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DFB-Pokal - Gladbach gegen BVB: Das schwerste Spiel in Roses Karriere


Pokal-Kracher
Weshalb Fußball-Deutschland heute auf nur einen Mann schaut


Aktualisiert am 02.03.2021Lesedauer: 5 Min.
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Marco Rose: Der Trainer kam im Sommer 2019 von RB Salzburg nach Mönchengladbach und führte des Team in die Champions League. Er gewann 36 von 75 Partien als Borussia-Coach.Vergrößern des Bildes
Marco Rose: Der Trainer kam im Sommer 2019 von RB Salzburg nach Mönchengladbach und führte des Team in die Champions League. Er gewann 36 von 75 Partien als Borussia-Coach. (Quelle: Uwe Kraft/imago-images-bilder)

Das Team verliert nur noch, die Fans sind sauer: Für Gladbach-Coach Marco Rose läuft nach Bekanntwerden seines Wechsels zum BVB alles schief. Der Druck ist maximal. Gerade jetzt geht es im wohl entscheidenden Spiel der Saison gegen seinen neuen Klub.

Um 20.27 Uhr entglitten Marco Rose für einen kurzen Moment die Gesichtszüge. Die bis dahin so coole Fassade des Trainers von Borussia Mönchengladbach war dahin. Nach aufopferungsvollem Kampf hatte sein Team am Sonntag im Spiel gegen RB Leipzig das entscheidende 2:3 kassiert – nach 2:0-Vorsprung – in der dritten Minute der Nachspielzeit. Es war die dritte Niederlage nach einer aufsehenerregenden Pressekonferenz, in der Rose am Rosenmontag seinen Wechsel zu Borussia Dortmund bekanntgegeben hatte.

Genau dieser Klub könnte heute darüber entscheiden, wie man sich in Gladbach an Rose erinnern wird. Denn ab 20.45 Uhr trifft er im Viertelfinale des DFB-Pokals mit seinem Noch- auf seinen zukünftigen Arbeitgeber (im Liveticker bei t-online). Für Gladbach ist es die größte und vermeintlich einzige realistische Chance, sich nach einer wechselhaften Saison über den Pokal noch für den Europacup zu qualifizieren – und für Rose das wohl schwierigste Spiel seiner Karriere.

Der 44-Jährige tut indes so, als ob ihn das völlig kalt lassen würde. Der Druck werde von außen aufgebaut. "Ich bekomme wenig mit und lese wenig", sagt Rose und erklärt außerdem: "Die Konstellation bereitet mir überhaupt keine Schwierigkeiten."

So richtig möchte man ihm das nicht abnehmen, denn nach dem Abrutschen auf Bundesliga-Tabellenplatz neun und dem drohenden Aus in der Champions League gegen Manchester City (Hinspiel: 0:2) ist der Gegenwind so stark wie noch nie in seinen anderthalb Jahren am Niederrhein. Seit seiner Entscheidung steht er mehr denn je im öffentlichen Fokus, jede kleine Geste, jeder vermeintlich unbedeutende Nebensatz wird genaustens analysiert.

Die Stimmung in der Gladbacher Kabine

Der Fußballlehrer begegnet dem mit sichtbarem Engagement. Gegen Leipzig coachte er an der Seitenlinie äußerst aktiv und versuchte immer wieder durch lautstarke Kommandos Einfluss zu nehmen. Trotz der Niederlage lobte er danach sein Team, das "einen Punkt verdient gehabt hätte" und hob die Einsatzbereitschaft am Beispiel "mehrerer Krämpfe am Ende" hervor. Das macht deutlich: Rose möchte die Stimmung in der Mannschaft hochhalten – gerade in dieser so schwierigen Situation. Ein weiteres Indiz dafür: Nach einem schwachen Auftritt gegen den Tabellenvorletzten Mainz 05 vor eineinhalb Wochen zeigte er in der Teamsitzung trotz 1:2-Niederlage offenbar mehr positive als negative Szenen, wie die "Bild" berichtet.

Die Mannschaft selbst wiederholt gebetsmühlenartig, dass der bevorstehende Abgang des Übungsleiters keinen negativen Einfluss auf sie habe. "Ich weiß, dass alle Gas geben. Dass der Trainer das Gleiche macht wie vorher auch", sagte beispielsweise Nationalspieler Jonas Hofmann nach dem Leipzig-Spiel bei "Sky" und erklärte zudem: "Die Mannschaft hat es verdaut." Eine solche Formulierung legt nahe, dass Roses Entscheidung doch nicht ganz spurlos an seinem Team vorbeigegangen ist. Die Enttäuschung in der Kabine soll sogar "sehr groß" gewesen sein, wie "Sport1" schreibt. Rose hält sich indes bedeckt, sagt nur: "Es war nicht mein Ansinnen, für Unruhe zu sorgen."

Die Verhandlungen mit dem BVB

Doch dass diese geradezu zwangsläufig aufkommen würde, war absehbar. Nach der Entlassung von Lucien Favre als Dortmund-Coach Mitte Dezember galt Rose, der Gladbach in der Vorsaison mit spektakulärem Fußball auf Platz vier geführt hatte, schnell als erster Nachfolgekandidat. Bei Nachfragen wiegelte der gebürtige Leipziger und Freund von BVB-Traineridol Jürgen Klopp konsequent ab.


In der vergangenen Woche berichtete die "Sport Bild" allerdings, dass es "den ersten Austausch zwischen der Rose-Seite und den BVB-Bossen" bereits zwischen Weihnachten und Silvester gegeben habe. Entscheidend für den Wechsel war dann eine Ausstiegsklausel in Roses Vertrag, durch die er Gladbach für fünf Millionen Euro verlassen wird. Als Zugeständnis an seinen Noch-Arbeitgeber nimmt Rose keine Spieler mit nach Dortmund.

Die Planungen der neuen Mannschaft

Dort laufen indes die Planungen für die neue Saison. Planungen, an denen Rose nach eigener Aussage nicht beteiligt ist. "Es gibt da nichts zu sagen, weil es kein Thema ist", so Rose. "Ich bin hier voll gefordert. Ich brauche jedes Korn, um mit den Jungs die Situation zu meistern." 2021/22 gehen beim BVB mit Manuel Akanji, Dan-Axel Zagadou, Thomas Delaney, Mo Dahoud, Mats Hummels und Axel Witsel gleich sechs Leistungsträger ins letzte Vertragsjahr. Das bedeutet in der Branche normalerweise: Kontrakt verlängern oder vorher verkaufen. Dass Rose diese Fragen erst in einigen Monaten erörtern möchte, macht die langfristige Planung beim BVB schwierig. Die Vertragsverlängerung von Torwart Marwin Hitz vor einigen Tagen soll laut "Bild" allerdings "wohl mit Zustimmung des künftigen Coaches" erfolgt sein. In ähnlicher Form soll Rose bereits vor seinem Wechsel zu Gladbach im Frühjahr 2019 aktiv geworden sein, als er bei der Vertragsverlängerung von Patrick Herrmann "obwohl noch nicht im Amt – seine Finger mit im Spiel hatte", wie das Blatt schreibt.

Dortmund-Boss Michael Zorc ist sich der brisanten Gemengelage vollends bewusst und versucht vor dem Pokalduell, wo es geht, zu beruhigen. Kontakt zu Rose werde es vor dem Spiel "nicht geben. Wir haben beide das große Ziel, ins Pokal-Halbfinale einzuziehen. Dass es jetzt zu dieser Konstellation kommt, hat keiner beeinflussen können." Denn eigentlich sollte der Wechsel vor dem Borussen-Duell gar nicht bekannt werden. Dass es doch so kam, erklärt Rose mit dem "medialen Druck", der sei "so groß geworden, dass wir an die Öffentlichkeit gegangen sind."

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Die Sache mit der Borussia

Doch nicht nur der mediale Druck, auch der Druck aus dem Gladbacher Vereinsumfeld wächst – vor allem vonseiten der organisierten Fans. Nach der Verkündung des Wechsels wurde beispielsweise ein Plakat mit der Aufschrift "Kein Söldner steht über dem Verein – sofort raus mit dem charakterlosen Schwein" vor dem Stadion aufgehängt.

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Und in sozialen Netzwerken wurde Rose mit zum Teil drastischer Kritik bedacht – unter anderem aufgrund eines pikanten Versprechers auf der eingangs erwähnten Pressekonferenz. Dort sagte er: "Grundsätzlich stehe ich zu allem, was ich gesagt habe, über Borussia Dortmund, die Fans und die Leute, mit denen ich zusammenarbeite." Gemeint war natürlich Borussia Mönchengladbach. Rose entschuldigte sich für den Fauxpas, doch das vermochte die aufgebrachten Gemüter kaum zu beruhigen.

Zeitweise kursierten sogar Gerüchte über ein sofortiges Ende der Zusammenarbeit. Doch Gladbach-Manager Max Eberl steuerte sofort gegen und stellte klar, in jedem Fall bis zum Sommer mit Rose weitermachen zu wollen – ein Bekenntnis, das bei einer Niederlage gegen Dortmund auf die Probe gestellt werden dürfte.

Verwendete Quellen
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