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Serbien gegen Albanien: EM-Qualifikation wird zum Politikum


Nach Spielabbruch
EM-Qualifikation: Partie in Belgrad wird zum Politikum

Von dpa, sid, t-online
Aktualisiert am 15.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Albaniens Spieler Burim Kukeli muss sich eines serbischen Fans erwehren.Vergrößern des BildesAlbaniens Spieler Burim Kukeli muss sich eines serbischen Fans erwehren. (Quelle: Reuters-bilder)
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Tumulte und Krawalle auf dem Spielfeld, Politiker mit gegenseitigen Schuldzuweisungen und der Bruder des albanischen Ministerpräsidenten im Zwielicht: Die "Fliegende Flagge" von Belgrad hat aus dem brisanten EM-Qualifikationsspiel zwischen Serbien und Albanien in Belgrad ein Politikum gemacht. Der serbische Fußballverband FSS sprach in einer auf der Homepage veröffentlichten Pressemitteilung gar von einem "geplanten terroristischen Akt".

Blatter und Platini verurteilen die Vorgänge scharf

"Das war eine reine und vorsätzliche politische Provokation, nichts anderes", schimpfte Serbiens Außenminister Ivica Dacic. "Luftangriff auf Serbien" titelte "Sportski zurnal", von einem "teuflischen Plan" schrieb die Tageszeitung "Kurir". "Was hier vorgefallen ist", sagte Serbiens Sportminister Vanja Udovicic, "war ein brutaler Missbrauch des Sports vonseiten albanischer Extremisten."

FIFA-Präsident Joseph S. Blatter verurteilte die Ereignisse ebenfalls scharf: "Der Fußball sollte niemals missbraucht werden, um politische Mitteilungen zu verbreiten", teilte er via Twitter mit. Blatters UEFA-Pendant Michel Platini zeigte sich "zutiefst erschüttert" und ließ über einen Sprecher ausrichten: "Der Fußball soll Menschen zusammenbringen. Was geschehen ist, ist unentschuldbar."

Nachspiel in Österreichs Hauptstadt Wien

Leuchtraketen und Rauchbomben flogen aufgrund der fliegenden Flagge durch das Stadion, Rowdys stürmten zudem den Innenraum, albanische Spieler wurden attackiert, lieferten sich auch handgreifliche Auseinandersetzungen mit serbischen Akteuren. "Das ist unfassbar. Die serbische Regierung ist verantwortlich für die Sicherheit der Fußballer und der albanischen Delegation", warf auf albanischer Seite Innenminister Saimir Tahiri in einem Statement der serbischen Regierung vor.

Die Europäische Union (EU) ließ jedoch über eine Sprecherin mitteilen, dass "die serbischen Behörden mit den Vorfällen professionell umgegangen" seien. Weil die Sicherheit trotzdem aber nicht mehr garantiert war und die Albaner nicht mehr antreten wollten, brach der englische Referee Martin Atkinson die als Hochsicherheitsspiel eingestufte Begegnung beim Stand von 0:0 in der 41. Minute ab - eine Verlängerung gab es dennoch. In Österreichs Hauptstadt Wien beispielsweise demolierten Albaner zahlreiche serbische Cafes, die Polizei verhinderte Schlimmeres.

Der mutmaßliche Drahtzieher Olsi Rama wurde wie drei weitere Mitglieder der albanischen Delegation noch im Stadion in Gewahrsam genommen. Erst als er auf der Polizeiwache nach langen Verhandlungen seinen US-amerikanischen Pass vorlegte, wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt. "Ich bin gespannt, wie die UEFA und vor allem die EU darüber entscheiden wird", sagte Dacic wütend. Entscheidend sei bei dieser Aktion nämlich vor allem, "dass der Bruder des albanischen Ministerpräsidenten das Objekt gesteuert hat".

Serben vermuten politische Provokation

Mit Sport, der an diesem Abend eigentlich hatte im Mittelpunkt stehen sollen, hatte der folgenschwerer Akt in der Tat rein gar nichts zu tun. Politisch streben albanische Nationalisten mit der "Causa Groß-Albanien" einen Staat an, der neben dem heutigen Albanien auch das Gebiet des Kosovo sowie Teile Serbiens, Mazedoniens und Montenegros umfasst. (Hintergrund: Das Projekt Großalbanien).

Die Aktion könnte daher im Zusammenhang mit dem brisanten Staatsbesuch von Ramas Bruder Edi am kommenden Mittwoch in Serbien gewertet werden. Die Serben glauben an eine reine Provokation. "Hätte man eine Flagge Groß-Serbiens beispielsweise in Tirana (albanische Hauptstadt, d. Red.) gezeigt", sagte ein serbischer Diplomat voller Überzeugung der Zeitung "Blic", "würde der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen den Fall schon längst behandeln."

Beide Seiten fordern Sieg am Grünen Tisch

Die Europäische Fußball-Union UEFA eröffnete nach den Ausschreitungen erwartungsgemäß umfangreiche Disziplinarverfahren gegen die beiden Verbände. Als Termin für die Verhandlung vor der Kontroll-, Ethik- und Disziplinarkammer nannte der Verband den 23. Oktober. Wiederholungsspiel? Entscheidung am Grünen Tisch? Ausschluss aus der EM-Qualifikation? Alles scheint derzeit möglich. Die Beteiligten beider Mannschaften fordern einen Sieg am Grünen Tisch - und geizten auch nicht mit Vorwürfen an die Kontrahenten.

"Wir hätten weiter gespielt, aber die Albaner sahen sich dazu nicht in der Lage", sagte Serbiens Kapitän Branislav Ivanovic. Albaniens Nationaltrainer Gianni De Biasi verteidigte diese Vorgehensweise. Als eine "Situation höchster Gefahr" beschrieb er die Minuten auf dem Spielfeld, "meine Spieler wurden von serbischen Ordnern angegangen. Es war ein schrecklicher Moment."

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