Vogts sorgt sich Klinsmann überrascht mit Prognose zu Katar 2022
Fürth (dpa) - Viele Trainer, Manager und Fußball-Fans in Deutschland blicken der WM 2022 in Katar mit Sorge entgegen - Jürgen Klinsmann dagegen kann das Turnier in der Wüste kaum noch erwarten.
"Ich denke, dass die WM, die vor der Tür steht, eine WM der Extraklasse wird", meinte der 55-Jährige und sorgte damit gut drei Jahre vor dem umstrittenen Event am Persischen Golf für Aufsehen.
"Ich glaube, dass es sich die gesamte Region dort nicht nehmen lassen will, der Welt zu zeigen, was sie drauf hat", ergänzte der frühere Stürmer, Nationalspieler, Weltmeister von 1990 und DFB-Teamchef bei der Heim-WM 2006. Ähnlich wie das "Sommermärchen" in Deutschland sollen auch die Katarer ihre Erfolgsgeschichte bekommen, wenn auch eher im Herbst oder Winter.
Das wünscht sich jedenfalls Klinsmann. "Man muss dem Land die Chance geben, sich zu zeigen und zu präsentieren", sagte er. "Und wer weiß, vielleicht wird es die beste WM aller Zeiten. Ich denke, die Leute haben es sich verdient."
Die Aussagen des Schwaben am Rande eines Legendenspiels gegen Italien (3:3) fielen nur einen Tag nach dem Ende der skurrilen Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Katar. Diese waren - abseits des Sports - geprägt von extremer Hitze und einem erstaunlichen Zuschauermangel im Khalifa-Stadion von Doha.
Etliche Kritiker sahen sich bestätigt in ihrer Einschätzung, dass Katar nicht geeignet sei für derartige Großereignisse. Zumal das Turnier wegen der klimatischen Bedingungen um Monate nach hinten in den Zeitraum vom 21. November bis 18. Dezember 2022 verlegt werden musste. Dortmunds Manager Michael Zorc sprach im "Kicker" von einer "absolut falschen, irren Entscheidung", der Kölner Geschäftsführer Armin Veh findet es "aberwitzig, dass man dort eine WM macht".
Klinsmann will dem Emirat eine Chance geben. "Ich kann es wirklich kaum erwarten. Ich denke, es wird ein wundervolles Erlebnis", sagte er und erinnerte daran, dass es auch vor der WM in Russland Bedenken gab, das Turnier dann aber "phänomenal" gewesen sei.
Von Vorurteilen hält der Ex-Profi nichts, wie er italienischen Journalisten am Montag erzählte. Als er 1989 von Stuttgart zu Inter Mailand ging, habe er sich öffnen müssen, erzählte er in fließendem Italienisch. "Das war der wichtigste Schritt meiner Karriere. Ich habe gesehen, dass es andere Lebensarten und Kulturen gibt, an die ich mich anpassen muss. Das war die schönste Lektion meines Lebens."
Mit seinem Optimismus steht Klinsmann derzeit dennoch ziemlich allein da - in den vergangenen Jahren hatten sich nur vereinzelt Ex-Kollegen wie Mario Basler oder Stefan Effenberg positiv über die WM 2022 geäußert.
Berti Vogts blickt dem Mega-Event dagegen eher mit Sorge entgegen und denkt dabei an die Fans und deren Freizeit. Der ehemalige Welt- und Europameister sowie Bundestrainer (72) hätte es besser gefunden, das Turnier auf mehrere Golfstaaten wie Kuwait, die Vereinigten Arabischen Emirate und Katar aufzuteilen - auch wenn das politisch kaum möglich ist. "Das ist das Problem", sagte er in Fürth. "Ich hätte erwartet, dass die FIFA das durchsetzt. In den Emiraten gibt es tolle Stadien, tolle Hotels, tolles Business. Ich hätte es besser gefunden, wenn man diese Region für eine Fußball-Weltmeisterschaft benutzt hätte."