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Robert Lewandowski – Kann der FC Bayern auch ohne die Tormaschine siegen?


Torjäger verlässt München
Wie Bayern das Lewandowski-Loch stopfen will


Aktualisiert am 19.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Julian Nagelsmann (r.) muss ohne Robert Lewandowski auskommen: Der Bayern-Trainer steht vor einer großen Herausforderung.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann (r.) muss ohne Robert Lewandowski auskommen: Der Bayern-Trainer steht vor einer großen Herausforderung. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Robert Lewandowski wechselt nach Barcelona. Sollte nicht noch ein Transferkracher gelingen, muss Trainer Julian Nagelsmann an Alternativlösungen tüfteln.

Die Zahlen sprechen bei Robert Lewandowski für sich. 344 Tore in 375 Spielen für den FC Bayern München, allein 98 Treffer in den vergangenen beiden Jahren. Selbst Nörgler, die behaupten, dass jeder Blinde manche dieser Tore hätte erzielen können, müssen die außergewöhnlichen Leistungen des Polen anerkennen. Mit dem Abgang Lewandowskis verliert Bayern aber nicht nur eine unvergleichliche Tormaschine, sondern auch einen integralen Bestandteil des gesamten Angriffsspiels.

Als Lewandowski 2014 zu den Bayern kam, war er noch mehr Umschalt- und Konterstürmer, als das heute der Fall ist. Über die Jahre hat sich Lewandowski zu einem Kombinationsspieler und Lückenreißer entwickelt, der auch abseits des Balles zum offensiven Erfolg seines Teams beitrug. An sich hegte nahezu jeder Top-Klub in Europa Interesse an Lewandowski, weil er eine Art stürmerisches Komplettpaket darstellt, wie man es auch im Zeitalter der variablen Mittelstürmer nur selten findet.

Mané-Transfer als Fingerzeig

Mit dem Abgang von Lewandowski stellt sich für den FC Bayern die Frage, wie dieser in der bald startenden Saison kompensiert werden soll. Dabei geht es vor allem um Top-Spiele in der Bundesliga wie auch Duelle in der Champions League. Denn in diesen Partien genügt nicht nur einer, der vorn gelegentlich den Ball über die Linie drückt; in diesen Partien braucht es einen präsenten Mittelstürmer. Sollte Bayern nicht noch gehörig auf dem Transfermarkt in einen neuen Angreifer und eindeutigen Lewandowski-Ersatz investieren, müssen andere Lösungen her.

Die Verpflichtung von Sadio Mané von Liverpool war da wohl schon ein Fingerzeig. Denn unter Jürgen Klopp spielte der Senegalese in den vergangenen Jahren immer häufiger auf der zentralen Stürmerposition im 4-3-3-System der "Reds". Mané ist kein Wandspieler, der mit dem Rücken zum Tor den Ball lange verteidigen kann. Stattdessen ist er vor allem einer, der durch seine Läufe nach außen Lücken reißt und sich darüber hinaus sehr clever zwischen den gegnerischen Verteidigungen für Torabschlüsse positionieren kann.

Spielerisch einer der besten Stürmer Europas

Mit Mané würde sich das Offensivspiel der Bayern ein Stück weit verändern, weil gerade bei Umschaltangriffen nicht jeder Ball einfach blindlings nach vorn gespielt und vom nominellen Mittelstürmer abgeschirmt werden kann. Aber wenn Mané einmal mit dem Körper nach außen gerichtet seine Mitspieler bedienen kann oder direkt auf das gegnerische Tor zusteuert, ist er nur schwer zu bremsen. Laut dem Statistikportal "FBref" gehörte Mané in der vergangenen Saison zu den präsentesten Stürmern in den Top-5-Ligen Europas. 7,84 Ballberührungen im letzten Spielfelddrittel pro Partie positionieren ihn unter den besten drei Prozent aller Stürmer, mit 11,19 Vorwärtspässen pro Partie gehört er zudem in dieser Kategorie zu den besten vier Prozent.

Allerdings profitierte Mané natürlich auch stets von der Unterstützung seiner Nebenmänner bei Liverpool. Klopp nutzt normalerweise inverse Flügelstürmer, sprich: Ein Linksfuß wie Mohamed Salah spielt etwa auf der rechten Seite, um auf natürliche Weise den Weg nach innen zu suchen. Bei den Bayern hat Serge Gnabry ebenfalls diesen Zug nach innen. Kingsley Coman und Leroy Sané können das tendenziell auch sehr gut, wenn Cheftrainer Nagelsmann entsprechend diese taktische Marschroute vorgibt.

Der Erfolg von Mané als Mittelstürmer – wie auch jeder anderen personellen Option wie etwa Gnabry als zentralem Angreifer – steht und fällt mit dem Agieren seiner Nebenmänner. Es braucht die unmittelbare Präsenz der Außenspieler in den Halbräumen durch ständige Diagonalläufe, und es braucht zudem Thomas Müller oder Jamal Musiala als Schattenspieler, die zusätzlich die Verteidigung beschäftigen.

3-5-2 als Alternative

Sollte allerdings Julian Nagelsmann Zweifel haben, dass Mané als Solospitze in jedem Spiel und gegen jedes Defensivsystem funktioniert, so könnte er auch auf eine Doppelspitze ausweichen. Im Training in den vergangenen Tagen wurde etwa ein 3-5-2 mit Mané und Gnabry im Angriff getestet. Der Vorteil dieser Variante wäre, dass sich beide die Rolle der vordersten Anspielstation teilen würden und zudem bei Schnellangriffen gemeinsam Kombinationen ausspielen könnten.

Allerdings wäre der Erfolg einer solchen Formation vornehmlich davon abhängig, inwieweit beide Spitzen Tempo aufnehmen können. Ein allzu statisches Ballbesitzspiel würde mit einer Doppelspitze, bestehend aus Mané und Gnabry, nur bedingt funktionieren. Sie könnten sicherlich auf engem Raum vor und innerhalb der gegnerischen Abwehrkette trotzdem Passkombinationen aufziehen, aber ihre größten Stärken, vor allem die Entwicklung von Dynamik im letzten Spielfelddrittel, blieben eher verborgen. Zudem ist in einem 3-5-2-System keine natürliche Position für Thomas Müller vorhanden, der normalerweise zumindest zur erweiterten Startelf gehören sollte.

Dass Nagelsmann jedoch einige taktische Varianten austestet, war ohnehin zu erwarten. In seiner Trainerkarriere hat er es nie gescheut, Formationen und Rollen zu verändern. Und ohne einen klaren Mittelstürmer ergeben sich erst recht Möglichkeiten für den 34-jährigen Cheftrainer, seiner Kreativität freien Lauf zu lassen. Gleiches gilt auch für Bayerns Offensivkräfte.

Interessanterweise ist eine Herangehensweise mit einem schwimmenden Neuner à la Mané oder einer Doppelspitze mit zwei Dynamikspielern gerade in Champions-League-Partien vielversprechend. Denn in der für die Bayern so wichtigen K.o.-Phase genügt ein klassischer Zielspieler ganz vorn nicht gegen stark abgestimmte Abwehrreihen. Es braucht Rochaden, Lückenreißer und nachstoßende Bewegungen. All das könnte der neue, womöglich noch fluidere Bayern-Angriff bieten. Nur eine personifizierte Torgarantie wie Lewandowski fehlt nun.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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