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Youssoufa Moukoko: BVB-Jungstar und der große Druck


Vertragspoker um Moukoko
Das sollte dem BVB Sorgen machen

Von Nils Kögler

Aktualisiert am 18.01.2023Lesedauer: 4 Min.
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Youssoufa Moukoko: Spielt der Jungstar bald in England?Vergrößern des Bildes
Youssoufa Moukoko: Auf dem BVB-Jungstar lastet gerade enormer Druck. (Quelle: IMAGO/Laci Perenyi)

Seit Wochen verhandeln Borussia Dortmund und Youssoufa Moukoko über einen neuen Vertrag. Für den Jungstar keine einfache Situation.

Es ist der 18. Dezember 2020: Beim Auswärtsspiel des BVB bei Union Berlin schleicht sich der Dortmunder mit der Nummer 18 zwischen zwei Verteidigern davon und drischt den Ball aus spitzem Winkel ins kurze obere Toreck. Es ist dieser Treffer, der Youssoufa Moukoko mit 16 Jahren und 28 Tagen zum jüngsten Torschützen der Bundesliga macht – und es ist der Auftakt eines Sturmlaufs, der den Jungstar nur zwei Jahre später bis zur WM in Katar führen sollte.

Jüngster Bundesliga-Spieler, jüngster Bundesliga-Torschütze, jüngster Champions-League-Spieler, jüngster deutscher WM-Teilnehmer: Moukoko hat sich zu einem absoluten Phänomen entwickelt, und konnte innerhalb kürzester Zeit die Weltbühne erobern. Mittlerweile buhlen internationale Spitzenklubs um ihn. Der Poker um eine Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrages mit dem BVB zieht sich schon seit Wochen hin – fast täglich begleitet von angeblichen Wasserstandsmeldungen und Schlagzeilen.

Enormer Druck lastet auf Moukoko

Mit erst 18 Jahren hat Moukoko die Möglichkeit, eine große Karriere zu starten – oder sein ganzes Potenzial in den Sand zu setzen. Das Traurige: Er wäre nicht der Erste. Einige vielversprechende Karrieren zerbrachen an zu großen Verträgen und zu großen Erwartungen, die in sie gesetzt wurden. Auch die Moukokos?

Fakt ist: Auf dem BVB-Jungstar lastet schon in jungen Jahren ein enormer Druck. In einem Alter, in denen andere noch die Schul- oder Unibank drücken, muss Moukoko bereits auf den größten Fußballbühnen unter dem Brennglas der Öffentlichkeit bestehen. Für einen so jungen Sportler eine Charakterprüfung sondergleichen.

Kann das gutgehen? Jens Kleinert, Leiter der Abteilung Gesundheit und Sozialpsychologie des psychologischen Instituts an der Sporthochschule Köln, erklärt: "Wenn junge Athleten und Athletinnen stark in der Öffentlichkeit stehen, kann das die Wahrnehmung sehr nach außen verlagern." Sie konzentrierten sich dann mehr darauf, was andere von ihnen wollten und wie sie von ihnen gesehen würden und liefen Gefahr, die Selbstreflexion aus den Augen zu verlieren.

Großer Auftritt in Katar

Kleinert: "Zudem geht starke Öffentlichkeitspräsenz mit dem Gefühl einher, beobachtet zu werden, unter Kontrolle zu stehen." Deshalb seien Rückzugsräume wie Familie und enge Freunde wichtig, die Möglichkeiten zu einem ruhigen Leben und Erholung böten.

Zumindest das scheint bei Moukoko bislang gut funktioniert zu haben. Trotz seines jungen Alters zeigte er in der Bundesliga zuletzt Topleistungen. Für den BVB erzielte er in dieser Saison bereits sechs Tore und legte weitere vier Treffer auf. Auch in der Nationalmannschaft durfte er debütieren und direkt mit zur WM nach Katar fahren.

Doch der Erfolg weckt Begehrlichkeiten: Chelsea, Liverpool, Newcastle – sie alle locken Moukoko Berichten zufolge mit hohen Gehältern. Ist der Jungstar schon bereit für einen Wechsel ins Ausland? Bereit, sich gegen die enorme Konkurrenz bei solchen Klubs durchzusetzen? Rekordnationalspieler Lothar Matthäus warnte jüngst vor einem verfrühten Wechsel. Er solle sich nicht vom Geld locken lassen. Wenn er seine junge Karriere "optimal weiter ausbauen möchte und ein großartiger Fußballer werden will, dann ist er zunächst einmal nirgends besser aufgehoben als bei Borussia Dortmund", so Matthäus.

"Spieler entwickeln lassen"

Auch Kleinert warnt vor dem Lockruf des großen Geldes: "Wenn junge Spieler und Spielerinnen ein Umfeld haben, in dem es weniger um einen langfristigen Trainingsaufbau und die Persönlichkeitsentwicklung geht als um das schnelle Geldverdienen, ist die Gefahr groß, dass Fehlentwicklungen entstehen, die sich auf Leistung und Karriere negativ auswirken." Eine gesunde Leistungsentwicklung brauche ein gesundes und beschützendes Umfeld. Außerdem gehe es darum, Stress- und Druckresistenz aufzubauen und den Sportler sich entwickeln zu lassen. "Der ausschließliche Blick auf große Verträge kann diese Perspektiven und Bedingungen gefährden", sagt Kleinert.

Nicht zuletzt deshalb versuchte man beim BVB, dem Hype um Moukoko stets einen Riegel vorzuschieben. Trainer Ediz Terzić wiederholte fast gebetsmühlenartig, man wolle Moukoko nicht zu viel zumuten und ihn weiter behutsam aufbauen. Und trotzdem: Moukokos Gedankenkarussell wird sich fleißig drehen. Im schnelllebigen Fußballgeschäft könnte die Chance auf einen Vertrag bei einem internationalen Topklub nie wieder kommen. Also besser jetzt gleich zuschlagen, Entwicklung hin oder her? Vertragsverhandlungen könnten "mit der Angst einhergehen, Fehler zu machen, Karriereentscheidungen falsch zu treffen", weiß auch Kleinert.

Bei Moukoko kommen die zahlreichen Negativschlagzeilen erschwerend hinzu: Berichte über hohe Handgeld-Forderungen und Spekulationen, er wäre eigentlich schon viel älter als 18, die sich trotz mangelnder Beweise hartnäckig halten. Das sollte auch dem BVB Sorgen machen, denn: "Von einer großen Öffentlichkeit negativ bewertet oder kritisiert zu werden, kann insbesondere bei jungen Spielern und Spielerinnen zur starken Beeinträchtigung des Wohlbefindens und der psychischen Gesundheit führen", erklärt Kleinert. "Die dann ständige Beschäftigung mit der Kritik behindert außerdem häufig den Schlaf, die Regenerationsfähigkeit und somit auch die Leistungsentwicklung", so Kleinert weiter. Deshalb sei es wichtig, jungen Athleten frühzeitig Methoden zur Stressbewältigung beizubringen.

Was im Fall von Moukoko aber wohl auch helfen würde: eine schnelle Einigung. Nicht zuletzt deshalb hat BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl angekündigt, den Vertragspoker bis zum Bundesliga-Start am kommenden Freitag beendet haben zu wollen. Dann dürfte sich Moukoko so oder so wieder auf seine sportlichen Leistungen und damit den erfolgreichen Verlauf seiner sportlichen Karriere konzentrieren.

Verwendete Quellen
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