Bundesliga Obasi und Firmino bekommen Stanislawskis Wut zu spären
Bei der TSG 1899 Hoffenheim hängt der Haussegen gewaltig schief. Das Team von Holger Stanislawski, das nur eins der letzten acht Bundesligaspiele gewinnen konnte, steckt in der Krise. Neben sportlichen Problemen gibt es immer wieder Disziplinlosigkeiten außerhalb des Platzes. Vor allem Chinedu Obasi und Firmino fielen dabei durch Unpünktlichkeit negativ auf. Als beide nun einen Tag nach der Partie gegen Freiburg (1:1) zu spät zum Auslaufen erschienen, platzte Stanislawski der Kragen.
Der Coach der Kraichgauer schmiss die beiden Offensivspieler aus dem Kader. "Mir fehlen die Worte. Beide sind Arbeitnehmer, die nicht schlecht entlohnt werden. Und dann zu spät zur Arbeit kommen. Ich finde das sehr bedenklich. Das hat natürlich Konsequenzen. Das haben der Trainer und ich abgesprochen", sagte Manager Ernst Tanner. Außerdem ließ Stanislawski durchblicken, dass das Duo auch noch mit einer saftigen Geldstrafe rechnen müsse.
Mannschaftskasse füllt sich
Auch Torhüter Tom Starke, der nach dem 1:1 gegen Freiburg Stürmer Ryan Babel öffentlich kritisiert hatte, wird noch zur Kasse gebeten. Um seinen Einsatz bei seinem Ex-Klub aber muss Starke nicht fürchten.
Pünktlich um 12 Uhr mittags teilte der gebetsmühlenhaft den guten Charakter seiner Mannschaft lobende Stanislawski mit: "Chinedu Obasi und Roberto Firmino trainieren diese Woche separat und sind auch nicht im Kader." Der Nigerianer (25) und der Brasilianer (20), der egen Freiburg die Führung erzielt hatte, hatten es am Morgen nach dem Spiel mit der Disziplin mal wieder nicht so ernst genommen und waren verspätet zum Auslaufen auf dem Trainingsgelände erschienen: Obasi ließ sich 20 Minuten zu lange Zeit, Firmino trudelte erst nach fast einer Stunde ein.
Obasi und Firmino Wiederholungstäter
Beide sind Wiederholungstäter. Firmino hatte den Abfahrtstermin vor dem ersten Saisonspiel bei Hannover 96 verschlafen, weshalb ihn Stanislawski auf die Ersatzbank beorderte. Obasi hatte nach seiner Auswechslung im Spiel gegen den VfB Stuttgart dem Trainer den Handschlag verweigert und hatte dann auch die Mannschaftsbesprechung im Mittelkreis geschwänzt.
Obasi und Firmino sind nicht die ersten Hoffenheimer, die eine fragwürdige Berufsauffassung offenbarten. Anfang des Jahres hatte Torjäger Demba Ba seinen Rauswurf provoziert, um nach England wechseln zu können. Eine solche Absicht aber mochte Stanislawski den beiden Sündern nicht unterstellen. "Das würde ich nie über die Jungs denken."
Beck wehrt sich gegen pauschale Kritik
Stanislawski ist sich des schlechten Bildes bewusst, das sein auch sportlich stagnierendes Team derzeit abgibt. Der ehemalige Trainer von St. Pauli war denn auch bemüht, das Fehlverhalten von Obasi und Firmino sowohl als Einzelfälle innerhalb seines Kaders darzustellen, wie auch disziplinarische Probleme bei allen anderen Klubs zu diagnostizieren. "Ich glaube nicht, dass dieses Problem ausschließlich Hoffenheim betrifft", sagte Stanislawski und ergänzte: "Ich will in keinster Weise den Keim aufkommen lassen, dass hier alle Jungs schlecht und reine Individualisten sind." Grundsätzlich sei die Mannschaft "sehr zuverlässig, eifrig und mit viel Freude" bei der Arbeit.
Auch Kapitän Andreas Beck, der nach seiner Gelbsperre wieder hinten rechts verteidigen wird, wollte von einer kollektiven Charakterschwäche nichts wissen. "Ich wehre mich dagegen, dass die ganze Mannschaft charakterlos sein soll oder dass die Einstellung nicht stimmt." Er kündigte an, "die, die ausreißen, auch wieder ins Boot zu holen". Es liege an der Mannschaft, "wieder in einem besseren Licht dazustehen. Am besten über bessere Ergebnisse". Vielleicht, sinnierte Beck, "ist diese Reibung ja ein Stück weit förderlich fürs Wochenende".
Stanislawski kritisiert Starke
Für erstes Knirschen im Gebälk hatte Starke unmittelbar nach dem Schlusspfiff gesorgt. "Wir haben Ryan Babel vorne, der auch langsam mal anfangen könnte, ein paar Punkte für uns zu holen", hatte der Torwart den Niederländer zu einem Sündenbock gestempelt.
Ein Unding, wie Stanislawski deutlich machte: "Es geht nicht, dass einzelne Spieler andere öffentlich kritisieren. Das ist ein No-Go, Tom weiß das auch. Ich habe den Jungs mitgeteilt, dass das ein einmaliger Vorfall war." Es gebe Spielregeln, die zu beachten seien. Auf dem Feld achte der Unparteiische darauf und "innerhalb der Mannschaft bin ich der Schiedsrichter, da gehe ich relativ konsequent mit um". Und bei krassem Fehlverhalten wie in diesen Tagen übernimmt Stanislawski auch die Rolle des Einzelrichters. Für Disziplinarmaßnahmen, betonte er, sei allein er zuständig.