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Viel zu viele verletzte Stars: Hier ist die Bundesliga dringend reformbedürftig


Viel zu viele verletzte Stars
Hier ist die Bundesliga dringend reformbedürftig

Von t-online
Aktualisiert am 16.06.2015Lesedauer: 3 Min.
Philipp Lahm zog sich in der vergangenen Saison einen Bruch des oberen Sprunggelenks zu.Vergrößern des BildesPhilipp Lahm zog sich in der vergangenen Saison einen Bruch des oberen Sprunggelenks zu. (Quelle: Eibner/imago-images-bilder)
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Am Ende waren es 14 schwere Verletzungen, die dem FC Bayern die zurückliegende Saison verhagelt haben. In der Champions League war man in der entscheidenden Phase gegen den in Bestbesetzung spielenden FC Barcelona chancenlos. Pech gehabt, sagen die einen. Andere, die sich die Verletzungsstatistiken genauer angeschaut haben, sagen: fahrlässig. Der Rekordmeister steht beispielhaft für die Bundesliga. Wie der "kicker" berichtet, hinkt sie im Bereich der medizinischen Betreuung im internationalen Vergleich meilenweit hinterher.

"Eine Langfriststudie der UEFA zeigt auf, dass alle deutschen Mannschaften, die international vertreten sind, im Vergleich deutlich mehr Verletzungen als die europäische Konkurrenz beklagen", sagte kürzlich Dortmunds Manager Michael Zorc. "Bayern, Schalke und wir liegen mit einer Ausfallquote von rund 20 Prozent etwa auf einem Niveau, und PSG, Real oder Chelsea liegen zwischen fünf und zehn Prozent."

Beispiel Barcelona

Die Gründe dafür sind schnell gefunden. Zum einen wird in Deutschland zu wenig in den medizinischen Bereich investiert, zum anderen herrscht noch ein allzu altmodisches Hierarchie-Denken der verantwortlichen Personen im Klub. Der jüngste Disput zwischen Bayern-Coach Pep Guardiola und dem Vereinsarzt der Münchner Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt steht sinnbildlich für die Diskrepanz wie in Deutschland im Vergleich zum Ausland die medizinische Versorgung gehandhabt wird.

Ein Blick auf die Organisation des FC Barcelona verdeutlicht, dass Guardiola wohl ein Kulturschock ereilt haben muss, als er die vergleichsweise bescheidenen Verhältnisse beim FC Bayern kennengelernt hat. Auf dem Trainingsgelände des aktuellen Champions-League-Siegers steht gleich eine ganze Klinik.

Der FC Bayern rüstet auf

Dort haben sich disziplinübergreifend für alle Athleten Experten für Sportmedizin, Traumatologie, Orthopädie, Kardiologie und Ernährung versammelt. Über 50 Physiotherapeuten und mehr als 25 Ärzte gehen in der Ciutat Esportiva ihrer Arbeit nach. In München mussten die Stars bisher in die Innenstadt fahren, um sich behandeln zu lassen.

Beim Deutschen Meister hat man die Zeichen der Zeit erkannt. Für 5,5 Millionen Euro baut man an der Säbener Straße kräftig um. Unter anderem bekommt der Klub eine Kältekammer und einen Magnetresonanz-Tomograf (MRT). Vor einem Jahr konnte man Dr. Holger Broich von Bayer Leverkusen an die Isar locken. Der Werksklub war bisher der einzige Bundesliga-Verein, der seit Jahren im medizinischen Bereich mit den ausländischen Klubs mithalten konnte.

Ein Miteinander wäre wichtig

Broich betreut die Arbeit im präventiven, regenerativen und leistungsanalytischen Sektor, dem wohl wichtigsten Bereich in der modernen Trainingssteuerung. Mindestens einmal wöchentlich vorgenommene Blut- und Urintests sollen helfen, drohenden Verletzungen vorzubeugen. Die Ärzte können also genau sagen, wer an jedem einzelnen Trainingstag lieber in der Leistungsgruppe, der Regenerationsgruppe oder der Verletztengruppe eingesetzt werden soll.

Und da ist man schon beim nächsten Problem. Was im deutschen Fußball noch mehr fehlt als die Ausstattung der medizinischen Abteilung, ist die Bereitschaft der Beteiligten zur Kooperation und Organisation.

Noch viel Luft nach oben

Oliver Schmidtlein, ehemaliger Physiotherapeut des FC Bayern und der Nationalmannschaft sagte im "kicker"-Interview: "Fitness- oder Rehatrainer müssten in der Hierarchie viel weiter oben stehen. Denn eins ist auch klar: Sportmediziner und Orthopäden haben meist keine Ahnung von Prävention. Sie brauchen jemanden, der die verschiedenen Bereiche im Betreuungsteam vom Trainer bis zum Arzt verbindet und dazu im Klub die nötige Macht hat, um Dinge zu entscheiden. Der Arzt will einen gesunden Spieler, der Trainer möchte, dass er spielt. Da braucht es einen, der vermittelt. Die Qualifikation für diesen Job haben oft einige im Verein, doch die Frage ist dann immer, wie viel diese Person auch zu sagen hat."

Hierzulande zählt das Wort des Experten noch zu wenig. Allzu oft entscheidet der Coach über den Belastungsumfang des Profis. "Das Ganze kann nur funktionieren, wenn professionell gearbeitet wird. Das bedeutet, dass die Spezialisten, die die Kompetenz besitzen, auch das Sagen haben", gibt Dr. Götz Dimanski, ehemaliger Teamarzt bei Werder Bremen, zu bedenken.

Spieler in die Pflicht nehmen

Aber auch im Bewusstsein der Spieler muss noch ein Umdenken stattfinden. Der Profi kassiert zwar Millionen, aber nach dem Training denken die meisten Spieler immer noch, der Arbeitstag wäre vorbei. "Man muss sie mehr in die Pflicht nehmen", sagt der ehemalige Schalker Mannschaftsarzt Dr. Thorsten Rarreck. "Es ist immer noch im Bereich der Beliebigkeit, was die Spieler hier machen. Das kann nicht sein."

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