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DFB-Pokal gegen FC Bayern – Jonas Hofmann: "Wissen, dass wir sie schlagen können"


Gladbachs Jonas Hofmann
Bayern? "Wir wissen, dass wir sie schlagen können"

  • Dominik Sliskovic
InterviewVon Dominik Sliskovic

Aktualisiert am 27.10.2021Lesedauer: 6 Min.
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Jonas Hofmann: Der Nationalspieler ist ein Leistungsträger in Mönchengladbach.Vergrößern des Bildes
Jonas Hofmann: Der Nationalspieler ist ein Leistungsträger in Mönchengladbach. (Quelle: Revierfoto/imago-images-bilder)

Jonas Hofmann will Gladbach zur Pokalsensation gegen den FC Bayern führen und im nächsten Jahr mit der DFB-Elf den WM-Titel holen. Doch diese hohe Belastung bereitet dem 29-Jährigen auch Sorgen.

Jonas Hofmann ist gefragt. Daran besteht kein Zweifel. Bei Borussia Mönchengladbach zählt er längst zu den unangefochtenen Leistungsträgern, verpasste auch in der bisherigen Saison erst eine Partie. Und auch in der Nationalmannschaft macht sich der gebürtige Heidelberger langsam, aber sicher einen Namen.

Bundestrainer Hansi Flick setzte zuletzt auf den gelernten offensiven Mittelfeldspieler als Rechtsverteidiger der DFB-Elf. Auch wegen seiner überzeugenden Auftritte in der WM-Qualifikation darf sich der 29-Jährige berechtigte Hoffnungen auf sein erstes Turnier als Nationalspieler machen.

Diese hohe Flexibilität und Entwicklungsfähigkeit Hofmanns ist auch den europäischen Großklubs nicht entgangen. Bereits in der vergangenen Saison klopfte der FC Chelsea an, nun gilt der FC Bayern als aussichtsreicher Kandidat, der nächste Arbeitgeber des früheren BVB-Profis zu werden.

Vor dem DFB-Pokalkracher gegen – ausgerechnet – den FC Bayern spricht Hofmann im t-online-Interview reflektiert über seinen Höhenflug, seine Erwartungen ans kommende Jahr und verrät, welche Sorgen ihm der Blick in die nahe Zukunft bereitet.

t-online: Herr Hofmann, nach den beiden Siegen gegen die Champions-League-Teams aus Dortmund und Wolfsburg könnte Borussia Mönchengladbach im DFB-Pokal gegen den FC Bayern das nächste Ausrufezeichen setzen. Was stimmt Sie aktuell positiv, dass Ihnen das gelingt?

Jonas Hofmann: Mich stimmen vor allem die zwei genannten Bundesliga-Partien positiv. Wir haben uns als Mannschaft im Spielsystem des neuen Trainers gefunden und zeigen können, wie wir in Zukunft gemeinsam erfolgreich Fußball spielen wollen. Darauf wollen wir auch im DFB-Pokal gegen die Bayern setzen. Wir wissen, dass wir sie schlagen können – beim 1:1 am ersten Spieltag wäre es uns beispielsweise fast gelungen.

Sie haben in den vergangenen Wochen mit einem Wechsel nach München kokettiert. Werden Sie vor der Partie einen größeren Erfolgsdruck verspüren als sonst – auch weil Sie wissen, dass dies die beste Möglichkeit sein wird, sich beim FC Bayern noch einmal ins Schaufenster zu stellen?

Sobald das Spiel angepfiffen ist, drehen sich meine Gedanken einzig und allein um das, was auf dem Platz passiert. Transfergerüchte oder private Themen spielen dann überhaupt keine Rolle und prallen regelrecht an mir ab. Als Fußballer bin ich im Spiel nur darauf bedacht, die Partie zu gewinnen.

In der Bundesliga gab es für Gladbach zehn Punkte aus sieben Spielen, vor dem 1:1 gegen Stuttgart zwei Siege in Folge. Wie fällt Ihr Fazit zum Saisonstart der Borussia aus?

Der Start war etwas durchwachsen. Aus den ersten drei Spielen haben wir nur einen Punkt geholt, da hatten wir uns deutlich mehr ausgerechnet. Zuletzt haben wir uns aber stabilisiert und uns gefunden.

Welches Ziel wurde in der Mannschaft für die Zeit bis zur Winterpause definiert?

Wir wollen den Anschluss an die internationalen Plätze nicht verlieren. Mit dem Fußball, den wir spielen wollen und nun auch zeigen, sind wir auf einem guten Weg. Das hat man auch durch die zwei Siege gegen Borussia Dortmund und beim VfL Wolfsburg gesehen.

Aktuell liegt Gladbach auf Tabellenplatz zehn. Vergangene Saison reichte es mit Platz acht nicht für den Europapokal. Welche Auswirkungen hätte ein erneutes Verpassen der internationalen Ränge für Sie?

In unserem Kader haben wir viele Spieler mit großen Ambitionen. Ihre Qualität wollen sie auch im Europapokal präsentieren, das ist doch ganz klar. Und dennoch: Max Eberl hat kürzlich erst wieder betont, dass Borussia Mönchengladbach es nie als Selbstverständlichkeit ansieht, die internationalen Plätze zu erreichen. Mit dieser Einstellung fahren wir bereits seit Jahren sehr gut. Wir dürfen nie vergessen, wo wir herkommen und welche großartige Entwicklung hinter uns liegt. Dass von uns erwartet wird, jede Saison unter den besten fünf, sechs Teams der Bundesliga zu sein, ist allein schon ein Riesenfortschritt, auf den der Verein stolz sein kann.

Dass Sie bei Klubs wie dem FC Bayern gehandelt werden, hängt auch mit Ihren starken Leistungen in der DFB-Elf zusammen. Dort etablieren Sie sich dank Ihrer Flexibilität langsam zu einer festen Größe. Wie war das Feedback von Bundestrainer Hansi Flick an Sie diesbezüglich?

Hansi Flick hat mir nach der Partie gegen Rumänien (2:1, Anm. d. Red.) explizit gesagt, wie super ich meine Sache auf der Rechtsverteidigerposition gemacht habe. Auch wenn Rumänien kein absoluter Topgegner war, ist ein solch positives Feedback alles andere als selbstverständlich.

ARD-Experte Bastian Schweinsteiger hat bereits den WM-Titel als Ziel ausgerufen. Trauen Sie der DFB-Elf das zu – mit Ihnen als Rechtsverteidiger im Finale?

Das würde ich sofort so unterschreiben (schmunzelt). Den WM-Titel traue ich Deutschland schon zu – auch wenn der Bundestrainer uns erst in der letzten Länderspielpause darauf hingewiesen hat, wie viel Arbeit noch vor uns liegt. Die ersten Eindrücke von seinem Trainings- und Führungsstil sind sehr positiv. Wir Spieler haben seine Spielphilosophie schnell nachvollziehen und annehmen können – jetzt geht es im nächsten Schritt darum, sicherer in den jeweiligen Abläufen zu werden. Dass wir auf dem richtigen Weg sind, hat mir besonders eine Szene im Spiel gegen Rumänien gezeigt: Da hat Thilo Kehrer den Ball links vor dem Seitenaus zurück ins Spiel gekratzt, der nächste Mitspieler hat sofort reagiert, hat den Ball gesichert und in die eigenen Reihen überführt. Solche Szenen sind es doch, die Fans und Spieler mitnehmen und pushen.


Würden Ihre Rechtsverteidiger-Fähigkeiten gegen offensive Topteams wie Spanien und Italien an ihre Grenzen stoßen?

Ich bin so selbstbewusst, dass ich mir zutraue, diese Aufgabe auch gegen Topteams auszufüllen. Dennoch hätte ich auch nichts dagegen, wenn noch einige Partien dazukommen, in denen ich mich als Rechtsverteidiger auch defensiv beweisen kann, ehe es gegen absolute Topgegner geht.

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Trainieren Sie bewusst das, was man als Spielintelligenz bezeichnet – und falls ja, wie gehen Sie das an?

Ich bin der Überzeugung, dass jeder Spieler mit verschiedenen Stärken gesegnet ist. Zu meinen zählt, dass ich Spielszenen durch meine Intuition und Cleverness auf dem Platz erahnen kann. Ich bin des Weiteren ein Freund von Videoanalysen, weil man aus ihnen eine Menge Informationen über den Gegner ziehen kann. Besonders als Außenverteidiger muss ich vorm Anpfiff wissen, was der starke, ballführende Fuß meines Gegenspielers ist, um richtig stehen zu können, wenn er ins Zentrum zieht. Wobei ich sagen muss: Zu viel Videoanalyse tut auch nicht gut, weil ein Überfluss an Informationen für ein Durcheinander im Kopf sorgen kann.

Ihnen könnte ein sehr volles Kalenderjahr 2022 bevorstehen. Direkt im Anschluss ans Saisonende geht es für die Nationalspieler im Sommer mit vier Nations-League-Partien weiter, im November beginnt die Winter-WM in Katar. Machen Sie sich aufgrund dieser Belastung Sorgen um Ihre Gesundheit?

Zunächst einmal ist es natürlich mein Ziel, bei diesen Partien und bei der WM dabei zu sein. Dennoch ist die Belastung insgesamt schon hoch und es würde uns Nationalspielern auch mal guttun, den Körper komplett herunterzufahren. Deshalb hätte ich mir gerade mit Blick auf die WM im Winter etwas mehr Fingerspitzengefühl bei der Ansetzung der Nations-League-Partien gewünscht.

Von der Idee, die WM alle zwei Jahre austragen zu lassen, halten Sie dementsprechend wenig?

Nein, gar nichts.

Lassen Sie uns über Sie als Privatperson sprechen: Sie scheinen sich mit 29 Jahren bereits ausgiebig mit der Zeit nach Ihrer Fußballerkarriere auseinanderzusetzen. Sie betreiben mehrere Filialen der Fast-Food-Kette Subway, haben ein Bauunternehmen gegründet und werben für Parfüms. Wonach wählen Sie Ihre Geschäftsfelder und Partnerschaften aus?

Zu den Subway-Filialen bin ich gekommen, weil mein Freund, mit dem ich die Restaurants nun bereits seit mehreren Jahren betreibe, und ich einfach Bock hatten, gemeinsam unternehmerisch tätig zu werden. Wir haben uns dann zusammengesetzt und überlegt, was zu uns passen würde, aber auch objektiv betrachtet der beste Einstieg in die Selbstständigkeit wäre. Dabei ist dann dieser Weg herausgekommen.

Was hat dieser erste Schritt bei Ihnen ausgelöst?

Eine große Lust an der Selbstständigkeit. Die Frage, die ich mir dabei immer stelle, ist: Was wird mich nach meiner aktiven Fußballerkarriere fordern und glücklich machen? Die Antwort darauf war die Gründung meines Architektur- und Bauunternehmens auf Mallorca. Ich bin ein Freund ausgefallener Häuser, die nicht einfach nur viereckig sind. Ich möchte mit meiner Firma Menschen abholen, die in diesem Bereich genauso denken wie ich. Und wenn ich das dann auch noch an einem Ort wie Mallorca machen kann, ist das umso verlockender (lacht).

Haben Sie neben Ihrem Job als Fußballer überhaupt Zeit, sich aktiv um Ihre Firmen zu kümmern?

Es ist mir extrem wichtig, dass ich meine Geschäfte mit engen Freunden führe, denen ich völlig vertrauen kann – das ist sowohl bei den Subway-Filialen als auch beim Bauunternehmen der Fall. Ich kann nicht jede Woche vorbeischauen und nach dem Rechten sehen, versuche aber dennoch von zu Hause aus so viel mitzusteuern, wie es mir möglich ist. Sowohl mir als auch meinen Freunden ist dabei jederzeit klar, dass diese Aufgaben nicht meine Rolle als Profifußballer beeinträchtigen dürfen. Dennoch sind sie mir wichtig, weil sie ein toller Ausgleich zur Arbeit auf dem Platz sind.

Verwendete Quellen
  • eigenes Interview
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