Duell um den Titel: Kann der FC Bayern Meister-Jäger? "Hauptsache vor dem BVB"

Der Topklub aus München hat drei Kontrahenten im Kampf um die Bundesliga-Meisterschaft. Eine gefährliche Situation für das Flick-Team. t-online.de hat sich dazu einmal bei Fans umgehört.

Draußen, im kleinen idyllischen Biergarten des Sax, weht eine überdimensionale Fahne des VfB Stuttgart. In der warmen Jahreszeit tummeln sich hier, unter Kastanienbäumen inmitten des Münchner Glockenbachviertels, Fußball-Fans aller Vereinsfarben.

Ein toller Platz, um über des für viele Deutsche liebsten Hobbys zu diskutieren: den Fußball. Eine spannende Frage: kann der FC Bayern eigentlich auch als Jäger den Weg zum Meistertitel finden? Die Situation ist so: Aktuell weilt der deutsche Rekordmeister auf dem zweiten Platz, vor ihm RB Leipzig, kurz dahinter Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund.

Die Rivalität, hier, im Biergarten, ist zu spüren, ja. Aber das Viertel ist für sein harmonisches Miteinander bekannt. Das gilt auch für die Fußball-Fans. Unternehmensberater, Anwälte, Studenten, Bier-Lastwagen-Fahrer und Maurer – hier treffen sich alle.

Meister 2020? "Hauptsache vor Borussia Dortmund"

In den kalten Wintermonaten drängen sie sich drinnen dicht an dicht vor großen Leinwänden, friedlich aufgeteilt in Stammtische. Caiel Harnischfeger kennt fast jeden beim Vornamen. Der Barkeeper, schneidig dynamisches Auftreten, Brille, rot-blonde Haare und immer ein freundliches Lächeln, nimmt am Tresen die Stimmung im Fußballvolk wahr.

"Als es noch schlecht lief", erzählt der 28-Jährige t-online.de, "hat mancher Bayern-Gast noch gegrantelt, und war doch überzeugt, dass die Mannschaft bald wieder vorne steht. Andere Gäste glauben, dass RB Leipzig in dieser Saison zu konstant ist. Ihnen ist es wichtiger, dass wir vor Borussia Dortmund stehen – Hauptsache."

Unter Niko Kovac hatte mancher Fan resigniert

Gastronom Harnischfeger, der im Viertel geboren wurde und aufgewachsen ist, kennt die Münchner Bayern-Seele bestens. Um die Ecke der Kult-Fußball-Kneipe Sax ist der Frisör, bei dem sich Robert Lewandowski die Haare schneiden lässt, nebendran ein Klamotten-Label, das einst Bastian Schweinsteiger unterstützte – Ex-Bayer Douglas Costa war Stammkunde.

Unweit, die belebte Straße hoch, ist die U-Bahnhaltestelle Sendlinger Tor, beliebter Treffpunkt von Bayern-Fans auf dem Weg zu Heimspielen in der Arena. Noch im Oktober, als es unter Ex-Coach Niko Kovac gehörig haperte, war in der U6 nicht selten zu hören, dass man jetzt den Jungen eine Chance geben könne.

Doch die Stimmung dreht sich, seit Hansi Flick das launische Starensemble aus der Säbener Straße im knapp vier Kilometer entfernten Stadtteil Harlaching übernommen hat.

"Der FC Bayern kann auch Jäger sein"

"Natürlich ist es eine neue Situation für sie, aber Bayern kann auch Jäger sein. Ihre größere Erfahrung wird ihnen helfen, bis zum letzten Spieltag konstant abzuliefern. Sobald die Englischen Wochen beginnen, glaube ich, dass der BVB, Gladbach und Leipzig schwächeln und die Bayern stattdessen einen Lauf starten", meint Harnischfeger grinsend.

Wohl wissend, dass auf ihn wieder viel Arbeit am Zapfhahn zukommen wird. Auch Philipp Mosthaf ist nah dran. Regelmäßig schaut sich der 33-Jährige, der aus der Heilbronner Gegend stammt und wegen der Arbeit nach München gezogen ist, die Heimspiele live an.

"Seit ich denken kann, bin ich Fan des FC Bayern. Ich bin seit 2016 Mitglied und besuche auch die Jahreshauptversammlung. Die Bayern können Meister-Jäger, das haben sie letzte Saison bewiesen", erzählt Mosthaf, dunkles Haar, kompakt-muskulöse Figur, die Augen eng zusammengekniffen: "Aber: Leipzig ist nicht Dortmund. Ich schätze RB als stärksten Konkurrenten ein. Gladbach wird das Tempo nicht halten können."

"Hasan Salihamidzic in Schutz nehmen"

Aufgrund des dünnen Kaders und der Verletzten (Süle, Coman und Hernández, Anm. d. Red.) werde es eine sehr schwere Rückrunde, meint er und erklärt mit Blick auf den Sportdirektor: "In der Transferpolitik muss man Hasan Salihamidzic in Schutz nehmen. Welcher Spieler ist in der Winterpause verfügbar, der einer großen Mannschaft sofort weiterhilft?"

Der Rekordmeister hat sich für Leihspieler Alvaro Odriozola von Real Madrid entschieden. Der 24-Jährige muss seine Klasse aber erst noch unter Beweis stellen, könnte am Samstag in Mainz sein Debüt für die "Roten" geben.

Dann wird auch Jessica Peter zu Hause wieder mitfiebern. Die Lehrerin, die aus dem rheinland-pfälzischen Rennerod stammt, lebt seit 2009 in München, ist Mitglied im Verein und, wie sie bekräftigt, seit Kindesalter Fan des Double-Siegers.

Leidenschaft zum FC Bayern München, wo immer es geht

Peter zeigt ihre Leidenschaft zum FC Bayern, wo immer und wann immer es geht, ist bei jedem Heimspiel in der Arena und regelmäßig beim Training an der Säbener Straße.

"Das Spiel gegen Leipzig wird wegweisend sein", sagt die 31-Jährige und blickt dem Bundesliga-Topspiel am 9. Februar gespannt entgegen: "Die letzte Rückrunde hat gezeigt, dass der FCB Jäger sein kann und auch einen größeren Rückstand aufholen kann."

Dem BVB hätten damals schließlich selbst neun Punkte Vorsprung nicht gereicht, meint sie. Peter schelmisch: "Am Ende heißt es – auch Dank der Unterstützung der Fans – wieder 'Mia san mia' und die Meisterschale wird auf dem Marienplatz emporgehoben."