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"Beamtenfußball": Warum die Bundesliga so langweilig ist


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"Beamtenfußball", Langeweile
Warum die Bundesligisten so unattraktiv spielen

Eine Analyse von Constantin Eckner

Aktualisiert am 30.03.2018Lesedauer: 3 Min.
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Zum Gähnen: Der Sicherheitsfußball in der Bundesliga sorgt nur für wenig Begeisterung.Vergrößern des Bildes
Zum Gähnen: Der Sicherheitsfußball in der Bundesliga sorgt nur für wenig Begeisterung. (Quelle: Chai v.d. Laage/imago-images-bilder)

In der Bundesliga fallen so wenig Tore wie seit vielen Jahren nicht mehr. Der Grund dafür ist der Sicherheitsfußball, auf den viele Klubs setzen. Doch dabei begehen sie einen Fehler.

Es scheint, als würde jedes Jahr im März in der Bundesliga eine gewisse Fußball-Müdigkeit einsetzen. Das Titelrennen in der Bundesliga ist schon lange entschieden. Andere Teams haben sich im grauen Mittelfeld eingefunden und werden dieses bis Saisonende nicht mehr verlassen. Einzig im Kampf um Europa und um den Klassenerhalt herrscht noch Spannung. Dass der deutsche Klubfußball zudem weniger Spektakel als noch vor ein paar Jahren bietet, tut sein Übriges.

Nachdem BVB-Sportdirektor Michael Zorc seine Spieler einmal für den "Beamtenfußball" kritisiert hatte, schrieb Ex-Bundestrainer Berti Vogts in seiner Kolumne bei t-online.de: "Endlich spricht das mal einer aus. Ich würde noch weitergehen und sagen, dass fast alle Mannschaften in der Bundesliga spielen wie die Beamten."

Anfang des Jahrzehnts galt die Bundesliga als Heimat der fußballerischen Unterhaltung. Die ausgeglichenen Duelle mit rasantem Konterfußball und vielen Torraumszenen kreierten eine Marke, die auch international viel Aufmerksamkeit auf sich zog. Doch die Weiterentwicklung von diesem Pressing- und Umschaltstil fand bis jetzt nicht statt. Die Bundesliga steckt de facto fest.

Denn aufgrund der großen Vorliebe für Pressing manövrierte sich die Liga in eine Sackgasse. Heute verfügen viele Teams über ausgeklügelte Systeme gegen den Ball, wissen aber nur selten, wie diese bei eigenem Ballbesitz zu knacken sind. Die Gefahr, den Ball schon früh im Spielaufbau und damit in der Nähe des eigenen Strafraums zu verlieren, scheint allgegenwärtig. Jede geordnete Spieleröffnung mit technisch limitierten Passspielern stellt ein Risiko dar.

Stabile Defensive als oberstes Gebot

Eben jenes Risiko möchten viele Trainer nicht eingehen. Wenn ein Spielzug im Training nicht zu 100 Prozent funktioniert, kommt er im Wettbewerb wahrscheinlich nicht zum Einsatz. Die Liga bestraft Experimente. Warum also unnötig einen Ballverlust und damit ein Gegentor riskieren, wenn der Ball auch schlichtweg nach vorn gebolzt werden kann? Damit zerstören die Teams eventuell die Ästhetik des Spiels, aber sie haben den eigenen Erfolg im Blick. Erfolg bedeutet in diesem Kontext aber vor allem Überleben.

Das Credo, ein Trainer müsse zunächst die Defensive stabilisieren, wird allerorten gepredigt. Von Tayfun Korkut bis Peter Stöger. Als beide Übungsleiter in dieser Saison vom VfB Stuttgart beziehungsweise von Borussia Dortmund verpflichtet wurden, sollten sie zunächst an den defensiven Abläufen arbeiten. Korkut und Stöger sind natürlich nur zwei Beispiele. Selbst Domenico Tedesco, der eigentlich zur modernen Trainergeneration zählt, konzentrierte sich bei Schalke – wohl auch aufgrund des hohen Erfolgsdrucks – anfangs vor allem auf defensive Stabilität.

Insgesamt gibt es in der Bundesliga die Neigung, offensiv durchschnittliche Auftritte damit zu begründen, dass zunächst die Null hinten stehen müsste. Als könnte nicht an allen Aspekten des Spiels gearbeitet werden. Denn im Endeffekt hängen Defensive und Offensive unweigerlich zusammen. Ein gutes Ballbesitzspiel mit kompakter Staffelung um das Spielgerät herum ermöglicht auch intensives Gegenpressing, sollte der Ball verloren gehen. Werden allerdings Defensive und Offensive voneinander entkoppelt, ergeben sich diese Synergien nicht. Es dauert nach Ballverlusten womöglich länger, bis die Gefahr bereinigt ist. Das kostet mehr Kraft.

Falsches Sicherheitsdenken

Bolzen Teams wie etwa der Hamburger SV oder Hertha BSC den Ball nur nach vorn, können sie automatisch weniger effektiv das Geschehen kontrollieren. Es kommt zu unübersichtlichen Kopfballduellen, unklaren Zweikämpfen und Abprallern. Das Spiel wirkt chaotischer, aber nicht unbedingt unterhaltsamer für den Zuschauer. Denn es fehlen die klaren Torraumszenen, klare Passstafetten und offensive Durchbrüche.

Und für jene Mannschaft, die sich dem Spielaufbau verweigert, mag dies zu einem übergeordneten Sicherheitsdenken gehören. Aber in der Regel wird nur das Mittelfeld aufgegeben und die Strategie wirkt sich gegenteilig aus. Die defensive Instabilität erhöht sich wieder. Es bleibt ein Teufelskreis, aus dem einige Bundesligisten nicht ausbrechen können.

Im zweiten Teil zum Zustand der Bundesliga geht es um die progressiven Trainer, die zeigen, wie es gehen kann.

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