FC Bayern hat Angst: Union Berlins Urs Fischer legt einen Durchmarsch hin

Union Berlin marschiert durch die Bundesliga und ist nun punktgleich mit dem FC Bayern. Dafür mitverantwortlich ist Urs Fischer, der Erfolgstrainer der Köpenicker.

Der Neue kam im Sommer 2018 im weißen Hemd und schwarzen Sakko zu seiner Vorstellung. Er lächelte verschmitzt und zufrieden und sprach von "angenehmen" und "zielgerichteten" Gesprächen mit Union Berlin. Sport-Geschäftsführer Oliver Ruhnert sagte damals: "Ich glaube, es ist uns gelungen, jemanden zu präsentieren, der in den letzten Jahren sehr viele Erfolge gefeiert hat." Er präsentierte Urs Fischer.

Der geborene Zürcher, der früher selbst als Innenverteidiger auf dem Platz stand, hatte vor seinem Wechsel zu Union zwar lediglich drei Vereine in seinem Heimatland trainiert: den FC Zürich, den FC Thun und den FC Basel. Doch mit Basel gewann Fischer zweimal die Schweizer Meisterschaft und wurde zudem Schweizer Cupsieger.

Dass Fischer auch die Berliner innerhalb von fünf Jahren zu sämtlichen Triumphen führen würde, konnte 2018 jedoch niemand ahnen. Den Anfang machten der Schweizer und der aus dem Berliner Bezirk Köpenick stammende Klub 2019, als der Aufstieg in die Bundesliga gelang. Ein Meilenstein der Klub-Historie – der erste, denn danach ging es nur in eine Richtung: weiter nach oben.

Drei Jahre später führte Fischer die Unioner am Ende der Saison 2021/22 durch Tabellenplatz fünf in die Europa League, wo sein Team zuletzt eindrucksvoll gegen Ajax Amsterdam gewann, und wo es im Achtelfinale nun gegen Union Saint-Gilloise aus Belgien geht. Als wäre das nicht genug: Aktuell sind die Berliner punktgleich mit dem FC Bayern an der Tabellenspitze (43 Zähler) – am Sonntag kann Union mit einem Sieg im direkten Duell sogar am deutschen Rekordmeister vorbeiziehen. Wer also ist Urs Fischer, der Union Berlin zu solchen Erfolgen geführt hat?

"Wir dürfen alle stolz sein"

Hört man Urs Fischer reden, ist das fast immer in nüchternem Ton. Fischer antwortet auf Fragen sachlich und bestimmt. Selten aufgeregt. Nach dem Sieg gegen Ajax (3:1) in der Alten Försterei gab er am Mikrofon bei RTL zu: "Es geht wirklich fast nicht besser. Ich bin nicht nur stolz auf die Mannschaft. Wir dürfen auf uns alle stolz sein." Es sind Worte wie diese, die typisch sind für Fischer. Und ihn gleichzeitig so beliebt bei den Fans machen.

Als diese am Donnerstagabend seinen Namen riefen und ihn bejubelten, sagte er nur: "Ein toller Moment." Auf die Frage, was Union noch erreichen kann, antwortete er bescheiden: "Wohin der Weg führt, werden wir sehen. Es ist ein Wahnsinn, wirklich." Und dieser geht so weit, dass dem Schweizer bereits die Trainer-Aufgabe beim FC Bayern zugetraut wird. "Fischer hat die Fähigkeiten, jeden Verein in der Bundesliga zu trainieren. Vielleicht auch eines Tages den FC Bayern", sagte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus zuletzt der "Sport Bild".

Er ist nicht der Erste, der den Trainer der Köpenicker lobt. Im vergangenen Jahr hatte auch Kölns Coach Steffen Baumgart in der "Bild" die "Ruhe und Erfahrung" von Fischer hervorgehoben: "Er weiß genau, was er machen muss. Er wird nicht unruhig, wenn es mal schwieriger wird. Er hat für jeden Gegner einen Plan. Er reagiert auf alles. Urs ist für mich nicht umsonst der beste Trainer, den es gibt. Bei Union hat er sehr viele Wünsche und Sehnsüchte erfüllt, auch, weil er den Klub verkörpert."

"Urs Fischer lässt keinen links liegen"

Das spiegelt sich auch in dem Fußball wider, den Fischer spielen lässt. "Man muss sagen, das ist ein einfacher, aber unglaublich effektiver Fußball", stellte auch der frühere Trainer des FC St. Pauli, Ewald Lienen fest. Auch die Spieler des Köpenicker Klubs finden sich darin wieder und schätzen ihren Trainer.

"Urs Fischer lässt keinen links liegen. Das gibt jedem ein sehr gutes Gefühl", sagte Christopher Trimmel erst im Januar der "Sport Bild". Der Kapitän der Berliner ergänzte: "Bei Urs Fischer musst du liefern. Er will jeden einzelnen Spieler weiterentwickeln." Und das macht er laut Trimmel auch über viele einzelne Gespräche mit seinen Profis.

Sein Team weiß, was es an seinem Trainer hat und hofft, dass dieser bei Union bleibt und nicht den Verein wechselt. "Einige haben schon damit gerechnet, dass er weggehen könnte. Doch noch ist er hier, und wir sind sehr glücklich darüber", sagte Trimmel noch.

"Ich bin glücklich verheiratet"

Fischer gibt sich auch abseits der Trainerbank nahbar. Bei seiner Vorstellung bei den Berlinern sagte Fischer zuerst: "Ich bin glücklich verheiratet und habe zwei Töchter."

Er teilt als einer von wenigen Bundesliga-Coaches auch private Einblicke auf seinem Instagram-Account. So war seine 28-jährige Tochter Riana dem Fußball ebenfalls verbunden. Sie stand als Spielerin bei den Frauen des FC Zürich auf dem Platz und holte sieben Schweizer Cupsiege, gewann achtmal die Meisterschaft und spielte in der Champions League.

Fischer verbringt Freizeit in den Bergen und beim Angeln

Zu ihrem Karriereende schrieb ihr Vater: "Wir wünschen dir für deinen neuen Lebensabschnitt viel Glück, Freude und Mut!" Dazu postete er ein Foto der Familie – Fischer ist ein Familienmensch.

Zusammen unternehmen sie viele Ausflüge, von denen er Bilder auf Instagram teilt. Er zeigt sich auf dem Fahrrad in Österreich oder in den Bergen. Auch Fotos vom Angeln teilt er mit seinen Anhängern – und andere wichtige Sportmomente.

So schrieb er Roger Federer ein paar Sätze, nachdem der Tennisspieler seine Karriere beendet hatte. Dem Ski-Alpin-Team dankte er erst vor drei Tagen für "spannende Rennen" bei der Weltmeisterschaft und gratulierte herzlich.

Im verschlossenen Fußball-Business schafft Fischer es so, mit seiner Art zu überzeugen. Sein Erfolg gibt ihm recht und könnte ihn noch für die eine oder andere Überraschung mit Union sorgen lassen.