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Bundestrainer nach WM-Debakel: Joachim Löw ist der Großversager des DFB


Bundestrainer nach WM-Debakel
Joachim Löw ist der Großversager des DFB

MeinungVon Gerhard Spörl

Aktualisiert am 14.09.2018Lesedauer: 4 Min.
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Unglückliche Figur: Joachim Löw muss den "Umbruch" beim DFB verantworten.Vergrößern des Bildes
Unglückliche Figur: Joachim Löw muss den "Umbruch" beim DFB verantworten. (Quelle: imago-images-bilder)

Was macht einen guten Trainer aus? Dass ihm was einfällt, wenn es nicht läuft, und er sich vor seine Spieler stellt. Davon will der Bundestrainer bis heute nichts wissen. Warum eigentlich?

Der Fußball ist mir momentan leicht vergällt. Ich interessiere mich mäßig für die Bundesliga und noch mäßiger für die Nationalelf. Nein, ich bin nicht dauerhaft enttäuscht über den Untergang bei der Weltmeisterschaft, das kann vorkommen, es ist auch anderen Mannschaften schon so ergangen. Es geht mir um das Hinterher.


Etwas Unerfreuliches kann immer passieren. Wie man sich dazu verhält, ist entscheidend. Ob da jemand Verantwortung übernimmt und zwar glaubhaft. Oder ob da jemand sich im Nachhinein einen weißen Fuß macht und auf einen anderen zeigt, der den Schlamassel verursacht haben soll.

Auch beim DFB ist Verantwortung Mangelware

Dabei gehört Verantwortung zu den großen Problemen unserer Zeit. Wer von VW/Audi/Daimler sagt endlich offen, wie die Manipulation am Dieselmotor gelaufen ist? Warum wirft die Kanzlerin ihren Innenminister nicht heraus? Warum nimmt der Chef des Verfassungsschutzes nicht seinen Abschied?

Verantwortung ist Mangelware. Keiner will sie übernehmen. Verantwortung haben immer andere. Der DFB gehört in diese Herde der schwarzen Schafe, Und damit sind wir bei Mesut Özil, den sich diese Helden als Sündenbock ausgesucht hatten und ungestraft aussuchen durften.

Löw sitzt auf dem hohen Ross

Von Manuel Neuer weiß ich, dass er für das Schalker Internat, an dem er Abitur gemacht hat, Gutes tut. Er sieht aus wie ein netter Kerl und ist es vermutlich auch. Er wirkt normal, das vor allem, verglichen mit Boateng oder Vidal sowieso. Aber als Kapitän der Nationalmannschaft ist er für mich eine Niete, ein Ausfall. Bis heute hat er nichts dazu gesagt, dass einer aus "Die Mannschaft" zum Abschuss freigegeben wurde. Nichts ist ihm eingefallen und jetzt ist es zu spät dazu.

Der eigentliche Großversager aber ist Joachim Löw. Er hat es fertiggebracht, Özil auch noch schnöde Worte hinterherzuwerfen, weil der seinen Rücktritt erklärt hat. Löw sitzt auf dem hohen Ross, weil er bleiben durfte, was er ist. Er arbeitet am Neuanfang der Nationalmannschaft mit einer Ochsenabwehr. Viel Vergnügen.

Wenn es nicht läuft, fällt Löw nichts ein

In der Mannschaft sitzt der Wurm. Der Zusammenhang mit der organisierten Verantwortungslosigkeit liegt nahe. Das Unausgesprochene, Unausgetragene bleibt haften, das kennt man aus dem richtigen Leben. Es schwächt, man kämpft dagegen an und sagt solche Dinge wie: Wird schon. Bald bin ich wieder der Alte. Ich muss nur an mich glauben.


Ich habe Joachim Löw noch nie für einen besonders guten Trainer gehalten. Wenn es nicht läuft, fällt ihm nichts ein. Ich erinnere mich noch an das Spiel gegen Italien 2006 (Löw war damals Co-Trainer, Anm. d. Red.), das 0:2 im Halbfinale nach Verlängerung, ausgecoacht nach Strich und Faden. Auch das kann passieren. Aber schauen Sie ihn sich an, wie er dann am Spielfeldrand herum hampelt, mit weinerlichem Gesicht und abfälligen Handbewegungen.

Die spielen nicht, wie er will, na so was! Einem richtig guten Trainer fällt mehr ein, als neue Spieler einzuwechseln, die auch nichts ändern können, weil die andere Mannschaft von ihrem Trainer besser eingestellt ist, und die deutsche Mannschaft nur so spielen kann, wie sie eingestellt ist. An wem liegt das wohl?

Der DFB wäre Özil ein Abschiedsspiel schuldig gewesen

Mesut Özil hat viel Mist geredet, aber nicht ganz Unrecht gehabt. Warum sollte er allein am Versagen bei der WM schuld sein? Hat er nicht eher zu den weniger Schlechten unter den Schlechten gehört, bei denen Thomas Müller herausragte?

Özil hat 92 Länderspiele bestritten. Er war und ist eine Offenbarung mit seinen Pässen in den freien Raum, den nur er sieht. Feiner Fuß, feines Auge. Mit ihm begann vor zehn Jahren das Fußballspielen, das mich begeistert hat. Er war der Erste, der konnte, was andere nicht annähernd konnten. Er hätte ein Abschiedsspiel verdient gehabt. Das wäre sich der DFB schuldig gewesen, denn Institutionen ehren sich immer selber mit, wenn sie jemanden ehren.

Fußballer wissen oft nicht, was sie tun

Deutsche Fußballspieler machen heute ihr eigenes Ding. Viele gehen ins Ausland. Die meisten setzen sich sogar durch. Sie verdienen eine Tonne Geld und lernen vielleicht sogar eine Fremdsprache. Sie sind umzingelt von Verwandten und Bekannten, Schnorrern und Beratern. Darunter finden sich offenbar keine, die gute Ratschläge geben, sondern vorzugsweise schlechte, wie man an Özil und Gündogan sehen kann.

Fußballspieler sind nur zu oft Kindmänner. Auf dem Planeten, auf dem sie gelandet sind, werden sie nicht unbedingt erwachsen. Deshalb wissen sie nicht, was sie tun, wenn Präsident Erdogan ein Foto mit ihnen für eigene Zwecke missbrauchen will, und hinterher verstehen sie nicht, weshalb die Öffentlichkeit so reagiert, wie sie reagiert, und keiner klärt sie auf.

Keiner schützt die Spieler vor sich selbst

Natürlich hat sich Mesut Özil keinen Gefallen mit seiner Brandrede getan, das merkt man ihm jetzt auch an. Bei Arsenal spielt er mal so, mal so. Das Publikum geht kritisch mit ihm um. Egal wie es in ihm aussieht, er wirkt träge und lustlos, wenn ihm wenig gelingt, und das mögen die Zuschauer nicht, schon gar nicht die englischen. Was er erlebt und gesagt hat, hindert ihn daran, frei aufzuspielen und uns mit seinen Pässen zu entzücken. Dass er überlegen soll, zu Fenerbahce zu wechseln, passt ins Bild. Weg hier, Fluchtgedanken. Anderswo liebt man mich mehr.

Der DFB ist eine große Organisation mit vielen Menschen, die sich wichtig fühlen und es vielleicht sogar sind. Dummerweise findet sich dort aber niemand, der die Spieler vor sich selber schützt und sich im Zweifelsfall vor sie stellt. Die Spieler leben in ihrer eigenen Welt. Aber Joachim Löw und Oliver Bierhoff und Reinhard Grindel sollten zumindest teilweise in unserer Welt leben und nicht in ihrer selbstgefälligen, in der sie nie schuldig, nie verantwortlich sein wollen.

Deshalb unterscheiden sie sich in nichts von den anderen trostlosen Zeitgenossen, die viel zu sagen hätten und keine Worte finden.

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