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Bundesliga-Spielplan: Sportmediziner warnt – "Das kann nicht gut gehen"


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Sportmediziner warnt: "Das kann nicht gut gehen"

  • Saskia Leidinger
Von Saskia Leidinger

Aktualisiert am 17.09.2020Lesedauer: 4 Min.
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Spieler des FC Bayern im Training: Während der Saison lässt sich kein Aufbautraining machen.Vergrößern des Bildes
Spieler des FC Bayern im Training: Während der Saison lässt sich kein Aufbautraining machen. (Quelle: Sven Simon/imago-images-bilder)

Bundesliga, Pokal und Europameisterschaft: Die Belastung für Fußballspieler in der kommenden Saison ist hoch. Sportmediziner Wilhelm Bloch warnt vor Verletzungen – und sieht eine Gefahr.

Eine Englische Woche reiht sich an die nächste – der Spielplan für die Bundesligavereine 2020/21 ist eng getaktet. Eine Winterpause gibt es fast nicht und nach der Saison geht es für die Nationalspieler direkt zur Europameisterschaft. Zeit zum Durchatmen bleibt da nicht.

Gladbachs Sportdirektor Max Eberl kritisierte deshalb bereits: "In den nächsten zehn Monaten werden die Spieler durch den engen Terminkalender an ihre Leistungsgrenzen gebracht. Da wird Raubbau betrieben". Und auch der Bayern-Vorsitzende Karl-Heinz Rummenigge mahnte: "Wir müssen in Zusammenarbeit mit den Verbänden dafür sorgen, dass die Spieler am Ende nicht auf dem Zahnfleisch daherkommen."

Fehlende Vorbereitung lässt sich nicht nachholen

Dass diese Aussagen keine Übertreibungen sind, sondern richtige Einschätzungen, bestätigt Sportmediziner Wilhelm Bloch von der Sporthochschule Köln: "Ich kann die Verantwortlichen in den Vereinen sehr gut verstehen", sagt Bloch im Gespräch mit t-online. "Der Terminkalender ist gedrückter, mehr Englische Wochen. Und dann kommt noch hinzu, dass die Vorbereitungszeit eigentlich nicht optimal ist."

Durch die Unterbrechung der vergangenen Saison sind die Spieler ohnehin in einem anderen Rhythmus als gewöhnlich. Eine normale Saisonvorbereitung mit Trainingseinheiten, bei denen sie an ihre körperlichen Grenzen gebracht werden, sei deshalb schwierig gewesen und musste in kürzerer Zeit erfolgen.

Während der Saison könne der fehlende Muskel- und Konditionsaufbau nicht mehr aufgeholt werden – und das könnte laut Bloch Folgen haben: "Die Spieler zehren von dem, was sie in der Vorbereitung aufgebaut haben. Jetzt haben wir eventuell Spieler, die nicht optimal auf die Saison vorbereitet sind und bringen sie in eine Saison, in der wir so viele Englische Wochen haben wie noch nie. Das kann nicht gut gehen. Wir werden mal sehen, ob wir nicht noch mehr Verletzungen haben."

Spieler könnten sich vermehrt verletzen

Bloch schätzt, dass es in der kommenden Saison vermehrt Verletzungen wie Muskelbündelrisse oder Muskelfaserrisse geben wird. Werden die Spieler müde, verringere sich zudem ihre Koordinationsfähigkeit. Die Gefahr für Bänderverletzungen wie Kreuzbandrisse steige. "Das Risiko im Fußball sind die hohen Spitzenbelastungen. In einem Fußballspiel kommen durchaus 200 kurze Sprints zusammen. Diese wirken sich stark auf den Bewegungsapparat aus und da vor allem auf die Muskulatur." Nach einem Spiel sind die Profis deshalb erst einmal regenerationsbedürftig.

Dr. Wilhelm Bloch ist Professor für molekulare und zelluläre Sportmedizin an der Sporthochschule Köln. Am Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin untersucht er unter anderem, wie sich Bewegung auf Krebspatienten auswirkt und war bis 2016 Leiter des Wissenschaftsrats der Deutschen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP).

In einer normalen Woche werden deshalb am Sonntag und Montag leichte Regenerationseinheiten wie lockere Läufe eingeplant. In der Wochenmitte können nochmal neue Trainingsreize gesetzt werden, allerdings: "Es macht natürlich keinen Sinn, freitags vor dem Spiel nochmal eine richtige Sprinteinheit zu machen. Dann bin ich am nächsten Tag nicht optimal vorbereitet", sagt der Sportmediziner.

Der FC Bayern wird Spieler rotieren

Um Spieler möglichst gesund und auf einem hohen Leistungsniveau durch die Saison zu bringen, braucht es einen großen Kader. "Die großen Vereine wie etwa Bayern werden reagieren. Sie werden rotieren und dann auch mal Spieler zwei, drei Wochen nicht spielen lassen", ist sich Bloch sicher. Für Vereine mit einem kleinen Kader ist dies allerdings nicht möglich. Doch selbst der Bayern-Kader ist für diese Saison zu klein, sind sich die Experten des Fußball-Podcasts Rasenfunk einig, den Sie auch hier auf t-online.de hören können.

Das betrifft vor allem die Spieler der Nationalmannschaft. Nach nur knappen zwei Wochen Winterpause geht es bereits am 2. Januar 2021 weiter, die Saison endet erst am 22. Mai. Nur drei Wochen später findet das Eröffnungsspiel der Europameisterschaft statt. Zu wenig Zeit, damit sich Spieler erholen und für das EM-Turnier wieder fit gemacht werden können.

Sind die Spieler zur Europameisterschaft fit?

"Normalerweise arbeitet man so, dass Spieler in der zweiten Woche der Europameisterschaft aufs Leistungsmaximum kommen und sie das halten können. Wenn sie wenig Zeit haben, können sie im Training zwar viele Inhalte machen, aber dann haben sie den Nachteil, dass die Spieler zum Auftakt noch nicht richtig fit und noch nicht frisch sind. Da fehlt oft die Schnelligkeit. Ich weiß nicht genau, wie man das regeln kann", zeigt sich Bloch für die Europameisterschaft skeptisch. Und ergänzt: "Ich möchte jetzt nicht die Aufgabe von Jogi Löw haben."

Mit Bundesliga, Champions League, DFB-Pokal, Nations League und Europameisterschaft könnten Spieler wie Joshua Kimmich oder Serge Gnabry vom FC Bayern im Extremfall auf 70 Pflichtspiele zwischen August 2020 und Mitte Juli 2021 kommen. Das sind durchschnittlich 0,7 Spiele pro Woche

Corona könnte Spielpläne wieder durcheinander bringen

Soweit der aktuelle Plan – wenn nicht noch ein anderes Problem dazwischenkommt. Denn Bloch warnt auch: "Ich bin mir nicht sicher, ob wir den Winter mit niedrigen Corona-Infektionszahlen überstehen. Falls nicht, kommt das nächste Problem für die Spieler, denn dann kommen die ganzen Quarantäne-Geschichten. Der Winter würde dann noch mal alles durcheinanderbringen."

Laut Bloch gibt es keine genauen Erkenntnisse, wie sich eine Corona-Infektion auf Spitzensportler auswirkt. Das soll demnächst erforscht werden. Doch der Mediziner gibt zu bedenken: "Die Leistungsfähigkeit von Spielern auf Topniveau ist fragil, und wenn nach einer Corona-Infektion da irgendwo ein bisschen was hängen bleibt, kann das die Leistungsfähigkeit reduzieren und im schlimmsten Fall für einen Sportler das Karriereende bedeuten."

Um das zu verhindern, sei die DFL, aber auch jeder Einzelne gefragt.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Wilhelm Bloch
  • DFL: RAHMENTERMINKALENDER 2020/2021
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