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FC Bayern – Wirtz-Watschn: Fans droht fataler Denkfehler


Absage von Florian Wirtz
Ein 300 Millionen Euro teures Missverständnis


26.05.2025 - 15:55 UhrLesedauer: 5 Min.
Uli Hoeneß: Der Ehrenpräsident hat sich mittlerweile aus dem Tagesgeschäft des FC Bayern zurückgezogen.Vergrößern des Bildes
Uli Hoeneß: Der Ehrenpräsident hat sich mittlerweile aus dem Tagesgeschäft des FC Bayern zurückgezogen. (Quelle: Thomas Imo)
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Mit der Absage von Florian Wirtz ist der geplante Rekordtransfer des FC Bayern geplatzt. Das verändert die Planungen auf vielen Ebenen entscheidend.

Anfang Februar hatte Uli Hoeneß das Werben um Florian Wirtz öffentlich eingeläutet und im t-online-Interview gesagt: "Wenn ich einen Traum haben darf, dann würde ich sagen, dass Florian Wirtz zum FC Bayern muss." Dieser Traum ist mit der Absage des Nationalspielers an den Rekordmeister geplatzt – obwohl die Bayern sich seiner Zusage bereits sicher wähnten. Der 22-Jährige hat sich stattdessen für einen Wechsel zum FC Liverpool entschieden.

Der Schock über diese Wirtz-Watschn sitzt beim FC Bayern tief. Schließlich wären die Münchner für den zentralen Mittelfeldspieler weit über ihre finanzielle Schmerzgrenze hinausgegangen. Sie wären bereit gewesen, ein Transfervolumen von insgesamt bis zu 300 Millionen Euro (150 Millionen Euro Ablöse plus Fünfjahresvertrag mit 25 Millionen Euro Jahresgehalt) zu stemmen.

Wer nun glaubt, der Rekordmeister habe diese Summe nun gespart und könne sie in andere Spieler investieren, irrt. Der Wirtz-Transfer wurde – analog zum Vorgehen der neuen Bundesregierung – vereinsintern als eine Art Sondervermögen angesehen. Eine Finanzierungshilfe durch Klubanteilseigner und Sponsor Adidas war dafür bereits vereinbart, die mögliche Aufnahme eines Kredits zusätzlich vorgesehen.

Nach Wirtz-Watschn: Erst verkaufen, dann kaufen

Wie auch der "Kicker" berichtet, bedeutet das im Umkehrschluss nicht, dass das für Wirtz eingeplante Budget komplett für andere Transfers zur Verfügung steht. Im Gegenteil. Vielmehr gilt für die Verantwortlichen der Bayern auch jetzt wieder das schon im vergangenen Sommer von Hoeneß ausgegebene Motto: Erst verkaufen, dann kaufen.

Bei seiner letzten Sitzung hat der Aufsichtsrat Sportvorstand Max Eberl noch einmal mit Nachdruck die Kaderhygiene und explizit die Verkäufe einiger Großverdiener als wichtige Aufgabe aufgetragen. Auch am Gelingen dieses Vorhabens wird er gemessen werden. Gewissermaßen ist Eberl im Zusammenwirken mit Sportdirektor Christoph Freund damit selbst dafür verantwortlich, wie groß der finanzielle Spielraum in diesem Sommer sein wird.

Bislang stehen in Sachen Kaderplanung nur die Abschiede von Thomas Müller und Eric Dier offiziell fest. Mit Tom Bischof, der ablösefrei aus Hoffenheim kommt, ist der erste Neuzugang ebenfalls bereits fix. Jonathan Tah, der sich mit Bayern wohl bereits auf einen Vierjahresvertrag verständigt hat, soll ihm zeitnah ebenfalls ablösefrei folgen. Weitere Transfers müssen die Verantwortlichen durch Spielerverkäufe gegenfinanzieren. Kandidaten, die dafür infrage kommen, gibt es einige.

Das sind die Verkaufskandidaten beim FC Bayern

Allen voran sind das der zuletzt an den spanischen Erstligisten Osasuna ausgeliehene Bryan Zaragoza (23/Vertrag bis 2029) und Sacha Boey (24/Vertrag bis 2028). Beide waren vor knapp anderthalb Jahren im Wintertransferfenster gekommen. Für Zaragoza zahlten die Bayern 18 Millionen Euro, für Boey sogar 30 Millionen Euro.

Auch João Palhinha (29 / Vertrag bis 2028), für den die Bayern im vergangenen Sommer 50 Millionen Euro an den FC Fulham überwiesen, könnte den Klub bei einem entsprechenden Angebot schon wieder verlassen. Auch Palhinha erwies sich neben Zaragoza und Boey bislang als Transferflop – und alle drei zusammen als ein insgesamt 100 Millionen Euro teures Missverständnis für den FC Bayern.

Nimmt man die rund 50 Millionen Euro, die die Münchner vor zwei Jahren für Min-jae Kim (28/Vertrag bis 2028) an den SSC Neapel überwiesen haben, noch hinzu, stehen sogar insgesamt 150 Millionen Euro in Bayerns Negativbilanz. Auch der Innenverteidiger konnte in München bislang nicht dauerhaft überzeugen und fiel in den entscheidenden Saisonspielen mit seiner hohen Fehleranfälligkeit auf. Bei einem passenden Angebot könnte der Südkoreaner wohl gehen.

Zahlt Tottenham 50 Millionen Euro für Tel?

Sollte es bei seinem Abwehrpartner Dayot Upamecano (26/Vertrag bis 2026) nicht zeitnah zu einer Einigung bei der angestrebten Vertragsverlängerung kommen, könnte auch er auf die Verkaufsliste Sommer geraten. Allerdings haben sich beide Seiten zuletzt wieder deutlich angenähert.

Auch bei Mathys Tel (20/Vertrag bis 2029), der in der Rückrunde für zehn Millionen Euro an Tottenham Hotspur ausgeliehen war, hoffen die Verantwortlichen der Münchner auf weitere Einnahmen. Noch ist allerdings offen, ob der Ex-Klub von Harry Kane seine 50 Millionen Euro teure Kaufoption für den Jungstar ziehen wird.

Kingsley Coman (28/Vertrag bis 2027) stand bereits im vergangenen Sommer unmittelbar vor einem Wechsel nach Saudi-Arabien. Bayern würde ihn wohl weiterhin gerne verkaufen und erhofft sich davon etwa 30 bis 35 Millionen Euro.

Großverdiener Gnabry und Goretzka wollen bleiben

Serge Gnabry (29/Vertrag bis 2026) gehört ebenfalls erneut zu den Abschiedskandidaten. Sein Spitzengehalt von geschätzt angeblich 19 Millionen Euro würden die Bayern gerne einsparen. Stand jetzt will er seinen Vertrag aber genauso erfüllen wie Leon Goretzka (30/Vertrag bis 2026). Der sollte den Klub schon im vergangenen Sommer verlassen, erkämpfte sich seinen Stammplatz in der Rückrunde aber wieder zurück. Auch Goretzka soll mit geschätzt über 18 Millionen Euro pro Saison zu den Topverdienern gehören, die sich die Münchner am liebsten ab sofort nicht mehr leisten wollen.

Raphaël Guerreiro (31, Vertrag bis 2026), der vor zwei Jahren ablösefrei aus Dortmund nach München kam, zählt ebenfalls zur Kategorie: vielseitig einsetzbar, aber auch immer für einen Patzer gut und deshalb verzichtbar. Ein Jahr vor seinem Vertragsende könnte er den Bayern im Sommer möglicherweise zumindest noch eine kleine Ablösesumme einbringen.

Wegen Wirtz: Bayerns Transferfokus hat sich verschoben

Wie viel Geld die Bayern für Neuzugänge in ihrer Transferkasse haben werden, wird entscheidend vom Gelingen des Verkaufsgeschäfts abhängen. Namen potenzieller Neuzugänge kursieren freilich bereits einige an der Säbener Straße. Der Fokus hat sich nach der Wirtz-Wende allerdings verschoben. Ein Spieler mit ähnlichem Profil – wie etwa Leipzigs Xavi Simons – wird nun nicht mehr gesucht. Mit Jamal Musiala hat man schließlich bereits einen gesetzten Zehner im Kader.

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Spiele

Stattdessen schauen sich die Münchner nun nach Verstärkung für den linken Flügel um. Der Japaner Kaoru Mitoma (Marktwert 45 Millionen Euro) von Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion und der portugiesische Nationalspieler Rafael Leão (75 Millionen Euro) von der AC Mailand sind Kandidaten. Auch der Brasilianer Rodrygo (100 Millionen Euro) von Real Madrid, Spaniens Europameister Nico Williams von Athletic Bilbao (70 Millionen Euro) sowie Eberechi Eze (55 Millionen Euro) von Crystal Palace werden gehandelt. Eine Vertragsverlängerung von Leroy Sané ist nach dem geplatzten Wirtz-Wechsel ebenso wieder eine Option für die Münchner.

Darum ist die Wirtz-Watschn eine Chance für Bayern

Eine große Baustelle im Kader ist nach wie vor auch der fehlende Backup für Mittelstürmer Harry Kane. Christopher Nkunku (45 Millionen Euro) vom FC Chelsea wäre ein flexibel einsetzbarer Offensivspieler, der dabei helfen könnte, sie zu schließen. Auch Leverkusens Angreifer Patrik Schick, der eine Ausstiegsklausel von 25 Millionen Euro in seinem Vertrag stehen haben soll, würde ins Profil passen. Momentan gilt es aber als wahrscheinlicher, dass Gnabry bei Bayern bleibt und die Backup-Rolle für Kane übernehmen wird.

Zusätzlich zu Tah ist ein weiterer vielseitig einsetzbarer Abwehrspieler im Gespräch, entsprechende Kandidaten wie der spanische U21-Nationalspieler Cristhian Mosquera (Marktwert 30 Millionen Euro) vom FC Valencia sind auf der Shortlist der Münchner. Die kann und muss der deutsche Rekordmeister nun ohne den Fokus auf einen Megatransfer abarbeiten und sich ganz den eigentlichen Baustellen seines Kaders widmen. Gelingt das, steckt in der Wirtz-Watschn, die die Bayern kassiert haben, zweifellos also auch eine große Chance.

Verwendete Quellen
  • Kicker-Printausgabe vom 26.05.2025

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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