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Olaf Thon: "Schweinsteiger sollte für Müller ein warnendes Beispiel sein"


Abschied der Bayern-Ikone?
"Er sollte für Müller ein warnendes Beispiel sein"

InterviewVon Julian Buhl

Aktualisiert am 10.05.2023Lesedauer: 6 Min.
Interview
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Bastian Schweinsteiger (l.) und Thomas Müller: Die beiden gewannen zahlreiche große Titel mit dem FC Bayern und wurden 2014 gemeinsam in Brasilien Weltmeister.Vergrößern des Bildes
Bastian Schweinsteiger (l.) und Thomas Müller: Die beiden gewannen zahlreiche große Titel mit dem FC Bayern und wurden 2014 in Brasilien gemeinsam Weltmeister. (Quelle: IMAGO/Oliver Kaelke)

Olaf Thon äußert sich zur Zukunft von Thomas Müller. Wo und in welcher Rolle der Weltmeister von 1990 diese sieht, erklärt er im Interview mit t-online.

Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl aus München

Der FC Bayern und Borussia Dortmund bescheren den Fans momentan das spannendste Meisterschaftsfinale seit mindestens zehn Jahren. Drei Spieltage vor Saisonende stehen die Münchner als Tabellenführer lediglich einen Punkt vor dem BVB.

Olaf Thon hat das wohl spektakulärste Saisonfinale 2001 noch als Spieler des FC Schalke miterlebt, in dem der FC Bayern den Königsblauen die Meisterschale mit einem Treffer in der Nachspielzeit doch noch entriss.

Im Interview mit t-online erinnert sich der Weltmeister, der auch sechs Jahre lang (1988–1994) für den FC Bayern spielte, daran und nennt seinen Favoriten auf den aktuellen Meistertitel. Er spricht auch über die wechselhafte Saison des FC Bayern und deren Folgen. Bastian Schweinsteiger sieht er dabei als warnendes Beispiel für Thomas Müller.

t-online: Herr Thon, wird ausgerechnet der FC Schalke, der am Samstag beim FC Bayern antritt, zum Meistermacher für Borussia Dortmund?

Olaf Thon: Schalke tut gut daran, den Ball flachzuhalten und diesen indirekten Doppelpass nicht aufzunehmen. Sie werden alles Menschenmögliche tun, um in München etwas zu reißen. Aber nicht für Dortmund, sondern um in der Bundesliga zu bleiben. Realistisch betrachtet ist Bayern der haushohe Favorit. Entscheidend wird sein, dass Schalke es schafft, auch Konter zu fahren, und damit Nadelstiche setzt. Schalke hat mit Frankfurt und Leipzig ein schweres Restprogramm. Wenn sie noch drei Punkte holen, ist es trotzdem möglich, zumindest die Relegation zu erreichen.

Was halten Sie vom Vorschlag des Dortmunder Oberbürgermeisters, dass sich die Schalker Mannschaft ins Goldene Buch der Stadt eintragen darf, wenn sie dem BVB zur Meisterschaft verhilft?

Diesen Vorschlag finde ich ziemlich daneben. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich auch nur ein einziger Schalke-Spieler ins Goldene Buch der Stadt Dortmund eintragen würde, weil er etwas für Borussia Dortmund geleistet hat.

Sie haben 2001 das vielleicht spannendste Meisterfinale jemals, das Sie mit Schalke im Fernduell mit Bayern in letzter Sekunde verloren, selbst miterlebt. Wie sehr schmerzt der Gedanke daran noch?

Er schmerzt noch, aber ich denke lieber an etwas Positives: Wir haben in diesem Jahr auch den Pokal gewonnen. Das Negative blende ich aus. Aber es steht eben auch in meiner Vita drin. Wer große Titel holen will, muss dafür oft auch harte Niederlagen einstecken. Bei mir war es ein bisschen umgekehrt. Ich habe gleich am Anfang meiner Karriere große Titel geholt, und am Ende kam dann ein schwarzer Fleck dazu. Es wäre für mich der Höhepunkt mit Schalke gewesen, neben dem Uefa-Pokalsieg auch Meister zu werden. Diesen Titel erstmals nach 1958 wieder zu holen, wäre auch für die Fans, Huub Stevens und Rudi Assauer etwas ganz Großes gewesen.

Bayern und Dortmund steuern jetzt wieder auf ein packendes Finale zu. Worauf kommt es dabei an?

Dass man keine Schwächen zeigt, was aber beide in dieser Saison schon häufig gemacht haben. Beide Mannschaften haben da ihre Tücken. Bei den letzten Spielen können unglaubliche Dinge geschehen, die mehr mit dem Kopf zu tun haben als mit der Klasse am Ball. Bayern hat aber auch da die besseren Karten und auch mehr Power, um die letzten Spiele zu gewinnen.

Wer wird sich also im Meisterkampf zwischen Bayern und Dortmund durchsetzen?

Ich glaube, dass Bayern die besseren Karten hat, auch wenn sie mit Leipzig noch gegen den wohl stärksten Gegner spielen müssen. Sie sind einen Punkt vorne und haben das deutlich bessere Torverhältnis. Wenn man die geschossenen Tore anschaut (Bayern 83, BVB 73; d. Red.), sieht man auch, warum sie vorne stehen. Bayern hat eigentlich alles selbst in der Hand. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sie zum elften Mal in Folge Meister werden.

Trotz der ganzen Unsicherheiten und Unruhe der vergangenen Monate?

Ja. Das war für mich keine große Überraschung.

Warum?

Weil Bayern mit dem Abschied von Robert Lewandowski den besten Mittelstürmer und mit der Verletzung von Manuel Neuer den besten Torwart der Welt verloren hat. Da ist doch klar, dass dann ein Qualitätsverlust da ist und man die Spiele nicht mehr so locker gewinnt. Diese beiden Weltklassespieler haben in den schwierigen Situationen Tore erzielt oder verhindert und können nicht eins zu eins ersetzt werden. Mit Eric Maxim Choupo-Moting und Yann Sommer sind ihre Vertreter zwar gut, aber eben nicht Weltklasse. Das macht den Unterschied.

Werden mit Neuer, der nach seiner Unterschenkelfraktur am Comeback im Sommer arbeitet, also auch Stabilität und Erfolg zurückkommen?

Wenn sein Körper das zulässt, schon. Seine Klasse, sein Wille und sein Ehrgeiz sind da. Als Torhüter kann man auch mit 40 noch gute Leistungen bringen. Ich traue ihm noch drei, vier Jahre auf Topniveau zu. Die Stabilität der vergangenen zehn Jahre, in denen die Bayern die Meisterschaft dominiert haben, geht hauptsächlich mit Lewandowski und Neuer einher, auch wenn da noch andere Spieler wie Thomas Müller dazugehört haben. In dieser Saison fehlte ein Stürmer der Kategorie Harry Kane. Da wird sich Bayern jetzt mindestens einen davon schnappen.

Sie sprechen Thomas Müller (33) an. Mit Jamal Musiala (20) scheint sein Nachfolger bereits gefunden zu sein, oder?

Eigentlich kann man die beiden nicht vergleichen. Musiala ist ein Zehner. Er hätte schon bei der WM zum Weltstar werden können, wenn er nur die Hälfte seiner Chancen genutzt hätte. Da wächst trotzdem der neue Weltklassespieler heran, der in der nächsten Saison auch ganz sicher noch mal ein oder zwei Schritte nach vorne machen wird.

Was bedeutet das für Müller?

Müller ist ein Allrounder, ein Teamplayer par excellence. Aber durch die Qualität seiner Konkurrenten hat es ein älter werdender Offensivspieler wie Thomas Müller zunehmend schwer, Einsatzzeiten zu bekommen. Er ist da sehr realistisch. Thomas Tuchel geht sehr sensibel mit dem Thema um. Nicht umsonst hat er Müller schon in Entscheidungen der Aufstellung, Spielweise und Taktik mit einbezogen und das auch äußerlich dargestellt: Ihn umarmt, um Rat gefragt.

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Trotzdem setzte er Müller zuletzt meist auf die Bank …

Ich könnte mir Müller zukünftig in einer Art Stand-by-Rolle vorstellen und dann auch in einer anderen Funktion im Klub, nicht mehr als Spieler. Denn als Offensivspieler ist es in dem Alter unheimlich schwer, das allerhöchste Niveau zu halten. Aber eine Saison traue ich Thomas Müller noch als Stammspieler zu.

Auch beim FC Bayern?

Natürlich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Thomas Müller noch mal nach England, Japan oder woandershin wechseln wird. Wir haben schon Beispiele gesehen wie Bastian Schweinsteiger, die nach hinten losgegangen sind. Schweinsteiger sollte ein warnendes Beispiel für Müller sein.

Könnten Sie sich auch eine Rückkehr von Schweinsteiger zum FC Bayern vorstellen oder käme die noch zu früh?

Ich glaube, dass er schon genug Erfahrung gesammelt hat. Er macht einen guten Job als Experte bei der ARD. Er ist für mich auf jeden Fall schon einer der Kandidaten, die für eine Position bei Bayern parat stehen würden. Mehmet Scholl, der ja kürzlich schon bekundet hat, dass er gern wieder was im Fußball machen möchte, ist ein weiterer. Ich kann mir gut vorstellen, dass der FC Bayern mit solchen verdienten Spielern ein bisschen frisches Blut in den Klub reinbringt. Erst recht, wenn im Sommer jetzt doch etwas mit Oliver Kahn oder Hasan Salihamidzic passieren sollte, was ich aber nicht glaube.

Auch nach einer möglicherweise titellosen Saison des FC Bayern nicht?

Das macht keinen großen Unterschied. Ich glaube nicht, dass Kahn oder Salihamidzic ihre Posten räumen müssen. Da wird sich nichts ändern. In die Fußstapfen von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zu treten, ist unheimlich schwer. Das haben die beiden eigentlich gut gemacht. Es gibt momentan niemanden, der besser wäre als Kahn oder Salihamidzic, die das Bayern-Gen in sich tragen. Schweinsteiger und Scholl oder andere Ehemalige müssten in eine solche Rolle zunächst noch ein wenig reinwachsen.

Was erwarten Sie dann bei der Aufsichtsratssitzung nach Saisonende?

Auf dieser Sitzung wird nur noch Vollzug gemeldet. Die Gespräche sind sicher längst gelaufen und die Entscheidungen zumindest im Groben getroffen. So hat der FC Bayern diese Dinge immer gehandhabt, auch wenn Überraschungen trotzdem nicht auszuschließen sind. Man weiß bei Bayern, was in der neuen Saison passieren wird.

Was wird das sein?

Ich glaube, man wird mit den Protagonisten weitermachen. Mit dem neuen Trainer, der jetzt ja erst mal die Scherben aufräumen muss. Das hat man auch bei dem Konflikt zwischen Sadio Mané und Leroy Sané gesehen. Die Geschichte mit Neuer und dem Torwarttrainer, der entlassen wurde, muss aufgearbeitet werden. Man muss Manuel Neuer wieder ins Team reinbringen. Was passiert mit Thomas Müller? Bayern wird es wieder schaffen, sich gut aufzustellen. Sie werden sich zusammenraufen und das auch im Aufsichtsrat wieder versuchen zu kitten. Man muss zusammenhalten, nur so kann man erfolgreich sein. Uli Hoeneß wird den Laden schon zusammenhalten.

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Olaf Thon
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