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HomeSportFußballKolumne - Stefan Effenberg

Stefan Effenberg kritisiert FC Bayern für Transfer von Lucas Hernandez


Vor dem Spitzenspiel
Ich kaufe Uli Hoeneß seine Aussage nicht ab

MeinungEine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 05.04.2019Lesedauer: 4 Min.
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Uli Hoeneß sagte zuletzt, der FC Bayern könne ein titelloses Jahr verkraften. Stefan Effenberg zweifelt diese Aussage an.Vergrößern des Bildes
Uli Hoeneß sagte zuletzt, der FC Bayern könne ein titelloses Jahr verkraften. Stefan Effenberg zweifelt diese Aussage an. (Quelle: T-Online-bilder)

Stefan Effenberg schreibt in seiner Kolumne über Bayerns Hernandez-Transfer, das Topspiel zwischen Bayern und Dortmund sowie eine Äußerung des Bayern-Präsidenten.

Sechs Jahre lang haben wir auf so eine Konstellation gewartet. Bayern gegen Dortmund – endlich wieder ein richtiges Topspiel kurz vor dem Saisonende. Zumal wir uns schon jetzt auf das anschließende Fernduell freuen dürfen. Egal, wie es ausgeht: Es wird keine Entscheidung sein im Kampf um die Meisterschaft. Das hat einen riesigen Reiz für die nächsten Wochen und ist fantastisch für den deutschen Fußball.

Wie ist die Ausgangslage?

Das spektakuläre Pokalspiel des FC Bayern gegen Heidenheim (5:4) wird Körner gekostet haben. Normalerweise ist so eine Doppelbelastung für die Bayern kein Problem, aber dieses Spiel war schon hart – psychisch wie physisch. Vier Stück gegen einen Zweitligisten zu bekommen, ist trotz Unterzahl nicht normal für den FC Bayern. Für die Moral war der Ausgang letztlich sogar noch wertvoll, das Spiel hat aber auch die Probleme schonungslos offenbart. Das Größte: In der Rückwärtsbewegung bei Ballverlust im höchsten Tempo zurück und hinter den Ball zu kommen. Boateng oder Hummels sind da negativ aufgefallen. Ich würde das aber gar nicht nur auf die Innenverteidiger schieben, sondern vielmehr auf den Verbund.

Wenn sie das gegen Dortmund nicht besser hinbekommen, werden sie arge Probleme bekommen.


Ich denke, dass die Bayern auf Attacke gehen und nicht so defensiv eingestellt sein werden wie gegen Liverpool beim Aus in der Champions League. Dafür sind sie ja auch scharf kritisiert worden. Niko Kovac wird garantiert mit vier, fünf Offensiven reingehen, mit Coman, oder Gnabry, oder James, oder Lewandowski, oder Ribéry, oder Goretzka, oder Müller. Die anderen werden dafür da sein, die Stabilität zu gewährleisten, die es gegen Heidenheim nicht gab. Auf der anderen Seite werden auch die Dortmunder attackieren. Ähnlich, wie das der FC Liverpool gemacht hat.

Das spricht für ein Spiel mit offenem Visier. Wobei der FC Bayern für mich der Favorit ist. Nicht so klar wie in den vergangenen sechs Jahren, aber doch mit leichten Vorteilen. Letztlich wird es so sein, dass die Mannschaft gewinnt, die die Kompaktheit in der Umschaltbewegung im Rückwärtsgang besser hinbekommt.

Keine Vorentscheidung im Meisterkampf

Was dann? Viele sprechen von einer Vorentscheidung im Meisterkampf. Ich nicht. Sollte Dortmund gewinnen, wären fünf Punkte Vorsprung schon ein sehr komfortabler Vorsprung. Das Restprogramm beider Klubs ist aber zu gefährlich, als dass man von einer Entscheidung sprechen könnte. Gewinnt der FC Bayern, hätte er dementsprechend keinen großen Vorteil. Ein Punkt ist in einem einzigen Spiel aufzuholen.

Das Beste ist, dass dieser Zweikampf sicher weitergehen wird in den kommenden Jahren. Da spielen die Entwicklungen bei beiden Klubs eine Rolle.


Der FC Bayern vollzieht im Sommer einen Umbruch und hat schon jetzt viel Geld in die Hand genommen. Aber es gibt viele Fragezeichen. Hasan Salihamidzic spricht bei Pavard und Hernandez immer von zwei Weltmeistern, die sie verpflichten. Aus meiner Sicht spielt es aber überhaupt keine Rolle mehr, dass sie 2018 mit Frankreich Weltmeister geworden sind. Denn das bedeutet nicht, dass es jetzt zehn Jahre weltmeisterlich läuft.

Beim Hernandez-Transfer gibt es – wenn wir nur von der Transfersumme ausgehen – nur einen Gewinner. Das ist Atlético Madrid. Die Summe scheint zwar mittlerweile normal zu sein. Ich aber habe da meine Bauchschmerzen. Das ist einer der Gründe, warum die Fans oft schwer nachvollziehen können, was da vor sich geht. Wenn die Entwicklung so weitergeht, zahlen wir in fünf Jahren für einen Busfahrer fünf Millionen Euro. 80 Millionen würde ich eher für Spieler ausgeben, die im Zentrum des Spiels stehen – oder in der Offensive, im kreativen Bereich.

Fragezeichen stehen auch hinter Boateng und Hummels

Große Fragezeichen stehen auch hinter Boateng und Hummels, die neben Pavard und Hernandez sicher keinen Platz mehr haben. Sie werden das Selbstverständnis haben, dass sie noch vier, fünf gute Jahre vor sich haben und da permanent spielen wollen. Dann müssen sie den Verein natürlich verlassen. Die Frage ist dann, wer Backup für die Neuen wird. Da werden sie wohl noch etwas machen müssen.

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Spannend ist natürlich auch, was Thomas Müller macht. Er hat eine Ära geprägt – und die geht eben irgendwann dem Ende entgegen. Das haben wir bei Schweinsteiger oder Lahm gesehen. Er ist sehr eng verwurzelt in München und beim FC Bayern. Das kann aber natürlich nicht das entscheidende Kriterium bei der Zukunftsplanung sein. Da muss er sich Gedanken machen. Ich kann nur grundsätzlich sagen: Für eine Persönlichkeitsentwicklung ist das sehr gut und nie verkehrt, ein anderes Land kennenzulernen. Ich spreche da aus eigener Erfahrung.

Bayern muss aufpassen

Der FC Bayern muss aufpassen. Die Tendenz geht schon dahin, den Kader deutlich zu verjüngen – nach Davies auch mit weiteren sehr jungen Spielern. Für mich steht das im Widerspruch zu dem, was Hoeneß mal gesagt hat – dass der FC Bayern kein Ausbildungsverein ist.

Mit jungen Spielern musst du Geduld haben. Und Geduld auf der einen, die Ansprüche auf der anderen Seite – das steht für mich nicht im Einklang beim FC Bayern. Geht dieser Trend weiter mit Spielern in diesem Alter und in dieser Kategorie, dann muss man sich darauf einstellen, dass sie erst mal über Jahre nicht um die ganz große Krone in Europa spielen werden.


Die Aussage von Uli Hoeneß, dass ein Jahr ohne Titel verkraftbar wäre, kaufe ich ihm übrigens nicht ab.

Der FC Bayern im Umbruch, auf der anderen Seite die Dortmunder, die sich auf einem hervorragenden Weg befinden. Ich gehe davon aus, dass sie in den kommenden Jahren weiter eine gewichtige Rolle spielen werden. Nicht so wie Schalke, die sich schnell wieder verabschiedet haben von da oben. Dortmund wird sich als größter Bayern-Konkurrent etablieren, nachdem jahrelang kein Verein in der Lage war, Bayern zu ärgern.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
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