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Fußball: Argentiniens WM-Generalprobe in Israel abgesagt


Nach Protesten und Drohungen
Argentiniens WM-Generalprobe in Israel abgesagt

Von dpa
06.06.2018Lesedauer: 3 Min.
Gibt eine Erklärung zur Absage des Testspiels von Argentinien in Israel ab: Die Ministerin für Kultur und Sport Miri Regev.Vergrößern des BildesGibt eine Erklärung zur Absage des Testspiels von Argentinien in Israel ab: Die Ministerin für Kultur und Sport Miri Regev. (Quelle: Dan Balilty/AP POOL./dpa)
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Jerusalem (dpa) - Proteste, Drohungen und die Aufforderung, Trikots von Lionel Messi zu verbrennen: Fußball-Vizeweltmeister Argentinien wird nicht wie geplant zur WM-Generalprobe in Jerusalem antreten. Die Partie gegen Israel am 9. Juni im Teddy-Kollek-Stadion wurde abgesagt.

Die Albiceleste muss ihre finale WM-Vorbereitung auf den letzten Drücker umstellen. Wie viel politisches Gewicht die Partie gehabt hätte, zeigt sich jetzt dennoch.

Israel kritisierte die Absage aufs Schärfste. Präsident Reuven Rivlin sagte: "Sogar in den schwersten Zeiten haben wir jeden Aufwand betrieben, jegliche Erwägungen, die nicht rein sportlich sind, abseits des Spielfeldes zu lassen." Und weiter: "Es ist bedauerlich, dass das argentinische Team es nicht geschafft hat, dies in diesem Fall zu tun."

Verteidigungsminister Avigdor Lieberman schrieb auf Twitter: "Es ist eine Schande, dass die argentinischen Fußballstars dem Druck der Israel-Hasser nachgegeben haben, deren einziges Ziel es ist, Israels Grundrecht zur Selbstverteidigung zu verletzen und seine Vernichtung herbeizuführen."

Eigentlich wollten Messi und seine Auswahlkollegen vom zweiten WM-Vorbereitungscamp in Barcelona nach Jerusalem fliegen, von dort sollte es nach der geplanten Partie weitergehen nach Moskau.

Nun muss Argentinien umplanen. "Gesundheit und Vernunft gehen vor", sagte Nationalstürmer Gonzalo Higuaín dem Sportsender ESPN zur Absage der Partie in Jerusalem. "Wir haben gespürt, dass es nicht richtig gewesen wäre."

Der Präsident des argentienischen Verbandes AFA bezeichnete die Absage als "Beitrag zum weltweiten Frieden". Claudio Tapia sagte: "Das ist weder etwas gegen die israelische Gemeinschaft noch die jüdische Gemeinschaft, im Gegenteil."

Argentiniens Außenminister Jorge Faurie verwies gegenüber dem Radiosender "Mitre" auf Drohungen gegen Spieler. Diese hätten noch "die überstiegen, die ISIS (die Terrormiliz Islamischer Staat)" in der Vergangenheit gegen Messi ausgegeben habe.

Der Präsident des palästinensischen Fußballverbandes, Dschibril Radschub, hatte die Fans sogar dazu aufgerufen, Trikots und Poster von und mit Messi zu verbrennen, sollte dieser in Jerusalem spielen. "Das ist kein Spiel für den Frieden, sondern ein politisches Match, das die faschistische und rassistische Besatzung verdecken soll", war er von der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa vergangene Woche zitiert worden.

Die Absage lobte er. "Der Sport hat heute triumphiert, und Israel wurde durch die Absage des Spiels die Rote Karte vors Gesicht gehalten", sagte Radschub der Agentur Wafa zufolge in der Nacht zu Mittwoch.

Der israelische Verband sprach dagegen von den "physischen und brutalen Drohungen" Radschubs, die "jegliche rote Linie überschritten" hätten. Man werde eine Beschwerde bei der FIFA einreichen. "Der einzige Grund, das Spiel abzusagen, waren die Drohungen gegen Messis Leben und seine Familie", sagte Israels Sportministerin Miri Regev. "Wir sprechen über echte Bedrohungen, Bedrohungen von terroristischen Elementen gegen das Leben des argentinischen Stars und seiner Familie." Auch ein Anruf von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bei Argentiniens Präsident Mauricio Macri habe nicht geholfen.

Jerusalem ist einer der zentralen Streitpunkte im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Israel hat den Ostteil der Stadt 1967 im Sechstagekrieg erobert. Die Palästinenser sehen dagegen Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines künftigen Staates Palästina. Das Testspiel der Argentinier sollte zwar nicht im Ostteil der Stadt stattfinden, aber im Viertel Malha, wo früher ein palästinensisches Dorf stand.

Ursprünglich war die Partie in der Hafenstadt Haifa geplant, wurde aber auf Druck des Kultur- und Sportministeriums nach Jerusalem verlegt. Israelische Oppositionspolitiker machten deswegen am Mittwoch Sportministerin Regev für die Absage verantwortlich. Itzik Schmuli, Abgeordneter der Arbeitspartei, schrieb auf Twitter: "Regev hat Politik gemacht und Politik bekommen. Der Fußball ist weg."

Als möglicher Ersatz für die abgesagte Partie werden nun als Gegner San Marino oder Malta gehandelt. Trainer Jorge Sampaoli verzichtet in der letzten Vorbereitungsphase auf einen schweren Gegner.

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