prominentesten von insgesamt fünf Reform-Initiativen.

Neues Kapital durch Investoren?

Abgesehen davon, dass Einfluss und Personalstärke des Aufsichtsrates eingegrenzt würden, bedeutet eine solche Ausgliederung, dass der Verein und die damit verbundenen restlichen Abteilungen wie Tischtennis oder Volleyball nicht mehr mit den finanziellen Risiken des Fußballgeschäfts belastet wird. Zudem bietet eine AG die Möglichkeit, Anteilseigner und damit neues Kapital zu gewinnen, wie es beispielsweise der FC Bayern mit Adidas und Audi vorgemacht hat. Hierauf hofft auch "HSVPLUS".

Neues Kapital kann der HSV dringend gebrauchen, steckt er doch seit Jahren in einer finanziellen Schieflage. Im Dezember gaben die Hanseaten bekannt, mit einem Minus von 9,8 Millionen Euro zum dritten Mal in Folge rote Zahlen zu schreiben. Die Verbindlichkeiten haben sich auf knapp 100 Millionen Euro angehäuft, bei einem Umlaufvermögen von gut 14 Millionen Euro. Das Eigenkapital des Klubs wurde so in den letzten Jahren zu großen Teilen aufgebraucht.

"Weder zahlungsunfähig noch überschuldet"

"Die finanzielle Situation ist insofern angespannt, weil Misserfolg ohne Zuführung frischen Kapitals nicht unbegrenzt zu überbrücken ist", bestätigte der HSV-Vorstandsvositzende Carl-Edgar Jarchow, der für das laufende Geschäftsjahr eine "schwarze Null" anstrebt, gegenüber dem "Hamburger Abendblatt". Von einer Notsituation will er aber nicht sprechen: "Der HSV ist weder zahlungsunfähig noch überschuldet."

Kurzfristige Linderung in Sicht

Doch wie geht es weiter? Der Verkauf von Heung-Min Son an Bayer Leverkusen und das Überwintern im DFB-Pokal werden sich positiv auf die Bilanz auswirken. Außerdem laufen einige hoch dotierte Verträge aus. Doch in der Liga steht das Team nur auf Platz 14. Wenn sich daran bis zum Saisonende nicht groß etwas ändert, sinken die Einnahmen durch TV-Gelder, die sich nach der Endplatzierung richten, deutlich. "Das Erreichen des wirtschaftlichen Ziels hängt im Wesentlichen vom weiteren sportlichen Verlauf der Saison und der möglichen Abgabe von Spielern ab", sagt Jarchow.

Der HSV ist praktisch manövrierunfähig

Verschuldet, zuletzt immer wieder abhängig von Geldgeber Klaus-Michael Kühne und sportlich allenfalls Mittelmaß – der HSV-Dampfer ist mittlerweile praktisch manövrierunfähig. Und das vor dem Hintergrund, dass man in Sachen Umsatzstärke immer noch der viertbeste Klub der Bundesliga und in Europa seit Jahren unter den Top 20 ist.

Professionalisierung der Strukturen

Eine Neuausrichtung beim Hamburger SV scheint mittlerweile unausweichlich, zu groß ist der Frust über die sportliche Stagnation. Weil Vorstand und Aufsichtsrat die Professionalisierung der Strukturen in den Augen der Kritiker zu sehr vernachlässigten, soll nun das Mitgliedervotum entscheiden und womöglich am 19. Januar einen Meilenstein der HSV-Geschichte setzen. Außer, die Mehrheit stimmt für das Konzept von Eckart Westphalen. Der Stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrates hat beantragt, die Entscheidung über eine neue, in die Zukunft gerichtete, Struktur erstmal zu vertagen.

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